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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Zoppa schaute ihr gebannt zu.
    Sie öffnete die Augen wieder und schaute in den Becher. »Nicht schlecht. Übrigens, du hattest recht mit deiner Vermutung. Lebeau ist der Erfinder der Miniatur.«
    Nino Zoppa streckte seine Beine aus und strahlte. »Und wie hast du das herausgefunden?«
    »Oskar Schmied, der Chef der Firma, hat’s mir erzählt.«
    »Könnte diese Information wichtig sein?«
    Nore Brand ließ sich Zeit mit der Antwort.
    »Ja«, sagte sie dann. »Ja.«
    »Ja?«
    »Ja«, erwiderte sie.
    »Mehr nicht?«
    »Noch nicht.«
    »Aha.«
    Sie lehnte sich über den Tisch. »Hast du etwas über Henriette Fink herausgefunden?«
    »Ja«, sagte er und schwieg.
    Sie musste lachen. »Komm jetzt! Bitte keine Retourkutschen!«
    »Deswegen bin ich eigentlich hier. Eine Freundin von Mona arbeitet auf dem Einwohnermeldeamt, die kennt eine Henriette Fink. Sie soll bei TTC gearbeitet haben, vor und während der Krisenjahre. Dann sei sie weggezogen, nach Australien. Sie habe eigentlich auswandern wollen, aber das hat nicht geklappt. Nach ein paar Jahren sei sie wieder zurückgekommen.«
    Nore Brand klappte ihren Laptop zu. »Wie wir wissen, wohnt sie in der Länggasse, hat eine Tochter und scheint zu privatisieren.«
    »Die Mutter hat eine Tochter, und die Tochter hat eine Schildkröte«, grinste er. »So einfach ist das manchmal. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, diese Frau zu überprüfen.«
    »Weil du Wilma und Julius nicht kennst. Noch nicht. Aber lassen wir Henriette Fink mal beiseite.«
    »Weißt du etwas über die Kleine?«, fragte Nino Zoppa mit besorgter Stimme.
    Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ein Gefühl sagt mir, dass diese Frau sich meldet, sobald sie Grund hat, sich Sorgen zu machen. Zudem zeigt sich Julius, der kleine Freund, nicht mehr. Ich glaube, der weicht mir aus. Ich halte das eher für ein gutes Zeichen.« Sie verstummte und dachte eine Weile nach. »Doch, das ist eher ein gutes Zeichen. Auf jeden Fall sind wir weit davon entfernt, eine Fahndung einzuleiten.«
    Sie hob den Kopf. »Und? Was tun wir jetzt?«
    Nino Zoppa saß vornübergebeugt auf dem Stuhl und grübelte.
    »Mister Police Academy«, begann er langsam, »hat herausgefunden, dass alle ein Alibi haben. Außer Petermann und Lebeau. Aber dieser Petermann gehört nicht zum Kreis der Verdächtigen, ich habe mich ein bisschen umgehört. Mit Weissen habe ich gesprochen, aber sein Alibi ist nicht wasserdicht. Seine Frau sagt, er habe den Abend in der Sauna verbracht. Du erinnerst dich. Vielleicht verdunstet sein Alibi noch, wenn wir ihm ein bisschen Feuer machen«, grinste er. »Weissen und Lebeau scheinen befreundet zu sein. Die beiden spielen Tennis miteinander und joggen. Fitness-Fanatiker«, meinte er abfällig, »dieser Weissen hat trotzdem ein paar Jahresringe. Trotz Rennen und Schwitzen.«
    »Und wen nehmen wir uns als Nächstes vor?«, fragte sie.
    »Max Lebeau. Den habe ich nur einmal ganz kurz gesehen, als ich den Computer der Finanzabteilung holen ging. Ich hatte den Eindruck, dass ihm das Ganze sehr nahegeht. Wir wissen jetzt, dass er ein genialer Typ ist, und wir kennen den Inhalt seines Papierkorbes.« Er erhob sich. »Ja, Nore. Wir müssen zu Lebeau. Bei dem stimmt etwas nicht.«

    Ein paar Minuten später verließen sie das Polizeigebäude. Der Oppenheimbrunnen stand schwer bepackt mit Natur auf dem Waisenhausplatz. Schüler eilten achtlos daran vorbei. Eine Frau zerrte vier dicke Hunde über den Fußgängerstreifen Richtung Langmauerweg. Die armen Tiere mussten an die Aare hinunter.
    Nore Brand deutete hinter sich. »Schau mal.«
    Es war Föhnstimmung. Die grauen Zacken der Alpenkette stachen aus dem grauen Nebel in den bleichorangen Morgenhimmel.
    »Hm«, erwiderte Nino Zoppa. Er schaute nicht auf. Er hatte sein Handy hervorgeholt und schaute sich die Fotos der Puzzles an. »Dieser Lebeau interessiert mich wirklich sehr. Von dem kann ich etwas lernen.«
    Nore Brand blieb erstaunt stehen.
    »Wie meinst du das?«
    »Dieser Kerl hat den Zytglogge-Turm bis auf acht Zentimeter schrumpfen lassen, und das Ganze funktioniert wunderbar, die Uhr, das Astrolabium, das Figurenkarussell. Ich möchte gern wissen, wie der das gemacht hat.«

    Die junge Frau beim Empfang von TeamTowerClock nickte. »Melden Sie sich bei Frau Brändli. Das ist die Assistentin von Herrn Lebeau.«
    Sie gingen die Treppe hinauf, Nino Zoppa voraus.
    Nore Brand stellte fest, dass auf der sogenannten Teppichetage auch im Korridor tatsächlich ein Teppich lag.

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