Northanger Abbey
schwesterlichen Pläneschmieden dahin. Mrs. Thorpe und ihr Sohn, die in alles eingeweiht waren undoffenbar nur noch auf Mr. Morlands Zustimmung warteten, um Isabellas Verlobung als das größte Glück zu feiern, das ihrer Familie je zustoßen konnte, durften sich den Beratungen anschließen und steuerten ein ausreichendes Quantum an vielsagenden Blicken und kryptischen Andeutungen bei, um die Neugierde der weniger privilegierten jüngeren Schwestern ins Unerträgliche zu steigern. Aus Catherines schlichter Sicht schien diese merkwürdige Form der Diskretion weder sonderlich nett gemeint noch sonderlich konsequent durchgehalten; und sie hätte das Unnette daran fast anprangern wollen, hätte die Inkonsequenz den beiden nicht so in die Hände gespielt; – doch Anne und Maria hielten sich schon bald durch so manch listiges »
Jetzt
weiß ich’s« schadlos, und der Abend geriet zu einem Duell des Esprits, einem Feuerwerk familiärer Findigkeiten: hier betonte Geheimniskrämerei, dort ein lustvolles Fischen im Trüben, eins so scharfsinnig wie das andere.
Catherine verbrachte auch den nächsten Tag bei ihrer Freundin und gab sich alle Mühe, ihr Mut zuzusprechen und ihr die vielen öden Stunden vor dem Eintreffen der Post zu vertreiben; ein verdienstvolles Unterfangen, denn je näher der Zeitpunkt rückte, da billigerweise mit Nachricht zu rechnen war, desto verzagter wurde Isabella, und bis der Brief ankam, hatte sie sich in einen Zustand veritabler Aufgelöstheit hineingesteigert. Als er dann aber da war, welchen Grund gab es noch zum Aufgelöstsein? »Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten, die Zustimmung meiner guten Eltern zu erlangen, und habe ihr Versprechen, daß alles in ihrer Macht Stehende getan wird, um mein Glück zu fördern«, lauteten die drei ersten Zeilen, und schlagartig herrschte nichts mehr als freudige Zuversicht. Ein helles Strahlen überzog augenblicklich Isabellas Züge, alle Sorge und Bangigkeit war wie weggeblasen, ihre Ausgelassenheit wurde fast unbezähmbar, und sie nannte sich ohne Skrupel die Glücklichste aller Sterblichen.
Mrs. Thorpe umarmte unter Freudentränen ihre Tochter,ihren Sohn, ihren Besuch, und hätte auch die halbe Einwohnerschaft von Bath liebend gern in die Arme geschlossen. Ihr Herz schwoll über von Zärtlichkeit. »Lieber John« und »liebe Catherine« hieß es in einem fort; »die gute Anne und die gute Maria« mußten unverzüglich von ihrer Seligkeit unterrichtet werden, und ein doppeltes »beste« vor dem Namen Isabellas war das mindeste, was dieses geliebte Kind nun redlich verdient hatte. Auch John sparte nicht mit Freudenbekundungen. Nicht nur erwies er Mr. Morland die Ehre, ihn als einen Mordskerl zu titulieren, er stieß auch viele kräftige Flüche zu seinem Lob aus.
Das Schreiben, das diesen Glückstaumel veranlaßt hatte, war kurz und enthielt wenig mehr als die Erfolgsmeldung selbst; sämtliche Einzelheiten sollten warten bis zu James’ nächstem Brief. Aber mit den Einzelheiten hatte Isabella nun gar keine Eile mehr. Das einzig Wichtige war Mr. Morlands Wort, er hatte versprochen, ihnen die Wege zu ebnen, und auf welche Weise ihr Einkommen aufgebracht werden sollte, ob durch den Verkauf von Grundbesitz oder die Überschreibung von angelegten Geldern, war eine Frage, mit der ihr selbstloser Geist sich nicht befaßte. Sie wußte genug, um sich einer ehrenhaften und zügigen Verheiratung gewiß zu sein, und ihre Phantasie nahm die Wonnen, die damit einhergehen würden, blitzgeschwind vorweg. Sie sah sich selbst nach Ablauf der ersten Wochen, bestaunt und bewundert von sämtlichen neuen Bekannten in Fullerton, beneidet von all den geschätzten alten Freunden in Putney, mit einer Kutsche zu ihrer Verfügung, einem neuen Namen auf ihren Visitenkarten und einer Unzahl glitzernder Ringe am Finger.
Sobald der Inhalt des Briefes feststand, rüstete sich John Thorpe, der nur noch die Post abgewartet hatte, ehe er abfuhr nach London, zum Aufbruch. »Na, Miss Morland«, sagte er, als er sie allein im Besuchszimmer antraf, »jetzt heißt es auf Wiedersehen sagen.« Catherine wünschte ihm eine gute Reise. Scheinbar ohne sie zu hören, stellte er sich ans Fenster,nestelte dort herum, summte vor sich hin und gab sich ganz und gar selbstvergessen.
»Kommen Sie nicht zu spät nach Devizes 23 ?« fragte Catherine. Er antwortete nicht, doch nach einer Minute des Schweigens platzte er heraus: »Eine mächtig gute Sache, diese Idee mit dem Heiraten, meiner Treu! Ein schlauer
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