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Nordseefluch: Kriminalroman

Nordseefluch: Kriminalroman

Titel: Nordseefluch: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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angrenzenden Stall.
    Heiko Ekinger ging zur Kutsche und betrachtete das Fahrzeug erneut, als berge es ein Geheimnis.
    Der Kommissar sprach mit dem Unternehmer über Norbert Batinga, der lieber die Zügel einer Kutsche in den Händen gehalten hatte, als sich den hochtrabenden Zielen seiner Eltern zu unterwerfen.
    Ich hörte zu.
    »Norbert war schon in Ordnung«, sagte der Unternehmer. Da gab es nichts Schlechtes, was der Chef über seinen Angestellten aussagte. »Korrekt, ohne einen Blick auf die Uhr und äußerst zuverlässig hat der Junge seinen Dienst versehen und mit nur geringen Ansprüchen die kleine Kammer bewohnt, die sich dort im Anbautrakt der Scheune befindet.«
    »Wir haben sie bereits kennengelernt, aber Herr Färber nicht. Gestatten Sie, dass wir noch einmal einen Blick hineinwerfen?«, fragte der Kommissar.
    Der Unternehmer nickte, während Heiko Ekinger zu uns kam. Eine Treppe führte vom Schuppen hoch. Oben gelangten wir auf einen kleinen Korridor. Ich sah die vielen Türen von Kammern. Der schwere Mann im Troyer schloss die erste Tür auf, wies nach innen und sagte: »Seine Eltern kümmern sich nicht um seinen Nachlass. Es gibt auch nichts Besonderes aufzulisten. Nur möchte ich die Sachen loswerden.«
    »Heiko und ich haben hier nichts Aufregendes entdeckt, Herr Färber«, sagte Pietsch. »Weder Briefe noch Kaufbelege. Eine Zeitschrift, sporadisch am Kiosk gekauft, ließ darauf schließen, dass der Junge Pferde liebte und für die Natur schwärmte. Dafür sprachen auch einige Taschenbücher mit gleichen Inhalten.«
    Ich schaute mich um, vermutete hinter den verschlossenen Türen eines billigen Holzspinds die dürftige Garderobe des jungen Aussteigers und näherte mich der Stereoanlage. Sie war der einzige Luxus, den das Zimmer bot. Kahle Wände, kein Poster, Bett, Tisch, Stühle und ein kippbares Dachfenster, das zu hoch lag, um nach draußen schauen zu können.
    Ich zog eine CD aus dem gefüllten Ständer, las BAP, und dachte an meinen Vetter Hannes.
    »Darf ich?«, fragte ich, wartete nicht auf eine Antwort, schaltete das Gerät an und legte die CD ein. Aus der Umhüllung fiel ein geknicktes Foto auf den Boden. Während ich mich danach bückte, zog die Popgruppe im reinsten Kölsch alle Register.
    »Klänge der Heimat«, sagte der Kommissar.
    Ich betrachtete das abgegriffene Foto. Es zeigte eine Strandschöne im Bikini. Ich hielt das Foto gegen das Licht und stellte die Musik leise.
    »Verstehen Sie den Text?«, fragte der Kommissar den Unternehmer.
    »Nein, aber gehört habe ich diese Musik oft, wenn der Junge sie bis in die Nacht hinein spielte«, antwortete er.
    »Ist das seine Freundin?«, fragte ich ihn.
    Er schaute nur kurz auf die Fotografie.
    »Sein Privatleben ging mich nichts an. Budenbesuch hatte er keinen«, sagte der Chef des Kutschers.
    »Lieben kann man auch in den Dünen«, witzelte ich. Mir fiel auf, dass die knackige Blondine schon älteren Semestern zuzuordnen war.
    Der Unternehmer sagte mürrisch, als ärgere er sich über meine Ausgelassenheit: »Einmal hat er sogar im Stall geschlafen, als der Gaul eine leichte Kolik hatte.«
    Ich reichte das Foto dem Kommissar, stellte den CD-Player ab und wollte mich gerade erheben, als mein Blick auf einen billigen Emailleanhänger fiel.
    Vor hellem Grün zierte ein schwarz eingerahmter roter Stern das Schmuckstück. Es war der zackige Stern der Kommunisten.
    Ein seltener Zufall, dachte ich, denn mir kam der wertlose Modeschmuck bekannt vor und ich fühlte eine innere Aufregung. Meine Hand zitterte leicht, als sie nach dem zerrissenen Kettchen griff.
    »Herr Kommissar, Manfred ließ ein solches modernes Kultgehänge von seiner Heldenbrust baumeln, um uns im Unterricht zu provozieren«, sagte ich.
    Ekinger sah mich interessiert an.
    »Sind Sie sich sicher, Herr Färber?«, fragte er.
    Ich nickte.
    »Hat der Kutscher diesen Schmuck getragen?«, fragte der Kommissar den Unternehmer.
    »Vielleicht während seiner Freizeit, aber nicht im Dienst. Ich habe das Ding noch nicht zu Gesicht bekommen«, antwortete er.
    Der Kommissar steckte den Schmuck in die Tasche.
    Wir verließen die Kammer, die der Unternehmer verschloss. Unten verabschiedeten wir uns von ihm und traten wieder in den Regen.
    Von der Straße gelangten wir über den Piratenpfad in die Dünen. Durch unsere Parkas drang die Nässe bis auf die Haut durch. Am Strand rollten donnernd die Wellen aus.
    Meer und Himmel vereinten sich am Horizont zu einem verwaschenen Grau. Selbst die Möwen

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