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Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)

Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)

Titel: Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hendrik M. Bekker , Albert Baeumer , Alfred Bekker
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ein.
    „Vermutlich“, stimmte Jensen zu. „Die Ehefrau ist jedenfalls auf dem Weg hierher, sie wird in etwa einer halben Stunde eintreffen und ihren Mann offiziell identifizieren. Dann können wir damit auch an die Presse.“ Jensen atmete tief durch. „Er war hier auf Rügen, um an einem Seminar für gestresste Manager teilzunehmen. Burnout-Prophylaxe oder so etwas Ähnliches. Vier Teilnehmer dieses Kurses sind vermisst, einen haben wir gefunden …“
    „Bis auf den Kopf“, stellte Benecke fest. Jensen sah ihn deswegen mit leichtem Befremden an. Benecke blickte von dem Obduktionsbericht auf. Seine Bemerkung war in keiner Weise zynisch gemeint gewesen, sondern lediglich als rein sachliche Feststellung gedacht, aber Jensen schien sie irgendwie falsch aufgefasst zu haben.
    Der Kriminalbiologe zuckte mit den Schultern. „Ja, ich meine, ist doch so: Der Kopf fehlt doch immer noch, wenn ich das richtig sehe!“
    Er klopfte mit der Hand auf den Bericht. „Hier steht etwas Interessantes. Dem Toten ist offenbar ein Betäubungsmittel verabreicht worden. Also auf deutsch: K.-o.-Tropfen.“
    „Ja“, nickte Jensen.
    „Interessant ist auch, dass hier steht, was er zuletzt getrunken hat.“
    „Was denn?“, wollte Georg Schmitz wissen.
    „Ranen-Met“, las Benecke vor. „Was soll das überhaupt sein?“
    „Ach, so ein spezielles Öko-Bier, das angeblich nach Art der Ranen produziert wird“, informierte ihn Jensen.
    „Die Analyse ist aber in diesem Punkt sehr präzise. Ich lese ja viele solcher Berichte, aber da kann man schon froh sein, wenn da steht, dass der Ermordete Bier getrunken hat –
    welche Sorte, das habe ich noch nie irgendwo aufgelistet gesehen.“
     
    „Unser Gerichtsmediziner ist leidenschaftlicher Hobby-Bierbrauer und hat außerdem zusätzlich eine Doktorarbeit in Lebensmittelchemie geschrieben.“
    „Thema: Analyse von Biersorten?“, kommentierte Benecke schmunzelnd.
    „So ähnlich.“
    „Ich würde mich gerne mit ihm unterhalten.“
    „Der Gerichtsmediziner heißt Gratzow, und sobald die Ehefrau den Toten identifiziert hat …“
    „Mit der würde ich auch gerne sprechen“, sagte Benecke.
    Jensen seufzte. „Meinetwegen. Ohne Sie komme ich in dieser Sache anscheinend sowieso nicht richtig weiter. Lassen Sie es uns umgehend erledigen.“

    ***
    Der Einzige, der sich in den Räumen der Gerichtsmedizin –
    dem Refugium von Dr. Gratzow – wirklich wohlzufühlen schien, war Mark Benecke. Alles, was es ansonsten an unappetitlichen Details an Tatorten zu finden gab, existierte natürlich auch hier, aber Benecke empfand es schon als angenehm, dass man nirgends Gefahr lief, in etwas Undefinierbares hineinzutreten oder Spuren durch einen winzigen Augenblick der Unachtsamkeit unwiederbringlich zu zerstören. So etwas passierte auch Routiniers immer wieder.
    Manchmal stellte man das Malheur erst anhand der Tatort-Fotoauswertung fest. Aber dann nützte es einem nur herzlich wenig, wenn man erkannte, dass da mal etwas gewesen war, was man hätte untersuchen können. Ein Fleck, eine Spur, ein Gegenstand, der für unwesentlich gehalten worden war. Was auch immer!
    Dr. Gratzow war ein Mann, der kaum noch Haare auf dem Kopf hatte – und die wenigen, die da noch wuchsen, waren so kurz geschnitten, dass Beneckes Bürstenschnitt dagegen schon fast wie die Frisur eines Hippies wirkte – von Georges Lockenpracht einmal ganz abgesehen.
    „Sie sind also der Bier-Doc“, sagte Benecke grinsend, als er Gratzow die Hand gab, und spielte damit auf die Information über die Doktorarbeit des Gerichtsmediziners an.
    „Tja, kann man so sagen“, gab Gratzow lächelnd zurück.
    „Und ich bin der Maden-Doc!“
    Nachdem auch Hauptkommissar Jensen und George den Gerichtsmediziner begrüßt hatten, meinte Gratzow:
    „Hauptkommissar Jensen hat mir ja am Telefon mitgeteilt, dass Sie aus Funk, Fernsehen und Büchern bekannt sind.“
    „Na ja, ich will mal nicht übertreiben!“, sagte Benecke.
    „Ich wollte nämlich gerade sagen: In meinem Job kommt man leider weder zum Fernsehen noch zum Lesen.“
    „Ich habe noch nie einen Fernseher besessen! In unserem Beruf findet man fachliche Informationen auch besser in Fachzeitschriften und dem Internet. In Ihrem vorläufigen Bericht steht etwas davon, dass der Tote Ranen-Met getrunken hatte“, lenkte Benecke nun das Gespräch auf den Kern der Sache. „Können Sie mir etwas mehr Auskunft darüber geben?“
    „Oh, was die Analysemethode angeht …“
    „Nein, nein“,

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