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Nordseefluch: Kriminalroman

Nordseefluch: Kriminalroman

Titel: Nordseefluch: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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waren zu Hause geblieben. Der Wind trieb uns die Regenschwaden entgegen. Vom gewaltigen Schnurrbart des Kommissars tropfte das Wasser und ich beobachtete, wie der Regen Heiko Ekinger in den Hemdkragen lief.
    Vor uns lagen die überschwemmten Sandburgen und umgekippten Strandkörbe, deren Farben blass wirkten.
    Ich war froh, als wir das Strandschlösschen erreichten, und nahm mir vor, mich in der Hotelsauna fit zu baden, um einer Erkältung vorzubeugen.
    Wir trafen uns zum Kaffee in der Hotelbar. Hier konnten wir uns ohne Mithörer ungeniert unterhalten, denn das Restaurant war mit Urlaubern, die Tee zu sich nahmen, gut besucht.
    Der Ober brachte uns Kaffee. Ich fühlte mich topfit nach dem Saunabesuch.
    »Herr Färber, für uns hat der billige Modeschmuck, dem wir bei unserem ersten Besuch keine Bedeutung beimessen konnten, nun eine ernst zu nehmende Aussagekraft bekommen«, sagte der Kommissar. »Wir müssen davon ausgehen, dass Manfred Kuhnert ihn in der Kutsche verloren hat, als er mit ihr die tote Marion zum See-Shop transportiert hat.«
    »Diesem Argument pflichte ich bei«, sagte Assistent Ekinger. »Allerdings fehlt uns die Erklärung, wie Manfred in den Besitz der Kutsche gelangt sein kann.«
    »Nun, meine Theorie ist folgende: Der Kutscher hat Feierabend. Er lenkt die Kutsche an die Dünen, um seine Blase oder Darm zu leeren. Dabei hat er sein Gefährt vorübergehend verlassen«, sagte ich.
    »Gut, Herr Färber, folgen wir dem Gedanken«, sagte Kommissar Pietsch. »Manfred Kuhnert, betrunken, gerade zum Mörder geworden, trägt sein Opfer zur Kutsche und fährt davon. Als er es auf dem Hof des See-Shops abgelegt hat, wird er sich seiner schrecklichen Tat bewusst und lenkt die Kutsche zum Tatort zurück.«
    »So könnte es gewesen sein«, sagte ich. »Der Kutscher entdeckt, dass jemand sein Gefährt benutzt hat. Er rechnet mit seinem Chef ab und übernimmt den Zusatzdienst. Sein Weg führt ihn wieder zum Tatort. Er hat die Unkorrektheiten seinem Chef gegenüber verschwiegen. Die Suchmeldung nach dem vermissten Urlauberkind hat zu diesem Zeitpunkt die Kutscherzentrale noch nicht erreicht.«
    »Vielleicht hilft uns diese Schönheit weiter«, sagte Ekinger und betrachtete das geknickte Foto, das in der CD-Hülle der Band BAP gesteckt hatte. »Die Dame hat nicht nur eine verführerische Oberweite, sondern ihre Bizeps und Beinmuskeln lassen auf Kraft schließen.«
    »Drehen Sie das Foto um, Heiko«, sagte der Kommissar.
    Ekinger las: »Von I. v. S.« Er reichte mir das Bild und fuhr fort: »Für einen jungen Kutscher eine flotte reife Puppe.«
    »Diese Widmung bringt mich auf eine Idee, Herr Pietsch«, folgerte ich. »Batinga hat mögliche Unregelmäßigkeiten seiner letzten Tour seinem Chef nicht gemeldet, weil er seine Kutsche abgestellt hatte, um sich in den Dünen mit einem Mädchen zu treffen. Er hat damit Manfred Kuhnert geradezu sein Gefährt angeboten.«
    Pietsch blickte mich für Sekunden ernst an.
    Er trank den Rest des Kaffees.
    »Herr Ober!«, rief er, als ein Kellner Erdbeerkuchen an uns vorbeitrug.
    »Und nun?«, fragte Heiko Ekinger. Er schaute hungrig hinter dem Ober her.
    Ich musste lachen. Der Kriminalassistent mit seinen zwei Zentnern Gewicht hätte allen Grund gehabt, sich darüber zu freuen, dass wir bisher viele Kalorien verbraucht hatten. Der Ober erschien an unserem Tisch.
    »Setzen Sie den Kaffee auf meine Rechnung«, sagte der Kommissar und erhob sich.
    Wir schauten ihn fragend an.
    »Meine Herren, wir werden uns erkundigen, ob jemand die dralle Schönheit kennt, die dem Kutscher ihr Foto anvertraut hat, der bei seinen Pferden schlief, wenn sie Koliken hatten«, sagte der Kommissar.
    Der Regen hatte nachgelassen. Die Wilhelmstraße füllte sich mit Urlaubern, die Wetterkleidung trugen. In der Kurverwaltung wurde noch gearbeitet. Studentinnen ordneten Berge von Anmeldungen, um sie für die Eingabe in den Computer vorzubereiten.
    Der Abteilungsleiter, ein sympathischer Mittdreißiger, führte uns vom umlagerten Tresen in sein kleines Büro. Ohne den Blick auf die Dienstmarke hatte er begriffen, dass wir keine leeren Betten suchten und auch nicht als Nörgler erschienen.
    Kommissar Pietsch stellte sich und uns vor und ließ dem Mann das Wort, der Weber hieß und munter von seinem Dienst zu reden begann.
    »Meine Herren, bevor Sie mir von Ihren Schwierigkeiten berichten, muss ich loswerden, was mein Job so alles mit sich bringt. Vor wenigen Minuten musste ich zwei Herren beruhigen und

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