Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)
Inklusive des im Halsstumpf platzierten Käfers
…“
„Ja, in verschiedenen Internetforen kann man schon alles Mögliche darüber lesen. Die Leute zerreißen sich ja förmlich das Maul darüber.“
„Die Frage, die mich zurzeit am meisten beschäftigt, ist, was diese fünf Männer gemeinsam haben. Es muss etwas geben!
Frank Schneider und Maximilian Meyer-Sklodorowsky sind zusammen zur Schule gegangen, das steht fest. Aber da muss noch etwas anderes sein! Wir waren jetzt am Fundort der Leichen Nummer vier und fünf, wenn man Meyer-Sklodorowsky mitzählt.“
Benecke war sich darüber im Klaren, dass er Dücker seinerseits etwas anbieten musste, wenn er dessen Kooperationsbereitschaft haben wollte. Dazu gehörte auch eine Andeutung, dass er noch mehr wusste. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Der Reporter schien neugierig geworden zu sein. „Okay“, sagte er. „Alles auf den Tisch!“
„Selbstverständlich“, nickte Benecke, erfreut darüber, dass sein Plan aufgegangen war.
„Die haben zusammen studiert“, rückte Dücker nun mit seinem Wissen heraus.
„Wer?“, fragte George erstaunt.
„Na, alle fünf! Und während des Studiums haben sie mit einem VW-Bus hier auf Rügen Urlaub gemacht. Ich weiß das, weil ich den Besitzer des Campingplatzes kenne, auf dem die fünf damals kampiert haben. Diese Information besitze ich auch erst seit zwei Tagen.“
„Ist damals irgendetwas passiert? Etwas, das mit einem Kind zu tun hat?“, mischte sich der Kriminalbiologe nun ein.
„Wie kommen Sie auf ein Kind?“
Benecke erzählte ihm von dem abgelegten Bart in dem sogenannten Kinderfußabdruck am Sagenstein.
„Ja, da war etwas“, gab Dücker zögernd zu. „Ein Unfall, der nie ganz aufgeklärt wurde. Die Polizei hat damals gegen die fünf Studenten ermittelt, weil jemand ihren Bully erkannt haben wollte, der wohl einen anderen Wagen von der Straße gedrängt hat. Aber das Ganze ist im Sande verlaufen. Ein Ehepaar starb bei dem Unfall, nur ihr Kind, ein kleiner Junge, überlebte. Die Eltern waren bekannte Leute. Zumindest hier in der Gegend. Der Vater des Jungen war Biologe …“
„Hat der sich zufällig mit Käfern beschäftigt?“, mutmaßte jetzt Benecke.
Dücker bestätigte: „War sein Spezialgebiet.“
„Wie hieß dieser Biologe?“, fragte George und glaubte jetzt, der Lösung des Falles endlich nahe zu sein.
Dücker sah die beiden mit unergründlicher Miene an, schaute auf seine Uhr, zögerte kurz und meinte dann: „Wissen Sie was, ich habe noch einen dringenden Termin. Heute Abend gehe ich zu dieser Informationsveranstaltung über HDTV-PRO, die im Hotel Seestern stattfindet.“
„Herr Eggers hat so etwas schon erwähnt“, mischte sich George enttäuscht ein.
„Ich mache eine kurze Sendung darüber. Wenn Sie wollen, treffen wir uns dort und dann bringe ich alles mit, was ich an Material habe.“
„Gut“, nickte Benecke.
Es ging ihm zwar ähnlich wie George, aber er konnte den Mann ja schließlich nicht zwingen, ihm sofort an Ort und Stelle mehr Auskünfte zu geben. Schon im Weggehen begriffen, drehte sich Dücker nochmals um: „Aber Sie bringen bitte auch alles mit, was für mich als Reporter interessant sein könnte. Also Tatortfotos und so weiter!“
„Versprochen!“
***
Lydia hatte das Hotel „Fürst Jaromar“ im Ostseebad Thiessow für das Abendessen ausgesucht. Es lag an der Südostspitze Rügens, direkt am Waldrand und war nur einen Steinwurf von der Ostsee entfernt.
Das 4-Sterne-Hotel mit exklusivem Wellnessangebot verfügte über eine traumhaft ruhige Lage. Wie Benecke von seiner Frau sogleich erfuhr, verdankte es seine Namensgebung dem Ranenfürsten Jaromar I., der nach der Zerstörung der Burgwälle von Arkona und Garz auf dem Rugard bei Bergen residiert hatte. Durch den Entschluss, die Lehnshoheit des dänischen Königs und den christlichen Glauben anzunehmen, sicherten sich Jaromar und sein Bruder Tetzlaw die weitere Herrschaft über Rügen. Als Vasallen des dänischen Königs beteiligten sich die Ranen in den Folgejahren an mehreren Kriegszügen.
Derart mit historischen Hintergrundkenntnissen ausgestattet, betraten George und das Ehepaar Benecke nun das Hotel. Ein freundlicher Mann vom Service führte sie direkt in das Restaurant Odin, von dem aus man eine tolle Sicht auf die Zickerschen Berge und den Greifswalder Bodden hatte.
„Na, habe ich zu viel versprochen?“, fragte Lydia begeistert.
„Ich habe jedenfalls einen Mordshunger“,
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