Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)
wenig. Aber wenn Sie schon mal nachgesehen haben: War denn etwas Interessantes dabei, was uns weiterbringen könnte?“
George seufzte: „Ehrlich gesagt, nicht so richtig. Nur Allgemeines. Die Vierköpfigkeit von Svantevit wird zum Beispiel als ein Symbol von vierfacher Kraft gedeutet, wobei eigentlich niemand genau weiß, was tatsächlich dahintersteckt. Eine andere Meinung besagt, dass die vier Köpfe in alle Himmelsrichtungen schauen können, also Svantevit als Gott dargestellt wird, der ,alles‘ sieht.“
„Verstehe. Die Ranen haben wahrscheinlich im Gegensatz zu den Christen sehr wenig aufgeschrieben.“
George lächelte und tätschelte seinen Laptop. „Richtig. Und wer schreibt, der bleibt – die anderen eben nicht. Wie auch immer: Damit habe ich nur die Zeit vertrödelt.“ Er fasste sich an den Bauch. „Und das, obwohl Frühstückszeit ist. Das will schon was heißen …“ Dabei blickte er sehnsüchtig zum üppigen Frühstücksbuffet hinüber, von dem er sich beim Betreten des Raums im Vorbeigehen schon ein Brötchen geschnappt hatte.
Benecke deutete diesen Blick richtig und meinte dann: „Ich will ja nicht drängen, aber müssten wir nicht so langsam aufbrechen, wenn wir pünktlich in Stralsund sein wollen?“ George blickte auf seine Armbanduhr und machte anschließend eine wegwerfende Handbewegung.
„Ach, den kleinen Rückstand holen wir schon wieder auf! Da werde ich eben ein bisschen schneller essen und anschließend noch ein bisschen schneller fahren müssen!“ Benecke begeisterte die Vorstellung eines sportlichen Fahrstils gar nicht. Er fuhr am liebsten mit der Bahn oder mit seiner Frau, deren vorausschauenden Fahrstil er gut kannte.
Der Reporter legte seine Utensilien auf einen freien Stuhl, trennte sich fürs Frühstück sogar ausnahmsweise für ein paar Augenblicke von seiner Kamera und kehrte anschließend mit einem ansehnlich gefüllten Teller vom Frühstücksbuffet zurück.
„Kann es sein, dass der Täter seine Macht demonstrieren will?“, fragte er dann kauend. „Jemand, der sich mal sehr ohnmächtig gefühlt hat, der tief gedemütigt wurde und jetzt mit der Macht uralter Götter im Rücken zurückkehrt, um …
Tja, um was eigentlich?“
„Darauf hat Hauptkommissar Jensen vielleicht eine Antwort –
falls wir ihn heute noch antreffen“, antwortete Benecke.
George tat jedoch so, als hätte er den gewissen Unterton in der Stimme des Kriminalbiologen nicht bemerkt.
Der Kellner kam an den Tisch und fragte George, ob er Tee oder Kaffee wollte.
„Im Moment das, was schneller geht“, entgegnete der Reporter.
„Das geht beides schnell.“
„Dann Kaffee.“
Wenig später kam der Kellner mit dem Kaffee zurück. „Bitte schön.“ Dann wandte er sich an Benecke und gab ihm das Buch, das er unter den Arm geklemmt hatte. „Würden Sie mir bitte dies einmal signieren? Für Heiko Rypalla.“ Der etwa einsachtzig große, mittelblonde Mann in den Vierzigern lächelte etwas verlegen. „Das bin ich!“ Benecke sah auf das Buch. „Ja, im Prinzip bin ich gerne bereit, zu signieren, aber …“
„Hier ist ein Stift!“
„… aber ich bin nicht Frank Schätzing!“
Heiko Rypalla runzelte die Stirn. „Sie sind doch der, bei dem es immer um Wissenschaft geht! Aus dem Fernsehen!“
„Ja, bei mir geht es auch um Wissenschaft, aber um eine etwas andere. Ich bin Mark Benecke, der Maden-Doktor, der durch Untersuchung der Insektenbesiedelung den Todeszeitpunkt von Menschen bestimmt!“
„Oh!“, entfuhr es Rypalla. „Dann will ich trotzdem ein Autogramm, aber lieber auf die Serviette.“ George bemühte sich indessen, einen etwas zu großen Bissen herunterzuschlucken.
„Da Sie schon einmal hier sind, können Sie uns vielleicht bei etwas anderem weiterhelfen“, holte George nun tief Luft.
Rypallas Stirnrunzeln verstärkte sich. „Ist was mit dem Kaffee oder fehlt Ihnen noch etwas?“
„Nein, nein!“
George klappte den Laptop auf. Ein paar Tastenklicks und ein Bild der beiden Joggerinnen am Ziegenstein war zu sehen.
„Ich weiß, dass es unverschämt ist, aber haben Sie in Ihrem Hotelbüro vielleicht einen anständigen Drucker, mit dem man davon einen Papierabzug machen könnte?“
„Ja, das lässt sich machen“, meinte Rypalla.
Er betrachtete die Gesichter der beiden Frauen etwas länger.
„Kennen Sie eine der Damen?“, hakte George nach, der für so etwas einen untrüglichen Instinkt besaß.
„Ja, die beiden waren vor etwa einer Woche hier und haben
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