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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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goldenen Halle beisammensaßen.
    Luciano seufzte. »Ich habe ihm erlaubt, mit ins Teatro Argentina zu gehen. Ich werde es schon ein paar Stunden ohne meinen Schatten aushalten.«
    »Und warum seufzt du dann so schwer? Was ist das für ein Stück?«
    Luciano winkte ab. »Ich habe keine Ahnung. Es geht mir ja nicht um das Theaterstück - und Francesco sicher auch nicht. Es geht um die vielen Menschen, die dort zusammentreffen. Es wird ein rauschendes Fest werden - nicht nur für die Menschen! Leicht bekleidete, parfümierte Damen, verschwitzte Männerleiber. Das muss ein Duft sein! Ich stelle es mir vor, wie er sein Opfer ausspäht und in eine düstere Ecke lockt, um ihm dann seine Zähne in den Hals zu senken. Menschenblut! Es muss einfach köstlich sein, nach dem, was die anderen sagen. Ich wüsste zu gern, wie es schmeckt.« Luciano fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Es war mir schon von Anfang an klar, dass du noch nie Menschenblut gekostet hast«, sagte Franz Leopold in jenem unerträglich herablassenden Ton, der Alisa jedes Mal unwillkürlich die Fäuste ballen ließ.
    »Nein, hat er nicht, genauso wenig wie alle anderen hier Anwesenden«, sagte sie an Lucianos Stelle scharf. »Denn es ist verboten, und das zu Recht!«
    »Du kannst für dich sprechen und vielleicht auch für unser Dickerchen Luciano, aber nicht für mich!«, erwiderte Franz Leopold. »Es ist köstlich! Lasst es euch gesagt sein! Ihr wollt niemals  wieder dieses stinkende Tierblut trinken, wenn ihr es einmal auf der Zunge geschmeckt und die Ader unter euren Lippen schlagen gespürt habt!« Er starrte missmutig in seinen Becher und leerte ihn dann mit einem Zug. »Was tut man nicht alles, um nicht zu verhungern.«
    Tammo beugte sich vor. Seine Augen glänzten. »Du hast es getan? Das ist ja irre. Los, erzähl es uns! Wie war es? Wie hast du den Mensch eingefangen? War es ein Mann oder eine Frau?«
    Franz Leopold machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist nicht der rechte Ort und die rechte Zeit, um über so etwas zu sprechen.« Er nickte zu Zita und Raphaela hinüber, die gerade mit zwei vollen Krügen in die Halle zurückkehrten.
    »Aber später, wenn wir in einer der Schlafkammern allein sind, dann kannst du uns doch davon berichten«, drängte Tammo weiter.
    »Da gibt es nichts zu berichten!«, schimpfte Alisa. »Merkst du nicht, dass er sich nur wichtig macht? Er mag ja ein Großmaul sein, aber ich traue ihm dennoch so viel Verstand zu, den Sinn dieses Verbots zu begreifen. Wir sind noch nicht stark genug, um die Menschen zu beherrschen und ihnen ihre Erinnerung zu trüben, wenn wir ihr Blut nehmen. Ja, der Geschmack muss unglaublich sein, gerade deshalb dürfen wir erst davon kosten, wenn wir auch dem Drang nachgeben können, immer wieder davon zu trinken. Denn wenn wir ihr Blut nicht bekommen, wird es uns in den Wahnsinn - oder zumindest zu unbedachten Taten treiben!«
    Franz Leopold sah sie an. Etwas wie Trauer glänzte für einen Moment in seinen braunen Augen. Alisa blinzelte. Nein, sie musste sich irren. Neben dieser Arroganz war für solche Gefühle kein Platz.
    »Unsere Oberlehrerin hat gesprochen«, stöhnte er. »Verzeiht, mir ist übel. Ich brauche ein wenig frische Luft!« Und damit stolzierte er hinaus. Tammo sah ihm enttäuscht hinterher.
    »Dann wollen wir um Tammos Willen hoffen, dass Franz Leopold seine Geschichte für sich behält«, sagte Ivy leise, als sie neben Alisa den Saal mit der goldenen Decke verließ.
    »Seine Lügen!«, schnaubte Alisa.
    Ivy schüttelte den Kopf. »Nein, seine Geschichte!«
    Alisa blieb abrupt stehen. »Du glaubst ihm diese Aufschneiderei?«
    »Ich kenne die Wahrheit, und ich weiß, dass er sich schon mehr als einmal für seinen Leichtsinn verflucht hat. Er hat unter den Folgen mehr zu leiden, als er sich jemals hätte vorstellen können.«
    Alisa pfiff durch die Zähne. »Bei allen Dämonen, das ist unglaublich.« Sie funkelte Ivy aus ihren hellblauen Augen an. »Erzähl mir, wie es dazu kommen konnte.«
    Ivy lächelte. »Und wenn du vor Neugier platzt, von mir wirst du nichts erfahren. Frage ihn, wenn du es wissen willst.«
    »Niemals! Ich werde diesem Wichtigtuer nicht auch noch schmeicheln!«
     
    Die Lektion an diesem Abend begann wieder einmal mit Übungen im Klassenraum, doch um Mitternacht verkündete Professor Ruguccio, dass sie den Unterricht nun nach draußen verlegen würden. Professoressa Enrica würde sie begleiten und auch die Servienten Pietro, Matthias und

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