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Nordseefluch: Kriminalroman

Nordseefluch: Kriminalroman

Titel: Nordseefluch: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Gartenbeleuchtung und schlich auf Socken in mein Bett.

11
    Als ich am Samstagmorgen aufwachte, dröhnte mein Kopf. Das Bett meiner Frau war leer. Ich zog die Rollos hoch und glaubte die Erklärung für meinen Weltschmerz gefunden zu haben.
    Ein dichter Schnürregen hatte den Rasen unter Wasser gesetzt.
    Der Himmel war schwarz-grau.
    »O Gott«, stöhnte ich und zog mich an.
    Meine Frau hatte bereits Brötchen geholt. Sie lagen verlockend auf dem Brotteller.
    Am Frühstückstisch ging es munter her. Meine Frau fragte grinsend: »Na, du Detektiv, steckt der Täter nun endlich in den Klammern deiner unbeliebten Mengenlehre? Oder gab es nur leere Flaschen?«
    Ich musste lachen. Meine Söhne, die meine Kontakte zu den Kriminalbeamten toll fanden, schauten mich fragend an.
    »Macht euch nur lustig über mich, aber ich glaube schon, dass ich den Herren der Polizei einen Dienst erweisen kann«, sagte ich und belegte mir eine Brötchenhälfte mit Schinken.
    Der Tee war ausgezeichnet, aber Kaffee wäre mir lieber gewesen.
    Ich dachte an meinen vernachlässigten Sport.
    »Wie wäre es mit einem Besuch des Meerwasserwellenbads in Norddeich?«, fragte ich. »Denn in die Nordsee steigen bei diesem Wetter nur Verrückte.«
    Die Begeisterung blieb aus. Kein Wunder, denn an den Fenstern der Küche lief der Regen entlang. Pfützen standen auf der Straße.
    Das Telefon klingelte.
    »Das wird Opa sein«, sagte ich.
    Meine Frau verließ die Küche. »Der Kommissar!«, rief sie wenig später.
    Ich eilte in den Korridor.
    Meine Frau drückte mir den Hörer in die Hand.
    »Ja?«, sagte ich.
    Kommissar Pietsch fragte freundlich: »Wie wäre es mit einem Inselbesuch, Herr Färber? In einer Stunde geht das Schiff.«
    Blitzschnell überlegte ich. Umsonst sollte meine Denkarbeit während der Nacht nicht gewesen sein. Außerdem ehrte mich die Einladung und weckte meine Neugierde. Meine Frau stand neben mir. Sie nickte.
    »Ich komme mit«, sagte ich entschlossen.
    Nach dem Frühstück brachte meine Frau mich nach Norddeich.
    Trostlos ragte die Mole wie ein überdimensionaler Finger in das aufgewühlte Meer.
    Im Fischereihafen tanzten die fest vertäuten Fischkutter mit blassen Farben auf den Schwappwellen. Auf dem Deich kämpften einige Allwetterwanderer mit dem Wind.
    Vor der »Frisia X » , die schaukelnd am Kai lag, standen Kommissar Pietsch und Kriminalassistent Heiko Ekinger. Sie hatten die Kapuzen ihrer Jacken über die Köpfe gezogen, um sich vor dem klatschenden Regen zu schützen. Sie winkten meiner Frau zu, als ich ausstieg. Wir hasteten über die Gangway, setzten uns im Unterdeck an einen Fensterplatz, bestellten Kaffee und blickten in das trostlose Grau in Grau.
    Während die »Frisia X« ablegte, mit dem kräftigen kabbeligen Wasser kämpfte und der Wind den Regen gegen die Fenster warf, hörten die Kripobeamten mir gespannt zu. Ich trug ihnen die Ergebnisse meiner nächtlichen Grübeleien vor.
    Heiko Ekinger sagte begeistert: »Äußerst brauchbar.«
    Der Kaffee unterbrach das Gespräch. Der Kommissar starrte lange nach draußen, wo es nichts zu sehen gab.
    »Die Dimensionen mögen stimmen, Herr Färber. Dennoch finde ich, dass wir noch nicht am Ziel sind. Nehmen wir an, Ihr Kollege Stinga ermordete den Kutscher. Finden Sie ein Motiv?«
    »Nein«, antwortete ich, »aber vielleicht kann es uns gelingen, die Leerstellen bald zu füllen.«
    »Da ist etwas dran«, sagte Ekinger. Er trug sein Hemd offen und rauchte. Wir schwiegen eine Weile und dachten nach. Aber auch unser anschließendes Gespräch verlief ohne greifbare Ergebnisse.
    Die »Frisia X« legte an.
    Über Juist fegte der Sturm, der uns den Regen voll entgegenpeitschte. Durchnässt gelangten wir zum Strandschlösschen. Dort stellten wir unser Gepäck in den Zimmern ab und machten uns auf den Weg.
    Die Droschkenzentrale befand sich vor dem Loogdorf im Knick des Deiches zur Wattseite. Sie nahm kaum Bauland in Anspruch und ließ den Pferden, wenn sie nicht gerade traben mussten, den Zugang zu den grünen Deichwiesen.
    Der Unternehmer, als hätte er sich nicht umgezogen, empfing uns so, wie ich ihn am Tatort gesehen hatte: im Troyer mit aufgesetzter Prinz-Heinrich-Mütze.
    »Die Kutsche steht im Schuppen. Nächste Woche kommt ein Junge vom Festland, der bis in die Nachsaison das Gefährt übernehmen wird«, sagte er.
    Ein scharfer Salmiakgeruch von Pferdeurin stieg mir in die Nase. Auf dem Hof war ein gewaltiger Misthaufen aufgeschichtet. Ich vernahm Pferdegewieher aus einem

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