Nore Brand 03 - Racheläuten
vorgestellt …«
»Ja, unangenehm«, stimmte Nino ihr zu.
Sie wandte sich zu ihm. »Erkläre mir, warum Lebeau der Mörder sein soll.«
Er ließ sich nicht zweimal bitten. »Eva, unsere neue Informatik-Spezialistin, hat eine Software durch die Finanzdaten des Computers der Firma gejagt. Ein ungeheurer Dschungel, meinte sie. Aber das weiß man, sogar der Dschungel hat seine Strukturen«, dozierte er, »und wenn dort etwas Unregelmäßiges läuft, findet man das. Und Max Lebeau hat regelmäßig Geld auf sein Konto überwiesen. Nicht sehr hohe Beträge, vielleicht immer gerade so, dass es keiner merkt.« Er schaute sie erwartungsvoll an. »Schlau, oder?«
Sie nickte.
Er fuhr fort. »Oskar Schmied hat sich immer genau notiert, wann Lebeau für die Finanzen zuständig war. Das war hilfreich.« Nino schaute in den Graben hinunter. »Ich weiß nicht, aber ich hätte diesem Lebeau mehr Raffinesse zugetraut.«
»Enttäuscht vom Genie?« Nore Brand schaute ihn von der Seite an. Sie schmunzelte. »Und wer hatte auch Zugang zu den Finanzen?«
Nino Zoppa zögerte. »Als alles drunter und drüber ging, hätten sich wohl einige Zugang verschaffen können, meinte Oskar Schmied. Ich habe ihn gestern angerufen.«
»Einige?«
»Petermann, Lebeau und Weissen, der Schwiegersohn. Diese drei ganz sicher.«
»Warum wissen wir nichts von Petermann?«
»Der ist sicher der Cleverste von allen. Ich habe ihn nicht gesehen, aber aus den Akten geht hervor, dass er nichts damit zu tun hatte. Er hat ein perfektes Alibi. Er war mit Freunden im Stadttheater. Die Dame bei der Garderobe hat das Bild sofort erkannt. Er hat ihr offenbar ein gutes Trinkgeld gegeben.«
»Und Weissen war in der Sauna. Zu Hause.«
»Ja, und Lebeau war am Joggen. An der Aare. Im Nebel«, sagte Nino Zoppa düster. »Es sieht also gar nicht gut aus für ihn.«
Die beiden schauten eine Weile in den Graben hinunter.
Dann richtete sich Nore Brand auf. »Lebeau hat also derart stümperhaft betrogen, dass er einem leidtun könnte.«
»Ja, das stört mich gewaltig an der Geschichte«, gab Nino zu.
Nore Brand nickte. »Federico Meier muss etwas geahnt haben von diesen Unregelmäßigkeiten. Sein Großvater hat ihm, das nehme ich mal an, so von Mann zu Mann von den Affären erzählt, die Henriette Fink mit einigen seiner Mitarbeiter hatte. Sicher auch mit Lebeau.«
»Und warum weißt du das?«
»Ich habe mit Oskar Schmied geredet und meine Schlüsse gezogen. Solche Angelegenheit sind für ihn eine Art Kavaliersdelikt. Dumme Sachen, aber Erfahrungen für das Leben. Deswegen soll doch keiner in die Kiste. So sieht er das.«
Nino Zoppa grinste. »Gute alte Zeiten.«
»So ähnlich. Die haben bei einem Glas Rotwein darüber geredet und sich amüsiert. Doch der Großvater hat sich verschätzt in seinem Enkel. Er hielt ihn für einen guten Nachfolger. Er wollte ihn noch ein bisschen schleifen, seinen rohen Diamanten.«
»War er das?«
»Roh ja, aber bestimmt kein Diamant«, entgegnete sie. »Meier wollte unbedingt Geld. Sein Großvater hat ihn sehr kurz gehalten, das hat er mir ganz freimütig erzählt. Er war überzeugt, dass man seinen Enkel noch etwas nacherziehen müsse.«
Sie schaute Nino fragend an. »Kannst du denn beweisen, dass es Lebeau war?«
»Sicher kann ich das.« Ninos Augen leuchteten. »Aber versuch du jetzt mal.«
Der Regen hatte wieder eingesetzt; sie zog die Kapuze über den Kopf.
»Also«, begann sie, »Meier hat Lebeau unter Druck gesetzt, er lasse ihn auffliegen. Meier, der zukünftige Chef, wäre auf diesem Weg einen genialen Mitarbeiter losgeworden, der das goldene Ei längst gelegt hatte für seine Firma. Er bestellt Lebeau hierher, um ihm zu erklären, was er weiß.«
»Das tönt nicht schlecht, aber warum hier?«, fragte Nino Zoppa.
»Meier wohnte am kleinen Muristalden«, sie deutete den Hang hinauf, »also ganz nah. Er will nichts, außer Lebeau unter Druck setzen, ihn zum Gehen zwingen. Und wenn er sich weigern würde, dann hatte Meier ein Mittel, dass ihm nichts anderes übrigbleibt. Gerüchte in die Welt setzen, die Frau benachrichtigen oder so.« Sie atmete tief durch. »Meier erschien bewaffnet zum Treffen, das kann bedeuten, dass ihm sein Unterfangen über den Kopf hinaus wuchs. Er war sich seiner Sache nicht mehr sicher. So etwa könnte es gewesen sein. Dass Meier diesen Lebeau weg haben will, ist eine Hypothese, doch es hilft beim Denken.«
»Trotzdem, Lebeau ist der Mörder«, sagte Nino Zoppa unbeirrt. »Dass er Geld geklaut
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