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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bestätigte einer seiner Begleiter, eine vor drei Tagen erschienene Nummer!
    – Und binnen drei Tagen geschieht Mancherlei, seit man sich jetzt vor unseren Thoren schlägt, setzte ein Anderer hinzu.
    – Wie stehts denn überhaupt mit dem Kriege? fragte Texar.
    – Was uns persönlich nahe angeht, Texar, wie folgt: die föderalistische Regierung beschäftigt sich, wie man sagt, mit den Vorbereitungen zu einer Expedition nach Florida. Wir werden uns also in nächster Zeit auf einen Einfall der Föderalisten gefaßt machen müssen.
    – Ist das gewiß?
    – Ich weiß es nicht; das Gerücht davon ging aber in Savannah, und in Saint-Augustine hat man es mir bestätigt.
    – Bah! Sie mögen nur kommen, diese Föderalisten, die sich vermessen, uns unterdrücken zu wollen! rief Texar, der seine Drohung mit einem so heftigen Faustschlage begleitete, daß die Gläser und Flaschen auf dem Tische tanzten. Ja, sie mögen nur kommen! Man wird dann ja sehen, ob die Sclavenbesitzer Floridas sich von jenen abolitionistischen Räubern gutmüthig ausplündern lassen!«
    Diese Antwort Texar’s hätte Jedem, der bezüglich der eben jetzt in Amerika sich abspielenden Ereignisse nicht auf dem Laufenden gewesen wäre, zweierlei gelehrt: daß der thatsächlich durch jenen am 11. April vom Fort Sumter abgefeuerten Kanonenschuß erklärte Secessionskrieg jetzt fast am hitzigsten wüthete, denn er streckte sich hinab bis zu den Grenzen des äußersten Südens; und dann, daß Texar als Parteigänger der Sclaverei gemeinsame Sache mit der weitaus größten Mehrheit der Bevölkerung der sogenannten Sclavenstaaten machte.
    Heute fanden sich nun an Bord des »Shannon« mehrere Vertreter der zwei Hauptparteien, einestheils – nach den verschiedenen, ihnen während dieses langen Kampfes gegebenen Benennungen – Nordstaatler, Anti-Sclavenkämpfer, Abolitionisten oder Föderirte, und anderentheils Südstaatler, Sclavenkämpfer, Secessionisten oder Conföderirte.
    Eine Stunde später erhoben sich, nachdem sie sich hinreichend gesättigt, Texar und die Seinigen, um nach dem Oberdeck des »Shannon« zurückzukehren. Das Schiff war schon an der rechten Uferseite an der Trent-und der Sechsmeilenbucht vorübergekommen, welche den Zusammenhang der Gewässer des Flusses, die eine mit dem Innern eines dichten Cypressenwaldes, die andere mit den ausgedehnten Zwölfmeilen-Sümpfen vermitteln, welche Letztere den Namen von ihrer Länge entlehnt haben.
    Der Dampfer zog jetzt zwischen einer Doppelwand prächtiger Bäume dahin, zwischen Tulpenbäumen, Magnolien, Pinien, Cypressen, immergrünen Eichen, Yuccas und verschieden anderen, die sich alle durch schönen Wuchs auszeichneten und deren Stämme unter einem unentwirrbaren Dickicht von Azaleen und Schlangenkraut verschwanden. Zuweilen erschien an der offenen Seite jener Buchten, durch welche die sumpfigen Ebenen der Grafschaften Saint-Jean und Duval den Wasserzufluß erhalten, die ganze Atmosphäre von starkem Moschusgeruch erfüllt. Dieser rührte jedoch nicht von jenen Pflanzenspecies der zur Familie
Mimulus
gehörigen Moschusblume her, deren Duft sich in diesen Klimaten oft recht bemerkbar macht, sondern von Alligatoren, welche bei dem Vorüberrauschen des »Shannon« nach dem hohen Ufergebüsch entflohen. Dazu flatterten Vögel aller Art in die Höhe, Spechte, Sumpfreiher, Jaccamars oder Glanzvögel, Rohrdommeln, weißköpfige Tauben, Orpheen, Spottvögel und hundert andere von verschiedener Gestalt und Befiederung, während der merkwürdige Katzenvogel mit seiner Bauchrednerstimme alle Laute, jedes Geräusch derselben nachahmte – selbst das sonore, fast dem Ton einer Metalltrompete gleichende Geschrei des Halskrausenhahnes, dessen Laute man bis auf eine Entfernung von vier bis fünf (englischen) Meilen hören kann.
    In dem Augenblicke, wo Texar hinter dem Treppenmantel hervortrat, um sich wieder nach dem Verdeck zu begeben, wollte eben eine Frau nach dem Salon hinuntergehen. Diese wich etwas zurück, als sie sich unerwartet jenem Manne gegenübersah. Es war eine im Dienste der Familie Burbank stehende Mestizin. Ihre erste Bewegung war die eines unüberwindlichen Abscheus, als sie sich Auge in Auge mit jenem erklärten Feind ihres Herrn befand. Ohne auf den stechenden Blick, den Texar ihr zusandte, weiter zu achten, wich sie zur Seite aus; Jener dagegen wandte sich, die Achseln zuckend, an seine Genossen:
    »Ja, das ist Zermah, rief er, eine der Sclavinnen jenes James Burbank, der sich als Gegner der

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