Nordseefluch: Kriminalroman
gönnen.«
»Warum haben Sie uns Ihr Zusammentreffen mit Marion verschwiegen?«, fragte Ekinger.
Köth blickte ängstlich um sich. Dann neigte er sich vor und sagte leise: »Aus Furcht vor meiner Frau! Wir haben keine Kinder. Sie war unfruchtbar und ist schrecklich eifersüchtig.«
»Und der Mann, der das Mädchen so kurz vor ihrem Tod in Empfang nahm, wie sah er aus?«, fragte der Kommissar.
Kört überlegte kurz und lieferte eine Beschreibung, die auf Manfred Kuhnert wie zugeschnitten passte.
Er blickte verlegen um sich.
»Herr Kommissar, was sollte ich machen?«, sagte er. »Nachdem die Kleine tot war, haben Sie den Mörder auch ohne mein Dazutun sofort überführt.«
»Wann reisen Sie ab, Herr Köth?«, fragte der Kommissar.
»Nicht vor Ende Juli«, antwortete er.
»Sie arbeiten nicht mehr?«, fragte ich ihn.
Köth schaute mich überrascht an.
»Nein. Wir hatten einen Frisiersalon. Den haben wir verpachtet«, sagte er.
»Sie sind Friseur?«, fragte Ekinger.
»Friseurmeister und meine Frau Friseurmeisterin«, antwortete er stolz.
»Und wo betrieben Sie Ihren Friseursalon? Ich habe viele Jahre in Düsseldorf im Polizeipräsidium gearbeitet«, sagte der Kommissar.
»In Korschenbroich bei Mönchengladbach«, antwortete Köth.
Er blickte sich ungeduldig um.
»Da kommt meine Frau«, sagte er.
»Herr Köth, wir wünschen Ihnen und Ihrer Gemahlin noch schöne sonnenreiche Tage«, sagte der Kommissar freundlich. »Sollte unsere Aufklärungsarbeit es erforderlich machen, werden wir Sie noch einmal aufsuchen.«
Der kleine Mann verbeugte sich, setzte sein Hütchen auf und schritt seiner Frau entgegen, die ihn an Größe nicht nur überragte, sondern ihn auch zu beherrschen schien.
Sie nahm ihn grob in den Arm.
Ich musste lachen und schaute hinter dem ungleichen Ehepaar Köth her.
Kommissar Pietsch blickte ernst in die Tasse, als könne er aus dem kalten Teerest Erkenntnisse ziehen. Sekunden später hob er den Blick.
»Es kann nur Stinga gewesen sein, der den trainierten Kutscher umgebracht hat. Nehmen wir an, Ihr Kollege hat seine Tochter in der Kutsche gesehen. Er versuchte sie zu erreichen. Er trifft sie aber nicht an.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das gibt keinen Sinn«, sagte er und überlegte.
»Warum nicht?«, fragte Heiko Ekinger. »Marions Kleidung haben wir bisher nicht gefunden. Wenn Marions leiblicher Vater auf die Kleidung gestoßen ist, muss er ein Verbrechen vermutet haben. Die Insel war in Aufruhr. Suchtrupps waren unterwegs. Nehmen wir an, Batinga, der wieder zu seiner Geliebten will und seine Kutsche, wie Ihr Vetter Hannes berichtete, ordnungsgemäß abgestellt hat, erreicht zufällig den Tatort und entdeckt geschockt die Kleider der toten Marion. Stinga hält ihn für den Mörder und bringt ihn um.«
»Mein Gott, das wäre äußerst tragisch«, sagte ich und konnte diese Lesart nicht von der Hand weisen.
»Wir müssen uns noch einmal bei Stinga umsehen«, stellte Kommissar Pietsch fest.
Er stand auf und ging zum Telefon. Als er zurückkam, sagte Ekinger: »Wechseln wir das Thema und die Tapeten.« Er wies auf den Restaurationsraum, aus dem uns Unterhaltungsmusik entgegenwehte.
Wir fanden einen freien Tisch. Die frohe Stimmung der Urlaubsgäste übertrug sich auch auf uns.
Es war bereits spät, als wir unsere Zimmer aufsuchten.
Wir nahmen unser Frühstück bereits um sechs Uhr ein. Wir saßen an einem Fenstertisch und waren die einzigen Gäste. Hinter uns deckten Bedienstete die Tische für die Hotelgäste, die noch schliefen.
Die Sonne kündigte einen herrlichen Badetag an. Vor unseren Blicken lag die Postkartenromantik mit einem blauen, weiten Meer. Die Wellen schäumten, wenn sie sich über den weißen Sand ergossen, und über dem leeren Strand kreischten die schwebenden Möwen.
Ich fühlte mich ausgeruht und mir schmeckte das großzügige Frühstück. Plötzlich sah ich, wie der kleine Köth die Hotelterrasse betrat, ulkige Gymnastikbewegungen ausführte und dem Wasser entgegenlief. Vor den Wellen krempelte er seine Hosenbeine hoch und stolzierte durch den Schaum.
»Ein drahtiges Kerlchen«, sagte ich lachend.
»Seine Frau wird den schönen Morgen verschlafen«, meinte der Kommissar.
Wir verließen nach dem Frühstück das Strandschlösschen. Die Straßen waren wie leer gefegt. Auch auf der »Frisia X«, befanden sich außer uns nur wenige Passagiere, als sie ablegte.
Ich dachte an meinen Kollegen Stinga und wusste nicht, ob er zum Mörder geworden war.
Warum hat
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