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Nore Brand 03 - Racheläuten

Nore Brand 03 - Racheläuten

Titel: Nore Brand 03 - Racheläuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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atmen. »Max hat gelitten«, fuhr sie dann fort, »in dieser Firma, und er leidet immer noch. Dabei hat sich dank ihm alles zum Besten verändert. Er redet nicht darüber. Ich kann mir die Sachen selber zusammenreimen. Er ist seit so langer Zeit wütend. Aber er ist müde geworden dabei. Es klingt vielleicht pathetisch, aber seine Wut hat sich gegen ihn selbst gerichtet. Max, der immer übersprudelte vor Energie. Du kennst ihn leider nicht.« Diese Feststellung schien sie zu erschrecken. Sie verstummte kurz. »Aber dieser Kampf gegen die eigene Wut hat ihn außer Gefecht gesetzt. Aber man kann sicher auch in der größten Müdigkeit …«, sie blieb einen Moment ganz still, »Bastian, der Mensch kann doch gerade in der größten Müdigkeit den größten Fehler machen.«

    Der kleine Tumult, den Nino Zoppa so gedankenlos angezettelt hatte, schien vergessen. Einige Journalisten wollten Fakten, doch die gab es nicht. Von außen betrachtet war ziemlich alles in Ordnung, was diese Ermittlung betraf.
    Der Chef schlug eine Umbesetzung vor, um alle Luft aus der Sache zu nehmen. Eigentlich sei die Sache erledigt, nur noch die eine oder andere Kleinigkeit, so ähnlich waren seine Worte. Und er akzeptierte den Vorschlag von Bastian Bärfuss, nicht so sehr, weil er Nore Brand für besonders fähig hielt, gerade diesen Fall zu lösen, sondern vor allem, um seinen Schützling aus der Schusslinie zu nehmen.
    »Dumm ist nur, dass Nore im Moment unterwegs ist. Du weißt ja, diese Weiterbildung«, erinnerte Bärfuss den Chef.
    »Was? Nore ist wirklich unterwegs?« Der Chef hatte Bärfuss verblüfft angeschaut. Dann hatte er auf den Tisch geschlagen. »Verdammt noch mal, das hat noch lang Zeit. Sag ihr, sie soll den Fall Meier nochmal anschauen. Ich zweifle kaum daran, dass sie die ersten Ermittlungsergebnisse bestätigen wird. Nino Zoppa hat bereits angefangen, sie soll ihn unterstützen. Wir müssen diesen Gerüchten ein Ende setzen. Es würde mich sehr wundern, wenn die beiden zu einem anderen Schluss kommen.«
    Der Chef hatte sich maßlos geärgert über die Zweifel und Fragen, die auftauchten, kaum war die Pressekonferenz vorbei gewesen.
    »Unser Neuer hat seine Sache doch gut gemacht, oder nicht?« Dabei hatte er Bärfuss prüfend angeschaut. Auch dem Chef schienen plötzlich leise Zweifel zu kommen.
    »Aus ihm könnte etwas werden«, hatte Bärfuss vorsichtig gesagt, wenn mal dieser unselige Ehrgeiz überwunden ist. Der macht blind oder verzerrt die Tatsachen. Das sagte Bärfuss zwar nicht, aber er sah, dass der Chef begriffen hatte.
    »Wir waren doch alle so am Anfang. Da will man Erfolge«, hatte der Chef gepoltert. »Also geben wir ihm Zeit. Wie allen anderen auch. Auch ich habe damals am Stuhl meines Chefs gesägt. Ist das nicht einfach der Lauf der Dinge?«

    Nore Brand konnte sich jetzt die Zähne daran ausbeißen. Es sah nach einer vertrackten Sache aus.

    Bastian Bärfuss behielt den Rauch so lang wie möglich im Mund. Es war also möglich, dass Katrin mit einem Mörder verheiratet war. Er nahm die Weinflasche und füllte sein Glas.
    Er hatte es noch nie erlebt, dass ihm ein Fall derart naheging. Er bezahlte mit dem Schlaf dafür. Man bezahlte immer mit der Schwachstelle.
    Auch diese Nacht würde schwer sein; der Schlaf würde sich zieren. Da konnte das Bett gut warten.

11 Es eilt
    Als Nore Brand an diesem Abend gegen sieben Uhr nach Hause kam, eilte Jacques ihr aufgeregt entgegen und küsste sie flüchtig. Er deutete zur Küche.
    »Eine Frau! In der Küche! Sie wartet seit einer halben Stunde auf dich. Wohin sollte ich mit ihr? Sie redet nicht. Ich habe ihr ein Glas Wasser gegeben.«
    Die Frau fuhr auf, als Nore Brand die Tür zur Küche aufstieß.
    Es war Henriette Fink; Nore Brand hatte auf diesen Moment gewartet.
    Sie setzte sich zu ihr hin und wartete.
    Henriette Fink sah sehr verändert aus. Verwirrt und verängstigt.
    »Ich weiß nicht, wo Wilma ist!«, flüsterte sie.
    Ihr Pullover war viel zu groß. Sie kauerte auf dem Stuhl wie ein magerer, kleiner Vogel, dem das Federkleid zu rasch gewachsen ist. Sie schaute Nore Brand Hilfe suchend an, dann legte sie ihren Kopf auf den Tisch und begann zu weinen.
    Nore Brand schwieg und wartete.
    Nach einer Weile hob Henriette Fink den Kopf, suchte nach einem Taschentuch und tupfte sich die Augen ab. Vergeblich. Die schwarze Schminke war längst zerflossen.
    »Ist sie nicht mehr bei ihrer Großmutter?«, fragte Nore Brand.
    Henriette Fink schaute kurz hoch, um den Blick

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