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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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meinte ein anderer. »Sollen wir eine Laterne entzünden?«
    »Nein!«, zischte der Rest im Chor. »Willst du den Totengräber aufschrecken? Wir können nicht riskieren, noch einmal erwischt zu werden, sonst werfen sie uns von der Universität!«
    »Mein Vater würde mich lebendig häuten, wenn ich das Stipendium verlöre«, sagte der Letzte im Bunde.
    »Wirklich? Dann muss er über medizinische Kenntnisse verfügen«, sagte der Mann neben ihm. Die anderen kicherten.
    »Das tut er«, erwiderte die vorherige Stimme düster.
    Sie schienen um die zwanzig zu sein. Studenten, nach ihren Worten und ihrer Kleidung zu schließen. Offensichtlich ging es ihnen nicht darum, heimlich einen Körper zu verscharren, denn der Karren war bis auf ein paar alte Decken leer. Was also wollten sie?
    »Hier ist es!«, rief einer. Er war ein wenig vorausgegangen und winkte die Freunde nun mit dem Karren zu sich. Er war groß und dünn und bewegte sich schlaksig wie viele der Halbwüchsigen unter den Menschen.
    »Wie alt ist die Leiche?« Die anderen zogen zwei Schaufeln unter den Decken hervor und traten an das frische Grab, auf das ihr Kamerad zeigte.
    »Zwei Tage! Keine Stunde mehr. Er war ein Reisender aus England und ist an einem Fieber gestorben. Ich war mit dem Professor im Spital, als er ihnen auftrug, ihn rasch zu begraben.«
    »Also, dann frisch ans Werk, damit wir etwas unter unsere Klingen bekommen, bevor die Nacht zu Ende ist.« Die Stimme klang geradezu übertrieben munter. Zwei packten sich die Schaufeln und begannen, die lockere Erde wegzuräumen, bis Metall auf Holz stieß.
    »Ist das eine Schufterei!«, beschwerte sich einer der Grabenden und reichte seine Schaufel weiter. »Mario, du kannst auch etwas tun. Sonst darfst du nachher nicht mitmachen!«
    »Ich will Herz und Lunge!«, rief der Kleinste von ihnen, der etwas untersetzt war.
    »Ich bekomme den Schädel. Schließlich habe ich euch von der frischen Leiche erzählt!«
    Die jungen Vampire sahen sich an. »Was haben die nur vor?«, fragte Ivy.
    »Eine Leiche stehlen und zerteilen«, sagte Franz Leopold und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist das hier im heiligen Rom so üblich.«
    »Ist es nicht!«, fuhr Luciano ihn an.
    »Vielleicht ein satanischer Kult? So etwas soll es an vielen Orten geben«, schlug Ivy vor. »Manche bringen Menschenopfer. Vielleicht zählt es auch, Teile von einem bereits Verstorbenen zu opfern.«
    Alisa begann, leise vor sich hinzulachen. »Nein, ich denke nicht, dass dies etwas mit finsteren, religiösen Kulten zu tun hat. Eher das Gegenteil! Ich halte sie für Studenten der Medizin!«
    »Ja, und?«, fragten die anderen verständnislos.
    »Dieser Leichenraub dient ihrem Studium! Die katholische Kirche verbietet Sektionen - Tote zu zerschneiden, um den Aufbau und die Funktion des menschlichen Körpers zu erforschen. Nur bei Tieren ist das gestattet. Da aber bereits Leonardo da Vinci erkannt hat, dass der Körperaufbau eines Schweins oder eines Hundes durchaus Unterschiede zu dem eines Menschen aufweist, gibt es eben heimliche Sektionen. Leonardo soll für seine Studien übrigens auch Tote aufgeschnitten haben.«
    Franz Leopolds Augen funkelten. »Eigentlich gar keine schlechte Idee, obwohl sie von Menschen stammt.«
    »Was?«
    »Leichen aufschneiden und den Körper studieren. Ich halte das für durchaus interessant.«
    »Du meinst, es bringt auch uns Erkenntnisse …«, begann Ivy.
    »Die uns auf der Jagd hilfreich sein könnten. Ja, das meine ich.«
    »Das ist verrückt!«, wehrte Alisa ab. »Wollt ihr den Studenten ihre mühsam ausgegrabene Leiche wieder abjagen?«
    »Ein durchaus amüsanter Gedanke«, meinte Franz Leopold. Sie sahen zu den Männern hinüber, die die Erde inzwischen herausgeschaufelt hatten und sich abmühten, den Deckel des einfachen Holzsargs aufzuwuchten. »Aber nein, ich fürchte, das würde ein zu großes Geschrei werden. Ich dachte eher daran, uns eine eigene Leiche zu suchen. Es gibt hier mehrere frische Gräber.«
    Ein Knacken durchbrach die Stille der Nacht, als die Leichenräuber es endlich schafften, den Deckel mithilfe der beiden Schaufeln aufzuhebeln. Der Dicke stieß einen Laut des Abscheus aus  und presste sich ein Taschentuch vor Mund und Nase. »Sehr frisch riechen tut der aber nicht. Ich glaube, mir wird schlecht.«
    »Reiß dich zusammen«, sagte der Lange streng. »Pack lieber mit an und hilf, ihn auf den Karren zu legen.«
    »Denk dran, alles nur für die Wissenschaft«, sagte sein Kompagnon und

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