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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gingen Alle an Bord.
    »Noch einen Augenblick, Texar, und Du wärst nicht mit fortgekommen, was doch recht unangenehm gewesen wäre, sagte der Eine jener Beiden.
    – Ja, Du hättest vor zwei weiteren Tagen nicht zurück sein können in.. Wo?… Nun, das werden wir ja erfahren, wenn Dir’s zu sagen beliebt, setzte der Andere hinzu.
    – Und hätte der Capitän auf den unverschämten Burbank gehört, nahm ein Dritter das Wort, so schwamm der »Shannon« jetzt schon eine gute Viertelmeile unterhalb Picolatas.«
    Texar hatte sich, begleitet von seinen Freunden, nach dem Vorderdeck begeben. Er begnügte sich, James Burbank, von dem ihn nur die Commandobrücke trennte, einen boshaften Blick zuzuwerfen. Wenn er auch kein Wort laut werden ließ, so verrieth es doch jener Blick, daß zwischen diesen beiden Männern ein unversöhnlicher Haß herrschen mußte.
    Was James Burbank angeht, so drehte dieser, nachdem er Texar kurz aber gerade in das Gesicht angesehen, dem Gegner nichtachtend den Rücken und setzte sich auf dem Hinterdeck, wo seine Anhänger schon Platz genommen hatten, ruhig nieder.
    »Er ist nicht bei guter Laune, der Burbank, meinte einer der Genossen Texar’s. Kann mir’s leicht denken. Das hat er nun von seinen Lügen, und der Recorder (eine Art Stadtrichter in England und Amerika) hat seinen falschen Zeugnissen volle Gerechtigkeit widerfahren lassen.
    – Aber noch nicht seiner Person, fiel Texar ein, und daß der Richterspruch auch diese ereilt, das nehme ich auf mich.«
    Der »Shannon« hatte inzwischen die ihn mit dem Lande verbindenden Taue gelöst. Der durch die langen Bootshaken abgedrängte Vordertheil tauchte schon wieder in die Strömung. Dann glitt er, getrieben von seinen mächtigen Rädern, welche die zurückweichende Fluth noch weiter unterstützte, schnell zwischen den Ufern des Saint-John hinab.
    Die Bauart dieser Dampfboote, welche den Dienst auf amerikanischen Strömen versehen, ist ja wohl ziemlich allgemein bekannt. Wirklich schwimmende Häuser von mehreren Stockwerken und überdeckt von breiten Terrassen, werden sie von den zwei Maschinenschornsteinen hoch überragt, und daneben von den Flaggenmasten, welche gleichzeitig zur Befestigung einer Zeltüberdachung dienen. Auf dem Hudson wie auf dem Mississippi könnten diese Dampfboote, diese Wasserpaläste, wohl die ganze Bevölkerung eines Fleckens aufnehmen. So großartiger Verhältnisse bedurfte es nicht für den Verkehr auf dem Saint-John und den der Städte Floridas. Der »Shannon« ist nur ein schwimmendes Hôtel, obwohl er der inneren wie äußeren Anordnung nach den »Kentukys« oder »Dean Richmonds« vollkommen ähnelte.
    Das Wetter war prächtig. Ueber dem tiefblauen Himmel verbreiteten sich nur vereinzelt leichte Dunstwolken. Hier unter dem 30. Breitengrad ist der Monat Februar in der Neuen Welt fast ebenso warm wie in der Alten etwa an der Grenze der Sahara. Dabei wehte übrigens eine angenehme Seebrise, welche hier das sonst leicht allzu heiße Klima mäßigte. Die allermeisten Passagiere des »Shannon« waren auch auf dem Verdeck geblieben, um den erquickenden Duft einzuathmen, den die Winde aus den benachbarten Wäldern herübertrugen. Die schrägen Strahlen der Sonne konnten sie nicht erreichen unter den Zeltdächern, welche durch die eigne Schnelligkeit des Dampfers gleich indischen Punkas hin und her bewegt wurden.
    Texar und fünf bis sechs seiner Begleiter, die mit ihm zu Schiffe gegangen waren, hatten es vorgezogen, sich nach einer der Abtheilungen des Speisesaales hinab zu begeben. Hier vertilgten sie – geübte Trinker, deren Gaumen an die starken Liqueure der amerikanischen Schänken gewöhnt waren – ganze Gläser voll Gin, Bittrem oder Bourbon-Whisky. Es waren ziemlich rohe Gesellen mit vernachlässigtem Aeußeren und roh in ihren Reden, mehr mit Leder als mit Tuch bekleidet, und dem Anschein nach gewohnt, mehr in den Urwäldern als in den Städten Floridas zu leben. Texar schien über sie eine Art Oberherrschaft auszuüben, die er wohl nicht weniger seiner Energie des Charakters, wie seiner hervorragenden Stellung und guten Vermögenslage verdankte. Da Texar nicht zu sprechen beliebte, schwiegen seine Genossen ebenfalls still und verwendeten die Zeit, da sie nicht plauderten, eifrig zum Trinken.
    Nachdem Texar flüchtigen Blickes eine der Zeitungen durchmustert, die auf den Tischen des Speisesalons zerstreut lagen, warf er das Blatt weg mit den Worten:
    »Das ist Alles schon alt!
    – Glaub’ es gern,

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