Nosferatu 2055
ein geschäftiger Abend bevor.«
Serrin war gewaltig erleichtert, als sie im Hotel eintrafen, wo Michael eine Suite mit vier Schlafzimmern für sie gebucht hatte. Der Trideoschirm an der Wand des Salons war der größte, den er je gesehen hatte.
»Allererste Klasse«, räumte er widerwillig ein, während Michael in der Bar aus Mahagoniimitat nach Bier suchte. »Ich denke, wir haben drei Möglichkeiten«, sagte der Engländer, indem er eine Flasche öffnete, um dann einen großen Schluck zu nehmen.
»Erstens, wir suchen uns die am kompetentesten aussehenden Söldner, die man vor Mitternacht für Geld kaufen kann. Das muß schnell über die Bühne gehen. Wenn es länger dauert, haben die Leute nur mehr Zeit, uns genauer unter die Lupe zu nehmen, und das wären Komplikationen, auf die wir nicht scharf sind. Ich kann mit genügend Geld um mich werfen, um Qualität zu kaufen, aber machen wir uns nichts vor, man kann niemandem so viel Geld bezahlen, daß er sein Leben im Kampf gegen einen Nosferatu aufs Spiel setzt.«
»Einen Nosferatu-Magier«, sagte Serrin.
»Das wissen wir nicht mit Sicherheit«, erwiderte Michael. Serrins Miene verriet ihm, daß es besser war, gewisse Dinge unbesehen zu glauben.
»Aber Söldner könnten einen Rückzieher machen und kneifen«, fuhr Michael fort. »Was nicht sehr angenehm für uns wäre. Damit bleiben uns zwei andere Möglichkeiten. Eine habe ich bereits verworfen, aber ich würde sie gern erwähnen, damit ihr meinem Gedankengang folgen könnt.«
Er ist wieder in Form, dachte Serrin. Er hat wieder dieses irre Glitzern in den Augen, und wahrscheinlich glaubt er seinem eigenen Spruch, daß Engländer gegen Kugeln praktisch gefeit sind.
»Entschuldigt, daß ich die Möglichkeit überhaupt erwähne, aber da wäre Humanis.«
Tom war schon halb von seinem Stuhl aufgesprungen, als Michael, der aufrichtige Angst hatte, der Troll könne ihn mit seiner wassermelonengroßen Faust bearbeiten, beschwichtigend mit den Armen wedelte.
»Ich sagte, ich hätte sie verworfen. Es ist nur so, daß die Herrenrasse bereitwillig ihr -Leben opfern würde, um unser Problem zu lösen. Wahrscheinlich brauchten wir sie nicht einmal dafür zu bezahlen. Kommt schon, bleibt fair, ihr müßt zugeben, daß sie motiviert wären.«
»Im Laufe der Jahre habe ich vielleicht ein Dutzend dieser Kerle ins Jenseits befördert, und ich schäme mich nicht zu sagen, daß ich deswegen keine einzige schlaflose Minute hatte«, knurrte Tom.
»Damit bleibt noch eine dritte Möglichkeit. Es gibt die Orkische Befreiungsfront. Ich könnte auch die Orkisehe Anarchistische Kommune, die Kriegshunde und ein halbes Dutzend anderer Gruppierungen nennen, aber sie unterscheiden sich alle nicht voneinander. Die Orks machen hier ein Viertel der Bevölkerung aus. Die echten Aktivisten verteilen sich auf zwei Gruppen. Ein Haufen - der, den ich erwähnt habe - besteht aus harten Burschen, aber sie schützen, was sie haben, und strengen sich an, ein größeres Stück vom Kuchen zu bekommen. Sie sind organisiert, so daß man sie als Policlub bezeichnen könnte. Dem anderen Haufen muß man aus dem Weg gehen. Er heißt Die Horde. Die Brüder schießen auf alles, was nicht nach großem, bösem Ork aussieht. Der Witz ist, Leute aus dem ersten und nicht aus dem zweiten Haufen anzuwerben.«
»Geht das denn?« fragte Serrin.
»Es gibt eine Bar, das Meid In in der Grenzstraße. Ironischerweise ist das ein Laden für Berliner, denen tatsächlich an der Verbesserung der Beziehungen zwischen den Metatypen gelegen ist. Dort wirst du keine Mitglieder der Horde treffen, aber dafür alle anderen. Und jetzt wird es spannend. Wir brauchen nämlich Leute, die scharf genug sind, daß sie die Vorstellung dessen, was Luther vorhat, auf die Palme bringt, aber nicht so übermotiviert, daß sie uns zuerst den Kopf abreißen wollen.«
»Wieso unbedingt Orks?« fragte Tom.
»Weil das hier die am zahlreichsten vertretenen und am besten ausgerüsteten Muskeln sind. Aber egal, wenn Trolle, Zwerge oder sonst jemand mitkommen und uns helfen wollen, um so besser. Die andere gute Sache an den Orks ist die, daß sie alles für sich behalten werden.«
»Und was ist mit mir?« fragte Serrin. »Wir wollen sie fragen, ob sie bereit sind, einen größenwahnsinnigen Elfenrassisten wegzublasen, und dann steht da ausgerechnet ein Elf vor ihnen, der sie das fragt? Wird das nicht ziemlich verdächtig aussehen?«
»Nein«, sagte Michael zögernd. »Nicht, wenn sie sehen, daß
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