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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Ein besseres Souvenir kann sich doch keiner vorstellen. Stell dir den Direktor einer koreanischen Firma für Messgeräte vor, wie er an seinem Hochglanzschreibtisch sitzt. Vor ihm diese Miniatur. Er kann sie bewundern und gleichzeitig kann er sich darüber freuen, dass seine Welt den Westen überflügelt hat. Die Miniatur steht für eine Vergangenheit, die keinen mehr bedroht; die Gegenwart und die Zukunft sind in seiner Hand. Er kann lächeln und sich freuen. »Früher habt ihr das besser gekonnt als wir. Doch jetzt sind wir dran. Die Welt gehört von jetzt an uns.«
    Katrin schüttelte den Kopf. »Du bist doch ein Fantast.«
    Lebeau freute sich. »Ich stelle ihn mir vor, diesen Minister. Er sitzt da an seinem Prachttisch mit den vergoldeten Drachenfüßen. Und darauf steht ganz bescheiden der Zytglogge. Bescheiden, aber teuer. Es ist ein Luxusobjekt. Die Herstellung ist teuer. Und natürlich das Material. Egal, der reiche Mann kann sich das leisten. Und diese Miniatur erinnert ihn an einen erfolgreichen wirtschaftlichen Kampf, sooft er sie anschaut. Deshalb macht sie ihn glücklich, vielleicht weiß er das nicht so genau. Aber bei der nächsten Reise kauft er sich wieder eine, damit er einem Geschäftsfreund eine Freude machen kann. Und so wird es weitergehen. Es ist die großzügige Freude des Siegers.« Er lachte schelmisch. »Und über diesen lustigen Umweg kommt viel von dem Geld zurück, das sie uns abgeluchst haben. Aber das wird keiner merken.«
    Katrin lächelte. »Du bist doch ein Träumer! Wie kommen alle diese Sachen nur in deinen Kopf?«
    Max schaute sie liebevoll an. »Man kommt auf Gedanken, wenn man in aller Ruhe basteln kann.«
    Er drehte die Miniatur in seinen Händen, bevor er sie wieder in den Holzkasten über der Werkbank stellte.

    In jener Sitzung traf ihn ein Schlag auf den Kopf. Er hatte es nie für möglich gehalten, doch seine beiden Welten konnten endlich zusammenkommen, sein Traum würde sich verwirklichen lassen, wenn er ihn mit der Firma verband. Er würde ihn und die Firma retten. Er, der Uhrmacher aus dem Jura, würde die Firma vor dem Untergang retten, und zugleich würde sein Traum Wirklichkeit werden.

    Hätte er sich nur einen einzigen Augenblick Zeit genommen, um diesen Gedanken zu überprüfen, hätte er geschwiegen. Doch es war alles anders gekommen. Die Spielregeln jener Sitzung schienen längst festgelegt.
    In einer emotionalen Aufwallung breitete er seine Idee vor der Versammlung aus. Zu spät begriff er, dass er damals das Beste, was er zu bieten hatte, den Hyänen zum Fraß vorgeworfen hatte.

    Dieser Moment hatte sich in seinem Gehirn und in seiner Seele eingebrannt.
    Es war stickig heiß gewesen im Sitzungsraum. Er hatte es nicht gewagt, die Vorhänge zu schließen. Forster, der Produktmanager, hielt sein Manuskript leicht schräg, damit das Licht darauf fiel. Er schaute in die Runde. Die Gesichter seiner Kollegen waren entweder verkrampft vor geheuchelter Aufmerksamkeit oder völlig ausdruckslos vor Verzweiflung.
    Ernst Köhler, der ihm schräg gegenüber saß, unterdrückte ein Gähnen, er schien gegen den Schlaf zu kämpfen. Willi Renz machte hektisch Notizen. Hektik war seine Möglichkeit, auf unangenehme Situationen zu reagieren. Kaum hatte man die roten Zahlen nicht mehr verdrängen können, begann Renz Sitzungen zu organisieren, er lud Fachleute ein, die zum Thema Management dozierten, alles, was man schon längst wusste, nur die Worte waren neu, was auch nichts nützte. Es gab nichts Neues unter der Sonne, aber Renz würde das nie merken.
    Neben Renz war Petermann der Einzige, der wirklich zuhörte; er war der Einzige, der präzise Fragen stellte. Petermann war noch im Saft und hatte noch einiges vor in seinem Leben; auch er traute der Firma nicht mehr. Man hatte gehört, dass er nach einer guten Position in einer anderen Firma suchen ließ. Die schlaueste Ratte verließ als Erste das sinkende Schiff.

    Sylvia Brändli saß an der Seite und stenografierte. Ihr sorgfältiges Protokoll wurde im Anschluss an die Sitzung abgeändert. ›Modifiziert‹ sagte man, das schien zulässiger als ›abändern‹; doch es blieb die Tatsache, dass jemand etwas verdreht hatte.
    Max Lebeau bereute zum ersten Mal in seinem Leben, dass er sich nie für Protokolle interessiert hatte.

    Es war an einem Samstagmorgen gewesen. Alle waren da.
    Die Geschäftsleitung hatte sich in den letzten Tagen öfter getroffen als in den vergangenen zehn Jahren insgesamt.
    »Die roten Zahlen lassen

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