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Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)

Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)

Titel: Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hendrik M. Bekker , Albert Baeumer , Alfred Bekker
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mit unüberhörbarem Berliner Dialekt und Mutterwitz. „Aber sagen Sie, dieser Köpfer, von dem alle auf der Insel reden – det is doch in echt – oder oochń Krimispiel?“
    „Nein, das ist leider ein echter Fall“, erwiderte Bruhn. „Aber wie gesagt, heute, während meiner Führung, geht es ganz sicher nicht kriminell zu.“
    „Wat, wissen Sie denn schon, ob nich ein Taschendieb in der Gruppe is?“, meinte die Berlinerin.
    Bruhn nahm auch diese Äußerung mit Humor auf und ging zunächst nicht weiter darauf ein.
    „Wenn man heute nach Putbus kommt“, sagte er, „wird man empfangen von weiß strahlenden Häusern. Das Zentrum bildet ein kreisrunder Platz. Sein imposantes Aussehen verdankt Putbus – bekannt auch als „Weiße Stadt“ und „Rosenstadt“ –
    seinem Gründer und Bauherren Fürst Malte zu Putbus. Als Vorbild galten dem durch Reisen innerhalb Deutschlands sowie nach Italien, Frankreich, England und Holland kunst-und welterfahrenen Fürsten neben Heiligendamm zum Beispiel die Stadtanlagen von Karlsruhe, der englische Badeort Bath mit seinem weltberühmten ‚Circus‘ und weitere Architekturensembles europäischer Geltung …“ Lydia ertappte sich dabei, wie ihre Gedanken etwas abschweiften. Sie hatte so viel von dem Fall mitbekommen, mit dem sich ihr Mann und George beschäftigten, dass sie gar nicht anders konnte, als auch immer wieder darüber nachzudenken.
    „Namhafte Architekten der ‚Berliner Schule‘ arbeiteten im Auftrag des Putbusser Fürstenhauses an den repräsentativen Bauten des Ortes“, fuhr Bruhn fort. „Dazu zählen Johann Gottfried Steinmeyer und Friedrich August Stüler, der nach Schinkel bedeutendste Architekt der preußischen Bauakademie. Karl Friedrich Schinkel selbst wird die Mitwirkung an einigen Putbusser Bauentwürfen nachgesagt.
    Eindeutig nachweisbar sind nur seine Besuche auf der Insel Rügen und in Putbus, unter anderem 1821 und 1835, sowie der Entwurf für den Mittelturm des fürstlichen Jagdschlosses in der Granitz. Die architektonische Bedeutung des Ortes Putbus soll nun ein Blick auf einige ausgewählte Bauwerke verdeutlichen.“ Bruhn wandte sich der Berlinerin zu und sagte augenzwinkernd: „Taschendiebe, gute Frau, interessieren sich meiner bescheidenen Lebenserfahrung nach grundsätzlich nicht für Architektur – sondern eher für Mode.“
    „Wat? Wie meinen Se denn ditte?“
    „Na ja, die interessiert doch eher, ob man die Taschen gut ausleeren kann – nicht, ob die Häuser einen geschichtlichen Wert haben! Die Mühe, dafür extra an einer zweistündigen Stadt- und Parkführung teilzunehmen, würden die sich bestimmt nicht machen.“
    „Ja, soo habíck dit noch nich betrachtet!“

    ***
    Als Benecke und George am Kap von Arkona eintrafen, waren Bruno Dücker und sein Team gerade fertig mit der Sendung.
    „Ist das nicht der Moderator, der Gerlinde Grasmück im Fernsehen interviewt hat?“, meinte Benecke. „Als wir bei diesem Störens waren, lief doch der Fernseher.“
    „Ja, richtig!“, stellte George fest.
    Dücker hatte sich so aufgestellt, dass im Hintergrund der Burgwall der ehemaligen Jaromarsburg zu sehen war. Von der Burg und dem Tempel des Svantevits war nichts mehr vorhanden, denn in den letzten Jahrhunderten waren immer wieder Teile des Hochuferkliffs ins Meer gestürzt, und so war nur ein Drittel der ursprünglichen Fläche noch zu besichtigen.
    Jetzt gab der Moderator das Mikrofon an eine seiner Mitarbeiterinnen weiter.
    Als der Kriminalbiologe und der Reporter sich vorstellten, schien er weder begeistert noch informiert worden zu sein, dass die beiden ihn aufsuchen wollten. Sein Chef hatte ihn offenbar nicht erreicht.
    „Es stimmt, dass ich mich mit dem Fall befasst habe“, sagte er deshalb wohl auch etwas unwirsch. „Aber ehrlich gesagt, sollte das eigentlich noch nicht an die große Glocke gehängt werden.“
    „Na ja, wir sind ja auch nicht die große Glocke“, stellte Benecke lächelnd klar. „Und darüber hinaus, will Ihnen auch niemand Ihre Story wegnehmen. Der Herr Schmitz ist zwar auch Journalist, tritt da aber selbstverständlich gerne in die zweite Reihe. Nicht wahr?“
    Schmitz runzelte die Stirn. „Also …“
    „Betrachten Sie uns nicht als Konkurrenz“, betonte Benecke noch einmal. „Es geht darum: Frank Schneider und seine drei verschwundenen Begleiter, die man ja nach und nach aufgefunden hat, haben etwas mit einem gewissen Maximilian Meyer-Sklodorowsky zu tun, der vor Jahren auf dieselbe Weise umkam.

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