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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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verneigte sich höflich, klappte aber energisch seine Särge wieder zu.
    »Du warst hier in der Domus Aurea in der Bibliothek?«, fragte Luciano ungläubig.
    »Aber ja!«
    »Dann kommen wir auch rein«, sagte Luciano und ging energischen Schrittes davon. Alisa und Ivy folgten ihm.
    »Er hat Vincent nicht gefragt, ob er mit oder ohne Wissen des Bibliothekars herumgestöbert hat«, sagte Ivy.
    Alisa antwortete nicht. Sie sah sich staunend um. In diesem Bereich der Domus Aurea waren sie noch nicht gewesen. Die Räume östlich und nördlich des achteckigen Saals, in dem wichtige Empfänge und Feste abgehalten wurden, gehörten den Altehrwürdigen. Sie lugten im Vorbeigehen in einige Zimmer und sahen Gesichter, denen sie hier noch nicht begegnet waren. Die meisten der alten Vampire saßen in kleinen Gruppen beisammen und unterhielten sich. Andere jedoch waren allein und starrten nur trübsinnig vor sich hin. Am Ende des Flügels, wo die Zimmer zu einem zweiten Hof hinausführten, der allerdings fast völlig verschüttet war, hatte der Conte die Bibliothek einrichten lassen. Heute war die Tür nicht verschlossen und sie konnten drinnen eine Gestalt ausmachen. Sie gingen auf den Vampir zu, der hinter einem geschwungenen Sekretär saß. Vielleicht ließ ihn das zierliche Möbel noch größer erscheinen, jedenfalls war er ein Bär von einem Mann mit breitem Brustkorb, muskulösen Armen und Beinen und einem Stiernacken. Sein Haar war noch schwarz und schimmerte im Licht einer kleinen Öllampe an der Wand. Ein höchst ungewöhnlicher Hüter alter Bücher!
    Er erhob sich, als er sie bemerkte, und kam ihnen entgegen. »Was wollt ihr hier?«, fragte er nicht unfreundlich.
    Alisa überschüttete ihn mit ihrer Begeisterung für Bücher und schloss mit der Aufgabe des altehrwürdigen Giuseppe. »Außerdem hat der Altehrwürdige mir vor Wochen bereits versprochen, Euch zu bitten, mir die Bücher zu zeigen.«
    »Dann hat er das wohl vergessen«, sagte Leandro bestimmt. Bevor Alisa ihn weiter bestürmen konnte, hörten sie, wie sich Stimmen näherten. Aufgebrachte Stimmen!
    »Ich muss Euch nicht zuhören. Ich habe mir diesen Blödsinn lange genug angehört.«
    »Wage es nicht, so mit mir zu sprechen! Ich werde das nicht länger hinnehmen. Du bist aufsässig und versuchst, andere gegen mich aufzuwiegeln! Ich weiß, dass du mit einigen gesprochen hast. Die Entscheidung ist gefallen und sie ist gut für uns alle, also bleibe auf dem Platz, der dir gebührt, und höre auf, Unruhe in die Domus Aurea zu bringen. Lass dich warnen, ich kann ungemütlich werden, wenn man mich zu sehr reizt!«
    Die beiden Männer bogen um die Ecke und blieben vor dem Bibliothekar und den jungen Vampiren stehen. Conte Claudio versuchte mit wenig Erfolg, ein Lächeln zustande zu bringen.
    »Was sucht ihr denn um diese Zeit hier? Solltet ihr nicht im Unterricht sein?« Seine Stirn legte sich in Falten und er wirkte plötzlich trotz seiner Leibesfülle und dem flatternden purpurnen Gewand bedrohlich.
    Alisa berichtete zum zweiten Mal von ihrem Aufsatz und betrachtete dabei den Vampir, der den Zorn des Conte erregt hatte. Er war noch jung und strahlte den Überschwang der Männer aus, die überzeugt sind, nun sei ihre Zeit gekommen. Sein Gesicht war noch ein wenig zu weich, doch das dichte dunkle Haar und der gut geformte Körper ließen ihn männlich attraktiv erscheinen. War er ein Vampir der Blutlinie oder ein Unreiner? Dann konnte er mehr Erfahrung besitzen, als der noch etwas naive Ausdruck seiner braunen Augen vermuten ließ. Alisa fing seinen Blick auf. Er starrte sie finster an.
    »In die Bibliothek wollt ihr, hm, das ist normalerweise kein  Problem. Leandro kann euch herumführen - wenn er Zeit hat und alles in Ordnung gebracht ist?« Er sah den Bibliothekar fragend an.
    Der nickte widerstrebend. »Gut, aber nicht jetzt. Ich muss noch ein paar Dinge«, er hielt inne und wiederholte dann die Worte des Conte, »in Ordnung bringen.«
    Conte Claudio hatte offensichtlich sein Gleichgewicht wiedergefunden, denn er nickte und lächelte sie nun offen an. »Leandro wird euch ein paar Bücher heraussuchen, die für euch hilfreich sein können.« Alisa nickte ein wenig enttäuscht. Sie hatte gehofft, sich in der Bibliothek umsehen zu können.
    »Kann ich dann auch gehen, verehrter Conte?«, fragte der junge Vampir in einem derartig respektlosen Ton, dass es Alisa nicht gewundert hätte, wäre er dafür vom Conte gezüchtigt worden. Die Hände des Clanoberhaupts

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