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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wurden, bald als Theilnehmer und bald als Urheber jener vielen Angriffe auf Leben und Eigenthum, welche seit so vielen Jahren das Gebiet des oberen Floridas unsicher machten, und selbst die Bestrafung mit dem Tode, welche einen oder den andern, oder einen und den andern treffen konnte, hatten sie gewiß redlich verdient.
    Was die in jüngster Zeit in Jacksonville vorgekommenen Ereignisse betrifft, hatten die beiden Brüder wahrscheinlich abwechselnd die nämliche Rolle gespielt, nachdem die gesetzmäßigen Behörden nach dem Pöbelaufstande gestürzt worden waren. Entfernte sich Texar I. wegen eines vereinbarten Zuges, so ersetzte ihn Texar II. in der Ausübung seiner Functionen, ohne daß ihre Parteigänger davon etwas ahnten. Man konnte also annehmen, das ihnen bezüglich der, jener Zeit gegen die Ansiedler nordstaatlichen Ursprunges, sowie gegen die der Abschaffung der Sclaverei zustimmenden Pflanzer des Südens verübten Verbrechen nahezu der gleiche Antheil zukam.
    Beide mußten natürlich stets genau unterrichtet sein von Allem, was in den Centralstaaten der Union vorging, wo der Bürgerkrieg zuweilen ganz unvorhergesehene Wendungen nahm, wie im Staate Florida selbst. Sie hatten allmählich wirklich einen weitreichenden Einfluß auf die kleinen weißen Leute der Grafschaften, auf die Spanier ebenso wie auf die der Sclaverei anhänglichen Amerikaner, und endlich überhaupt auf den verächtlichsten Theil der Bevölkerung erlangt. Unter solchen Verhältnissen mußten sie auch häufiger brieflichen Verkehr pflegen, sich an irgend welchem verborgenen Orte ein Stelldichein geben, die Durchführung weiterer Pläne besprechen und sich wieder trennen, um Alibis für die Zukunft vorzubereiten.
    So geschah es daß, während der Eine auf einem Schiffe des Unionsgeschwaders in Hast gehalten wurde, der Andere die Ueberrumpelung von Camdleß-Bay ins Werk setzte, und wir wissen ja, wie es kam, daß er von dem in Saint-Augustine zusammengetretenen Kriegsgerichte von der wider ihn erhobenen Anklage freigesprochen wurde.«
    Wir sagten schon oben, daß auch das zunehmende Alter dieser ganz außergewöhnlichen Aehnlichkeit keinen Abbruch gethan hatte. Immerhin war es möglich, daß ein äußerlicher Zufall, eine Verwundung, diese völlige Uebereinstimmung dadurch störte, daß Einer dann ein sogenanntes besonderes Kennzeichen an sich getragen hätte. Das wäre aber hinreichend gewesen, den Erfolg ihrer Machinationen auf’s Spiel zu setzen.
    Bei ihrem höchst abenteuerlichen Leben setzten sie sich ja Gefahren jeder Art aus, deren Folgen, wenn sie nicht zu beseitigen waren, ihnen nicht ferner gestattet hätten, Einer für den Andern einzutreten.
    Sobald solche Zufälligkeiten dagegen sich verwischen oder ausgleichen ließen, hatte ihre Aehnlichkeit davon nicht weiter zu leiden.
    So kam es, daß dem einen Texar bei einem nächtlichen Ueberfalle, bald nach ihrer Ankunft in Florida, durch einen ganz aus der Nähe abgegebenen Gewehrschuß der Bart verbrannt wurde Sofort ließ auch der Andere sich rasiren, um gleich seinem Bruder bartlos zu erscheinen. Der Leser erinnert sich, daß dieser Thatsache bezüglich desjenigen Texar erwähnt wurde, der sich zu Anfang dieser Erzählung in der kleinen Befestigung aufhielt.
    Noch eine andere Sache verdient hier Erwähnung. Der Leser hat wohl nicht vergessen, daß Zermah zur Zeit, wo sie sich noch in der Schwarzen Bucht zurückgehalten sah, beobachtete, wie der Spanier sich den linken Arm tättowiren ließ. Das geschah aus folgendem Grunde: Sein Bruder hatte sich unter der Gesellschaft floridischer Reisenden befunden, die, durch eine Bande Seminolen abgefangen, ein unverwischbares Merkmal auf den linken Arm eingeritzt erhielten. Sofort wurde ein Abklatsch dieses Zeichens nach dem Blockhause gesendet, und Squambo mußte dasselbe in einer Tättowirung genau nachahmen. Die Identität Beider war nachher also wieder so vollständig wie zuvor.
     

    Der Indianer holte das betreffende Billet. (S. 382.)
     
    Wahrlich, man wäre versucht zu glauben, daß, wenn Texar I. sich etwa ein Körperglied abnehmen lassen mußte, Texar II. sich gewiß derselben Operation unterzogen hätte.
    Kurz, während eines Jahrzehntes hatten die Brüder Texar unausgesetzt diese Art Doppelexistenz geführt, und das mit solchem Geschicke, daß es ihnen bisher stets gelungen war, allen Verfolgungen der floridischen Justiz ein Schnippchen zu schlagen.
    Die beiden Zwillinge hatten sich bei ihrer verbrecherischen Thätigkeit wenigstens

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