Nore Brand 03 - Racheläuten
diese Krankheit dann mal ausgestanden war, dann würde Bärfuss sagen können, ob er diesen Mann für fähig hielt. Der Chef hatte ihn geschützt, indem er ihm unverzüglich einen anderen Auftrag erteilt hatte.
Um diesen Kriminalisten brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Die Jahre würden seine Schnauze auf die richtige Größe zurechtstutzen. Ein paar Nummern kleiner war immer gut. Das gab Platz für das Gehirn, das sich, bitte sehr, auch noch etwas entwickeln wollte.
Diese Gedanken erheiterten ihn, bis Katrin Lebeau wieder in seinen Gedanken auftauchte.
Sie hatte ihn angerufen, vor rund zwei Wochen musste das gewesen sein. Normalerweise rief er sie an; sie war Anwältin, kannte sich aus im Strafrecht und konnte die Dinge erklären wie sonst kein Mensch, vor allem kein Jurist.
Er blies den Rauch in die Luft und schaute ihm nach. Katrin war außergewöhnlich. Sie war klug und auf ihre Art sehr schön. Vielleicht hatte er sich in sie verliebt. Er hatte sich jedoch angewöhnt, sich laut auszulachen, sobald dieser Gedanke in sein Bewusstsein drang.
Katrin liebte Max, daran gab es nicht den geringsten Zweifel.
Das war gut so. Alles andere würde Bastians Leben durcheinanderbringen, und daran hatte er im Grunde kein Interesse.
Ihre Gespräche endeten immer bei den Ägyptern. Das war ihre Verbindung und das musste genügen. Und wenn seine Gedanken sich mal einen freien Lauf erzwangen, dann lachte er lärmend und stellte sich innerlich taub und blind.
»Bastian, ich mache mir Sorgen um Max«, hatte sie am Telefon erklärt. Ihre Stimme war schwer.
Zuerst hatte Bärfuss nichts begriffen. Der Fall schien klar zu sein.
Doch die Dinge hatten sich anders entwickelt, und jetzt wusste er, dass Katrin allen Grund hatte, beunruhigt zu sein.
Ganz zu Beginn der Ermittlungen hatte Max Lebeau zum engeren Kreis der Verdächtigen gehört. Bevor man ihn jedoch ins Verhör nahm, hatte der Kriminalist schon beschlossen, dass es sich im Fall Federico Meier um Selbstmord handelte. Er hatte Grund dazu; oder zumindest konnte man diesen Schluss aufgrund der Fakten ziehen.
Bastian Bärfuss war ernsthaft beunruhigt, als ihm bewusst wurde, wie sehr ihn dieses Ende erleichtert hatte; und er musste zugeben, dass er die Ergebnisse keinen Augenblick infrage gestellt hatte.
Weil er es nicht anders wollte, und das hatte mit seiner Sorge um Katrin und ihren Mann zu tun; als erfahrener Polizist hätte er die Lage hinterfragen müssen, denn er hatte die Schwachstellen der Beweisführung längst erkannt.
Doch er hatte sich zurückgehalten und aufatmend zur Kenntnis genommen, dass die Sache abgeschlossen wurde.
Bis sich plötzlich das Gerücht verbreitete, es sei möglicherweise alles anders gewesen, nämlich so, wie er es vermutet hatte.
Woher dieses Gerücht gekommen war, wusste er nicht.
Vielleicht war doch Nino Zoppa daran schuld gewesen.
Bärfuss erinnerte sich, wie dieser nach der Pressekonferenz protestiert hatte, kaum waren die Mikrofone ausgeschaltet.
Er glaube das einfach nicht, hatte er in den Saal gerufen, diese Sache sie alles andere als gegessen!
Logisch, dass er dafür viel Aufmerksamkeit bekommen hatte. Vor allem von den anwesenden Journalisten, die sich die Augen rieben und misstrauisch wurden.
Dieser Federico Meier war nicht viel älter als Zoppa gewesen. Wirklich ein Grund, sich daran zu ereifern.
Nino Zoppas Begründung leuchtete ein. Warum sollte dieser Federico Meier seinem Leben ein Ende setzen, wo die Dinge doch so gut liefen für ihn?
Doch Bastian Bärfuss schwieg.
Die Tatsache, dass Max Lebeau vor einer genaueren Kontrolle verschont geblieben war, hatte ihn erleichtert, und das Unbehagen, das mit dieser Erleichterung verbunden war, ließ sich zunächst unterdrücken.
Bärfuss fragte Katrin, warum sie sich denn Sorgen mache.
»Max kann sehr unbeherrscht sein. Wenn er etwas im Kopf hat, dann geht er durch Wände.«
»Du meinst …«, Bärfuss hielt seine Worte zurück.
Er spürte, wie Katrin Lebeau am anderen Ende der Leitung erstarrte. Es blieb lang still. Plötzlich hörte er sie heftig atmen.
»Bastian«, sagte sie eindringlich, »ich liebe Max. Du kannst dir vorstellen, was das bedeutet, wenn ich dir gegenüber …« Sie verstummte.
»So rede doch einfach, Katrin. Ich bin Polizist. Ich kann schweigen.«
Wieder Stille. Er wusste, was kommen würde. Er wartete trotzdem, bis sie Worte fand dafür.
»Ja, Bastian, natürlich will ich, dass du es weißt.« Sie machte eine Pause. Er hörte sie
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