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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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herausragende Leistung von Lebeau heruntergespielt. Das Team, die Familie war seine Philosophie. Keiner hatte herauszustechen. Wer es wagte, wurde zurückgestutzt. Wer sich nicht ins Team einfügte, hatte hier nichts zu suchen. Maxime Léon Lebeau schien sich, wenigstens vordergründig, bestens einzufügen.
    Was für eine Anspannung hinter der Maske der Ausdrucklosigkeit!
    Sie wusste es: Lebeau, der geniale Jogger, verheimlichte etwas.

    Nach dem Mittagessen, Nore Brand war gerade dabei, ihre Erkenntnisse und Fragen zu sortieren, rief Bruder Klaus wieder an. Es gab nichts Neues, er bestätigte bloß, was er bereits vermutet hatte.
    »Meier wurde von einem kräftigen Kerl zusammengeschlagen. Die Mordwaffe hat ihm gehört, sie war nur nicht registriert. Ich vermute, dass der Kerl, der ihn verprügelte, nichts von der Waffe wusste, sonst hätte er ihn kaum angegriffen.«
    Nore Brand hörte ihn schnauben. »Aber wie ist es möglich, dass dieser windelweich geschlagene Kerl, entschuldige bitte, aber man kann das nicht anders sagen, sich auf die Mauer des Bärengrabens setzt, die Pistole hervorholt und sich umbringt. Das verstehe ich …«
    »Aus genau diesem Grund gehe ich seit gestern von einem Mord aus«, unterbrach sie ihn.
    Bruder Klaus stieß einen zustimmenden Laut aus. »Gut. Das dachte ich mir schon. Dann wird die Sache einfacher. Der Kerl wird verprügelt und liegt plötzlich am Boden, dann erinnert er sich an seine Waffe, er holt sie heraus und zielt auf den Prügelknaben. Der ist jedoch schneller, schließlich hat er kaum etwas eingesteckt, vermute ich mal, wirft sich auf Meier, packt sein Handgelenk und zwingt ihn, sich selbst zu erschießen. Grauenhaft, Nore, aber immerhin eine Möglichkeit! Das mit der DNA-Analyse wird ungefähr eine Woche dauern. Bei so viel Körperkontakt gibt es Spuren. Noch etwas, ich glaube, der Mörder hat Handschuhe getragen.«
    »Handschuhe?«
    »Ja, vermutlich.«
    »Und aus welchem Grund dauert es eine ganze Woche, bis wir die DNA-Resultate haben?«, fragte sie empört.
    Bruder Klaus versuchte, sie zu beruhigen. »Reg dich nicht auf. Personalmangel unter anderem. Alle haben zu viel zu tun.«
    »Wer nicht«, ärgerte sie sich. »Noch etwas: Wie ist es möglich, dass so etwas Schreckliches geschehen kann, und das zwischen zwei gut besuchten Restaurants und einer Bushaltestelle, wo fast immer Menschen stehen.«
    Bruder Klaus lachte. »Ertappt, liebe Kollegin. Das stand doch in den Akten. Es war eine unangenehme Wetterlage. Wir hatten den ersten dicken Herbstnebel an jenem Tag, und der wollte sich nicht auflösen. Oben in der Stadt schon, aber bei uns unten im Altenberg nicht. Am Abend habe ich geflucht, weil ich bremsen musste in dieser Suppe, sonst lasse ich mein Velo dort immer laufen. Normalerweise ist der Klösterlistutz ein Vergnügen. Aber an jenem Abend hatte ich Mühe, meine Hand vor dem Gesicht zu sehen…«
    Sie erinnerte sich, Lebeau hatte den dicken Nebel auch erwähnt.
    »Und auf der Pistole waren nur die Spuren von Federico Meier zu finden?«, unterbrach sie ihn ungeduldig.
    »Genau«, bestätigte er. »Wie gesagt, der Täter muss Handschuhe getragen haben. An diesem Abend wäre das nicht einmal außergewöhnlich gewesen. Im Nebel war es schon frisch genug für die Jahreszeit. So, aber jetzt muss ich los. Arbeit an allen Fronten, du verstehst!«
    Bruder Klaus wünschte ihr einen guten Nachmittag.
    »He, nicht so schnell!«, rief sie, »nur noch eine Frage. Wie viel Zeit verging zwischen der Prügelei und dem Schuss?«
    Sie hörte ihn durch die Zähne pfeifen. »Ha! Das haben wir uns auch gefragt. Es muss alles ziemlich rasch gegangen sein. Keine Chance für ein Bier im ›Alten Tramdepot‹ oder in der ›Brasserie Bärengraben‹ zwischen der Prügelei und dem tödlichen Schuss.«

    Nore Brand legte den Hörer zurück.
    Der dicke Nebel, das stand auch in den Akten. Keine Zeugen. Niemand hatte sich gemeldet, keiner hatte etwas gehört. Ein Aufruf in den Medien hatte nichts Aufschlussreiches ergeben. Die Menschen trauten ihren Augen, nicht aber ihren Ohren.
    Doch irgendjemand musste etwas gehört oder gesehen haben. Anders schien es ihr gar nicht möglich. Dort war auch abends immer noch etwas los.
    Vielleicht war es ganz einfach: Beim Bärengraben hatten keine Schüsse zu fallen, und deshalb hörte man so etwas auch nicht. Es war das ewige Problem mit der Unzuverlässigkeit von Wahrnehmungen.
    Es musste alles sehr schnell gegangen sein. Und es war höchstwahrscheinlich

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