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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Miss Tilney noch am Abend gezeigt hatte. Henry saß allein darin; und seine prompte Erwähnung des Sturms, der doch hoffentlich ihre Nachtruhe nicht gestört habe, gefolgt von einer listigen Anspielung auf die Natur des Bauwerks, in dem sie sich befanden, brachte sie gleich außer Fassung. Um nichts in der Welt durfte er ihre Schwäche ahnen; doch da sie blanker Unwahrheit nicht fähig war, kam sie nicht umhin zuzugeben, daß der Wind sie ein Weilchen wachgehalten hatte. »Aber um so schöner ist das Wetter heute morgen«, fügte sie hinzu, um von dem Thema fortzugelangen, »und Stürme und Schlaflosigkeit wiegen leicht, wenn sie vorüber sind. Was für hübsche Hyazinthen! – Ich habe Hyazinthen ganz kürzlich erst liebengelernt.«
    »Ach, und wie, wenn die Frage erlaubt ist? Durch Zufall oder durch die Kraft der Beweise?«
    »Durch Ihre Schwester, ich weiß auch nicht, wie. Mrs. Allen hat sich Jahr für Jahr die größte Mühe gegeben, mich dafür zu begeistern, aber ich mochte sie nie, bis ich neulich in der Milsom Street welche gesehen habe; normalerweise mache ich mir aus Blumen gar nichts.«
    »Aber jetzt lieben Sie Hyazinthen. Das ist recht. Sie haben einen Quell der Freude dazugewonnen, und es ist immer gut, so viele Wege zum Glück zu kennen wie nur möglich. Außerdem ist ein Sinn für Blumen bei Ihrem Geschlecht nie verkehrt, denn er ist ein Ansporn, ins Freie zu gehen, und verschafft Ihnen mehr Bewegung, als Sie sie sonst bekämen. Und auch wenn Liebe zu Hyazinthen etwas recht Häuslichesscheint – wer weiß, da Sie nun auf den Geschmack gekommen sind, fassen Sie eines schönen Tages noch Zuneigung zu einer Rose.«
    »Aber ich brauche gar keinen Ansporn, um ins Freie zu gehen. Bei mir reicht schon die Freude am Laufen und an der frischen Luft, und bei gutem Wetter bin ich mehr draußen als drin. – Mama findet, ich bin überhaupt nie im Haus.«
    »Trotzdem, ich bin froh, daß Sie jetzt wissen, wie man eine Hyazinthe liebt. Die Bereitschaft zum Liebenlernen, nur das zählt; und ein lernfähiges Naturell bei einer jungen Dame ist ein großer Segen. – Unterrichtet meine Schwester denn gut?«
    Catherine blieb es erspart, nach einer Antwort zu suchen, denn ins Zimmer trat der General, dessen lächelnde Galanterien von bester Laune kündeten, aber dessen zarter Hinweis auf das Gold, das die Morgenstunde im Mund trug, ihr Gemüt nicht gerade beruhigte.
    Die Eleganz des Frühstücksgeschirrs entging auch Catherine nicht, als sie bei Tisch saßen; und glücklicherweise hatte der General das Service ausgesucht. Er war entzückt, daß sie seine Wahl guthieß, nannte es schlicht und hübsch, sprach sich dafür aus, das einheimische Handwerk zu ermutigen; denn für seinen unbedarften Gaumen bekomme der Ton von Staffordshire dem Tee um nichts schlechter als der von Dresden oder Sèvres. Allerdings sei dies schon ein recht altes Service, vor zwei Jahren gekauft. Die Herstellung habe seitdem große Fortschritte gemacht; bei seinem letzten Londonbesuch habe er einige sehr schöne Stücke gesehen, und läge ihm nicht jede diesbezügliche Eitelkeit fern, hätte es ihn durchaus gejuckt, ein neues Service zu bestellen. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, daß sich in nicht allzuferner Zukunft Gelegenheit bieten würde, eines auszuwählen – wenn auch vielleicht nicht für ihn selbst. Catherine war wohl die einzige im Raum, die ihn nicht verstand.
    Kurz nach dem Frühstück brach Henry nach Woodston auf, wo ihn seine Verpflichtungen zwei bis drei Tage festhaltenwürden. Von der Eingangshalle aus sahen sie ihm alle beim Aufsitzen zu, und kaum waren sie ins Frühstückszimmer zurückgekehrt, trat Catherine an eines der Fenster, um möglichst noch einen letzten Blick auf seine Gestalt zu erhaschen. »Dein Bruder wird hart geprüft durch diese Pflicht«, bemerkte der General zu Eleanor. »Woodston wird ihm heute sehr trist vorkommen.«
    »Ist es denn schön dort?« fragte Catherine.
    »Was meinst du, Eleanor? Sprich frei heraus, ihr Frauen wißt ja am besten, was anderen Frauen zusagt, bei Häusern wie bei den Männern. Nein, ich denke, noch das unvoreingenommenste Auge könnte die Vorzüge von Woodston nicht leugnen. Das Haus ist von saftigen Wiesen umgeben und blickt nach Südosten, wie übrigens auch der hervorragende Küchengarten, der schon vor zehn Jahren nach meinen Anweisungen für meinen Sohn eingefriedet und bepflanzt worden ist. Es ist eine Familienpfründe, Miss Morland; und da fast alles Land in der Gegend mir

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