Nord gegen Süd
gekommen.
Nachdem das Programm ihres Lebens auf diese Weise entworfen, kamen die beiden Zwillinge nach Florida, wo weder der Eine noch der Andere bisher bekannt gewesen war. Hierher verlockten sie besonders die zahlreichen Gelegenheiten zu heimlichen Schandthaten, die ein Staat darbieten mußte, in dem die Indianer noch immer einen hitzigen Kampf gegen Amerikaner und Spanier unterhielten.
Es war im Jahre 1850 oder 1851, als die beiden Texars auf der Halbinsel von Florida auftauchten; eigentlich sollte man freilich nur Texar, nicht die Texars sagen. Ihrer Uebereinkunft entsprechend, zeigten sie sich niemals gleichzeitig, niemals begegnete man ihnen denselben Tag am nämlichen Orte, und nie erfuhr Jemand, daß es zwei Brüder dieses Namens gab.
Und während sie ihre Person mit dem vollständigsten Incognito umgaben, hatten sie auch ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort in einen kaum zu lüftenden Schleier gehüllt.
Wir wissen, daß es der tiefe Hintergrund der Schwarzen Bucht war, wo sie geheime Zuflucht suchten. Die Centralinsel mit dem aufgelassenen Blockhause hatten sie bei einem ihrer Streifzüge längs der Ufer des Saint-John sozusagen entdeckt. Hierher brachten sie einige Sclaven, welche in ihr Geheimniß aber auch nicht eingeweiht wurden. Nur Squambo wußte etwas von ihrer Doppelexistenz. Von einer, jeder Probe stichhaltenden Ergebenheit gegen die beiden Brüder und von unverbrüchlicher Verschwiegenheit bezüglich alles dessen, was jene berührte, war der würdige Vertraute der Texars der unerbittliche Vollzieher ihrer Wünsche und Befehle.
Selbstverständlich erschienen diese niemals zusammen in der Schwarzen Bucht. Wenn sie sich über etwas zu verständigen hatten, so geschah dies schriftlich. Wir wissen auch aus dem Früheren, daß sie sich der Post dazu nicht bedienten. Ein Papierstückchen, verborgen im Hauptnerv eines Blattes, und die Befestigung dieses Blattes am Zweige eines Tulpenbaumes, der in der, die Schwarze Bucht umgebenden Sumpfgegend wuchs, mehr bedurfte es für sie nicht. Tag für Tag begab sich Squambo unter der nöthigen Vorsicht nach jenem Sumpfe. Brachte er dahin ein paar Zeilen, die der eben in der Schwarzen Bucht weilende Texar geschrieben hatte, so befestigte er dieselben an jenem Tulpenbaumzweige. Hatte der andere Bruder geschrieben, so holte der Indianer das betreffende Billet von der vereinbarten Stelle und brachte es nach der kleinen Befestigung.
Gleich nach ihrem Eintreffen in Florida hatten die Texars mit dem verworfensten Theile der Bevölkerung Verbindungen anzuknüpfen gestrebt. So wurden zahlreiche ehrlose Gesellen ihre Helfershelfer bei vielen, jener Zeit verübten Diebstählen und später ihre Parteigänger, als sie es dahin gebracht hatten, während des Secessionskrieges eine einflußreiche Rolle zu spielen. Bald trat der Eine, bald der Andere an deren Spitze, während diese niemals ahnten, daß der Name Texar zwei Zwillingen zukam.
Hiermit erklärt sich, wie die Texars bei Gelegenheit der wegen verschiedener Verbrechen angestellten Untersuchungen sich auf so viele Alibibeweise berufen konnten, die auch ohne begründeten Widerspruch anerkannt werden mußten. So geschah es bezüglich der dieser Erzählung schon vorausgegangenen Vorkommnisse, unter Anderm bezüglich jener in Brand gesteckten Farm. Obwohl James Burbank und Zermah den Spanier ganz positiv als Urheber jener Brandstiftung erkannt hatten, mußte dieser doch vom Richterstuhle zu Saint-Augustine freigesprochen werden, weil er nachwies, zur Zeit jenes Verbrechens in Jacksonville, und zwar in der Tienda Torillo’s gewesen zu sein, eine Behauptung, welche zahlreiche Zeugen bekräftigten. Ebenso verhielt es sich mit der Verwüstung von Camdleß-Bay. Wie hätte Texar das Raubgesindel zum Sturme auf das Castle-House führen, wie die kleine Dy und Zermah entführen können, da er sich unter den von den Föderirten bei Fernandina gemachten Gefangenen befand und auf einem Schiffe der Flottille zurückgehalten war?’ Der Kriegsrath sah sich also ebenfalls genöthigt, ihn trotz aller Beweise, trotz der von Miß Alice Stannard eidlich abgegebenen Erklärung von der erhobenen Anschuldigung freizusprechen.
Selbst angenommen, daß das Doppelwesen der beiden Texars endlich entschleiert wurde, würde man noch immer nicht gewußt haben, wer von Beiden persönlich an jenen verschiedenen Verbrechen betheiligt gewesen war. Höchstens hätte man sich dahin schlüssig machen können, daß Beide in gleichem Grade schuldig befunden
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