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Nordseefluch: Kriminalroman

Nordseefluch: Kriminalroman

Titel: Nordseefluch: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Raum stehen«, antwortete der Kommissar.
    Die erwähnte Kutsche begann eine zentrale Rolle in der Aufklärungsarbeit einzunehmen.
    »Wir müssen Ihnen einige Untersuchungsergebnisse mitteilen, Herr Färber, da Sie ja nun wie ein Kollege an der Aufklärungsarbeit beteiligt sind. Der Kutscher heißt Norbert Batinga. Er war zweiundzwanzig Jahre alt. Seine Eltern besitzen in der Kreisstadt das Möbelhaus ›Euro-Inter‹. Er war ihr einziger Sohn. In der Schule eckte er ständig an und musste schließlich wegen schlechter Noten das Gymnasium verlassen. Er trennte sich vom Elternhaus, lebte kurzfristig in einer Kommune in Berlin. Er setzte sich ab und kam nach Juist. Hier nahm er den Job des Kutschers an. Unsere Recherchen ergaben, dass er sich zu den Grünen zählte und antibürgerlich eingestellt war. Die Obduktion lieferte keine Hinweise auf Rauschgifteinnahme. Ein Bürgersohn, der im Wohlstand groß geworden war und ein einfaches Leben anstrebte. Insel, Meer und Pferde waren die Argumente für die Annahme des Jobs. Das ist unser Fazit.«
    »Auch er ist ein Aussteiger wie Manfred und Ihr Kollege Stinga«, sagte Heiko Ekinger.
    »Aussteiger hin, Aussteiger her, nur wie sollen wir all diese Beziehungen in eine logische Ordnung bringen? Wir stoßen immer wieder auf zeitliche Unvereinbarkeiten«, sagte ich.
    »So ist es«, sagte der Kommissar. »Als Herr Köth den Kutscher fand, war dieser bereits mehrere Stunden tot. Marion wurde eine Stunde vor dem Kutscher ermordet.«
    »Manfred hat die Kutsche gesehen, Herr Kommissar«, sagte ich. »Hatte der Kutscher die Dünen aufgesucht, um einem dringenden Bedürfnis nachzukommen? Wenn ja, dann konnte Manfred ungehindert das tote Kind zur Kutsche bringen und zum See-Shop transportieren. Er fuhr die Kutsche zurück zum Tatort. Der Kutscher verlässt die Dünen wieder, besteigt sein Gefährt und fährt drauflos. Er hat es eilig, zur Zentrale zu kommen. Er rechnet mit seinem Chef ab, fährt zurück zum Tatort, um nachzuschauen, was dort los gewesen war. Dort erwartet ihn Manfred, der den Zeugen einfach umbringt. Manfred sucht daraufhin seine Bude auf. Er steht während der Taten voll unter Alkohol und kann sich an nichts mehr erinnern.«
    Kommissar Pietsch stand auf. Er schritt ans Fenster und blickte für Sekunden in den Garten. Dann drehte er sich um.
    »Diese theoretische Konstruktion des Ablaufs würde erklären, wie das tote Kind zum See-Shop kam«, stellte er fest.
    »Batinga als ein zufälliges Opfer«, warf Ekinger unzufrieden dazwischen. »Manfred Kuhnert in der Rolle eines Doppelmörders! Wenn das so wäre, dann gehört der Rest unserer Arbeit in den Bereich des Professors für Psychiatrie.«
    »Das sind nur vage Vermutungen, Heiko«, sagte Pietsch. »Dennoch müssen wir einem Fehlverhalten des Kutschers auf die Spur kommen und zusätzlich den mysteriösen Selbstmord des Lehrers einbeziehen.«
    Wir tranken Tee und aßen vom Gebäck.
    »Ihr Besuch in Bremen war nicht umsonst, Herr Färber«, sagte Pietsch. »Noch haben wir den Faden des Knäuels nicht in der Hand. Ich danke für die nette Bewirtung und Ihren Einsatz.«
    Ich begleitete die Beamten vor das Haus und verabschiedete mich von ihnen.
    Als ich zurückkam, räumte meine Frau das Geschirr ab. Ich holte mir eine Flasche Bier. Ich dachte bereits wie ein Kriminalbeamter und verzichtete auf das Fernsehen.
    »Bleib nicht so lange auf«, mahnte mich meine Frau.
    »Ich habe morgen den freien Samstag«, antwortete ich.
    »Jupp, ich bin müde und gehe zu Bett«, sagte sie und verließ mein Arbeitszimmer.
    Auch die Söhne hatten sich bereits zurückgezogen. Ich setzte mich an den Schreibtisch, schaute durch das Fenster und trank Bier. Die Gartenleuchte warf ihr Licht auf die Terrasse und vom Wald her schlich die Dunkelheit heran.
    Ich fragte mich, ob Manfred Kuhnert in den Dünen mit Mordabsichten auf der Lauer gelegen hatte, um den Kutscher Batinga zu empfangen. Der Kutscher war in Hektik auf der Marktstraße an mir vorbeigedonnert, und wie ich jetzt wusste, um seinem Verderben entgegenzufahren.
    Über die Terrasse schlich sich im Halbdunkel eine Katze in mein Blickfeld. Ich beobachtete ihren gestreckten Körper. Die Duckhaltung und ihr gesenkter Kopf ließen erkennen, dass sie bereit war, sich auf ein Opfer zu stürzen. Feld- und Wühlmäuse stellten für unsere Gärtner in Berum eine Plage dar.
    Der Todeskampf des Opfers spielte sich nicht vor meinem Fenster ab. Hatte tatsächlich Manfred wie die Katze hinter Dünengras und

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