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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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jedoch den Wigwam verlassen und ihre Worte drangen nicht mehr bis zu Zermah’s Ohr.
    Das kurze Gespräch der drei Männer lautete übrigens wie folgt:
    »Zermah muß sterben!
    – Unbedingt! Wenn es ihr gelingen sollte, zu entwischen, ebenso wie wenn es den Föderirten glückte, sie uns hier abzunehmen, wären wir auf jeden Fall verloren. Drei Zoll Eisen ihr in’s Herz!
    – Sofort!« erklärte Squambo.
    Er begab sich schon, mit dem Jagdmesser in der Hand, nach dem Wigwam, als einer der beiden Texars ihn zurückhielt.
    »Halt an! sagte dieser. Zermah verschwinden zu lassen, wird immer noch Zeit sein, wenn wir eine andere Pflegerin des Kindes an ihre Stelle gesetzt haben, jetzt brauchen wir sie noch als solche. Zunächst laßt uns versuchen, über die augenblickliche Sachlage Klarheit zu erhalten. Auf Befehl Dupont’s durchsucht jetzt eine feindliche Abtheilung den Cypressenwald – wohlan, so streifen wir durch die Umgebungen der Insel und über den See. Nichts deutet vorläufig darauf hin, daß diese nach dem Süden hin ziehende Abtheilung sich der Küste nähere; geschieht es doch, so bleibt uns noch Zeit genug zur Flucht; geschieht es nicht, so bleiben wir eben hier und lassen sie ruhig tiefer nach Florida hinein marschiren. Dort ist die kleine Truppe in unserer Gewalt, denn wir gewinnen damit Zeit genug, den größten Theil der im Lande umherirrenden Milizen zu sammeln. Statt jene zu fliehen, werden wir sie vielmehr mit hinreichenden Kräften verfolgen. Es muß uns ein Leichtes sein, ihnen den Rückweg abzuschneiden, und wenn dem Gemetzel vom Kissimmee noch einzelne Seeleute zu entgehen vermochten, so wird diesmal kein einziger der Feinde zurückkehren.«
    Unter den gegebenen Verhältnissen war das offenbar das klügste Verfahren. Eine große Anzahl Südstaatler befand sich zur Zeit in dem umgebenden Lande und wartete nur auf die Gelegenheit zu einem erfolgversprechenden Handstreiche gegen die Föderirten. Wenn einer der beiden Texars mit seinen Leuten Kundschaft eingezogen hatte, wollten sie sich entscheiden, ob sie noch auf der Insel blieben oder mehr in der Richtung nach dem Cap Sable zurückwichen. Zur Ausführung wurde der folgende Tag bestimmt. Was Zermah anging, behielt Squambo den Auftrag, deren Stillschweigen – wie auch der morgende Auszug ausfiele – durch einen Dolchstoß zu sichern.
    »Das Kind jedoch betreffend, setzte einer von dem würdigen Brüderpaare hinzu, liegt es in unserem eigenen Interesse, es am Leben zu erhalten. Das hat nicht verstehen können, was Zermah verstanden hat, und es kann als Preis für unsere Auslösung dienen, im Falle wir in Howick’s Hände geriethen. Um seine Tochter zurückzukaufen, wird James Burbank auf alle Bedingungen eingehen, die zu stellen uns beliebt, nicht allein auf die Zusicherung unserer Straflosigkeit, sondern er wird obendrein noch jeden Preis zahlen, den wir für die Freigebung seines Kindes fordern.
    – Doch wird die Kleine, warf der Indianer ein, nicht selbst untergehen, wenn Zermah todt ist?
    – Nein, denn an Pflege soll es ihr nicht mangeln, antwortete der eine Texar, und ich werde ja leicht eine Indianerin finden, um die Mestizin zu ersetzen.
    – Mag sein! Vor Allem aber handelt es sich darum, daß wir von Zermah nichts mehr zu fürchten haben.
    – Sie wird bald, es komme, was da will, nicht mehr unter den Lebenden sein!«
    Hiermit endete das Gespräch der beiden Brüder, und Zermah hörte sie wieder in den Wigwam eintreten.

    Welch’ entsetzliche Nacht verbrachte das unglückliche Weib! Sie wußte, daß ihr ein gewaltsamer Tod bevor stand und dachte an sich selbst doch gar nicht.
    Um ihr Schicksal bekümmerte sie sich schon deshalb nicht, weil sie von jeher bereit gewesen war, auch das Leben für ihre geliebte Herrschaft hinzugeben. Aber Dy, die arme Dy ließ sie dann in der Gewalt dieser gefühllosen Schurken zurück. Selbst zugestanden, daß diese ein Interesse an dem Leben des Kindes hatten, würde dasselbe nicht dem Untergange verfallen sein, wenn ihm die sorgsame Pflege Zermah’s abging?
    Da drängte sich ihr ein Gedanke mit solcher Hartnäckigkeit – man könnte sagen, fast in Gestalt einer fixen Idee – auf, der Gedanke zu fliehen, ehe Texar sie von dem Kinde getrennt hatte.
    Während dieser scheinbar endlosen Nacht grübelte die Mestizin nur über die Möglichkeit, ihren Plan auszuführen, nach. Jedenfalls hatte sie aus jenem Gespräche unter Anderm die Gewißheit erlangt, daß einer von den Texars nebst deren Leuten am

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