Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)
einen ziemlichen Aufstand veranstaltet. Und das vor den anderen Gästen!“
„Worum ging es denn bei diesem Aufstand?“, forschte George interessiert nach.
„Nun, es war kein Zimmer für die beiden reserviert, und mit Seeblick, wie die zwei es gerne gehabt hätten, war nichts mehr frei. Dann stellte sich schließlich heraus, dass die beiden Frauen unser Hotel schlicht verwechselt und woanders reserviert hatten. Wir waren also vollkommen unschuldig.“
„Wissen Sie noch, in welchem Hotel die beiden reserviert hatten?“
„Bei den Kollegen vom Hotel Seestern in Baabe. Wollen Sie den Weg dahin wissen?“
„Gerne. Die beiden Frauen sind vielleicht wichtige Zeugen in dem Mordfall mit dem Geköpften. Sie haben sicher davon gehört?
Der Kellner nickte.
Benecke mischte sich nun ein und sagte an George gerichtet:
„Wir müssen nach Stralsund, wir können da unmöglich jetzt vorbeifahren.“
„Wissen Sie was, ich werde einfach mal im Seestern anrufen, ob die beiden Frauen dort sind. Dann fahren Sie auf jeden Fall nicht umsonst hin!“ Rypalla deutete auf Georges Frühstücksteller. „Ein paar Minuten sind Sie ja sowieso noch hier, denke ich …“
„Gut“, murmelte George und stürzte sich ein zweites Mal auf das Buffet.
Noch bevor er aufgegessen hatte, war Rypalla wieder zurück.
„Die beiden Damen sind auf einer Exkursion in den Nationalpark Jasmund und wahrscheinlich erst heute am späten Nachmittag wieder zurück.“
„Bedauerlich“, sagte George.
Rypalla gab ihm einen Zettel. „Hier habe ich die Namen der beiden. Wenn Sie wollen, kann ich dafür sorgen, dass an der Rezeption im Hotel Seestern eine Nachricht für die beiden Zeuginnen hinterlassen wird.“
„Gute Idee“, meinte George. „Am besten, Sie hinterlassen dort meine Handy-Nummer.“
„Kein Problem. Für einen Rückruf kann ich natürlich nicht garantieren …“
„Nein, natürlich nicht.“
Mark Benecke erhob sich nun und verabschiedete sich noch von Lydia, die während des Gesprächs der Männer zwar noch am Tisch gesessen, aber in dieser Zeit still die Informationsbroschüre zum Nationalpark Jasmund studiert hatte.
Benecke drängte George, sich etwas zu beeilen.
Seine Frau stichelte: „Als passionierter Nicht-Autofahrer kann er die Entfernung nicht wirklich abschätzen.“
***
Während der Fahrt nach Stralsund sah sich Benecke noch einmal die Tatortfotos auf dem Display seiner Digitalkamera an, in der Hoffnung, dass ihn darauf irgendetwas, das er zunächst nicht beachtet hatte, vielleicht plötzlich auf die richtige Spur brachte. Manchmal war das so. Aber offenbar nicht dieses Mal.
Von dem Käfer hatte er auch eine schöne Aufnahme gemacht.
Der Käfer selbst war natürlich ein Beweisstück und würde wahrscheinlich in einer Asservatenkammer landen anstatt in einem Naturkundemuseum, wo dieses Präparat zweifellos eher hingehört hätte.
„Sagen Sie, haben Sie vielleicht etwas darüber gefunden, wie die Ranen und ihre Götter mit Käfern zusammenhängen?“, fragte Benecke plötzlich.
Aber George hatte dafür im Moment keine Antwort, denn er hörte gerade angestrengt den Nachrichten des Lokalfunksenders Antenne MV zu. Hier äußerte sich ein Pressesprecher der Polizei in Stralsund etwas vorsichtig zu den bisherigen Ermittlungsergebnissen – oder besser gesagt, er vermied sorgsam eine detaillierte Äußerung hinter einer Reihe von wohlgesetzten Floskeln. Die Kunst zu reden, ohne etwas zu sagen, beherrschte er mit einem Grad an Perfektion, der ihn für einen derartigen Job geradezu prädestinierte.
George seufzte hörbar, als der Beitrag zu Ende war.
„Und nun weiter Musik!“, ertönte die Stimme einer Radiosprecherin.
„Jetzt bin ich wieder ganz Ohr für Sie, Dr. Benecke!“, meinte George. „Ich wollte nur eben diesen Beitrag hören. Hat sich aber nicht gelohnt.“
„Die eiern ganz schön herum, was?“
„Kein Wunder. Die Polizei tappt völlig im Dunkeln“, war George überzeugt. „Glauben Sie mir, wenn wir gleich im Präsidium sind, erwarten Sie besser keine allzu konkreten Ergebnisse. Ich kenne das. So etwas habe ich einfach im Gefühl, nach all den Jahren im Nachrichtengeschäft. Da weiß man, wo die Luftblasen sind, hinter denen in Wahrheit überhaupt nichts steckt.“
„Käfer und Ranen – gibt’s da einen Zusammenhang?“, hakte Benecke nun erneut nach.
„Keine Ahnung, Sie sind doch der Insektenkundler.“
„Ja schon, aber Sie sind doch seit heute Morgen der
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