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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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schwer auf den Boden und registrierte benommen die Gesichter im Eingang, das Schreien auf Deutsch und die Waffen, die geschwungen wurden und bereit waren, der Erschütterungsgranate in die Bar zu folgen. Glas- und Holzsplitter regneten auf ihn herab. Er spürte den einen oder anderen Kratzer am Arm, doch sein Gesicht blieb unverletzt.
    Der Roomsweeper war unter diesen Umständen nicht die richtige Waffe. Er war eher dazu geeignet, von draußen in einen Raum hineinzuschießen als umge-

 

kehrt, aber er wälzte sich trotzdem auf den Bauch, legte an und leerte das Magazin in Richtung Tür. Er konnte nur hoffen, daß alle Gäste der Bar durch die Schockwelle weit genug von der Tür weggeschleudert worden und außerhalb der Schußlinie waren.
    Als das Magazin leer war, trübte Rauch die Sicht. Überall knatterten Schüsse, hallten von den Wänden wider und erzeugten in der Enge der Bar einen Höllenlärm. Ein halbes Dutzend Leute lag blutend auf dem Boden, manche in schrecklich unnatürlicher Haltung. Sein Blick fiel auf eine Orkfrau, die offenbar einen Zauber wirkte, da sie sich hin und her wiegte und dabei vor sich hin murmelte. Dann schoß ein Feuerstrahl durch die Tür und verschwand draußen auf der Straße. Die Wirkung war wegen des Rauchs nicht zu erkennen, aber die Schreie übertönten sogar das Geschrei und Gebrüll in der Bar.
    Willkommen in Berlin, dachte Tom. Man hatte ihm gesagt, daß hier Anarchie herrschte. Michael hatte nicht übertrieben.
    Jemandem war es gelungen, die Eingangstür zuzuschlagen, und ein Elf legte gerade Metallbolzen von der Dicke eines Trollarms vor. Tom fiel auf, daß die Tür von innen mit Metall verkleidet war, und er nahm an, daß sie hier an derartige Überfälle gewöhnt waren. Unglücklicherweise herrschte unter den Belagerten ein offensichtlicher Mangel an Kommunikation, denn während der Elf hektisch die Tür verrammelte, hatte ein stämmiger Ork mit einer MP gerade ein Fenster eingeschlagen und schickte ein paar Feuerstöße nach draußen auf die Straße.
    Tom erhob sich schwer atmend auf die Knie und sah, daß ihn die Orkfrau beobachtete. Daran, daß sie eine Katzenschamanin war, konnte es keinen Zweifel geben. Tom brauchte sie nicht erst mit seinen Astralsinnen zu betrachten. Ihre dunklen Augen weiteten sich, als sie ihn ansah, und dann rief sie ihm etwas zu. Er konnte sie kaum hören, da er immer noch fast taub war, aber was spielte das für eine Rolle? Wahrscheinlich sprach sie Deutsch, also hätte er ohnehin kein Wort verstanden.
    Sie packte seinen Zopf und zog ihn hoch. Dann rief sie ihm wieder etwas zu, doch als er murmelte: »Tut mir leid, ich verstehe nicht«, und sie hilflos ansah, zeigte sie einfach nur auf den hinteren Teil des Schankraums. Zwei Orks hatten eine Falltür im Boden geöffnet, und der größte Teil der Gäste war bereits hindurch und auf dem Weg nach unten. Tom erhob sich endgültig und folgte ihnen.
     
    Michael saß gelassen in der Tarantel, nippte an seinem Gewürztraminer und sah sich nach einem plausiblen Kandidaten um, den er ansprechen konnte. Diese bescheidene kleine Bar war angeblich ein bevorzugter Treffpunkt für Waffenhändler aus ganz Europa. Von den Anwesenden würden die Briten und Araber die großen Tiere sein und Deals in Millionenhöhe abwickeln. Die Südamerikaner sahen wie ihre potentiellen Kunden aus. Da ihre Anzüge seinem in nichts nachstanden, was Qualität, Eleganz und Preis anbelangte, waren sie kaum das, wonach er suchte. Er hatte sich absichtlich so angezogen, daß er wie einer von den Großen aussah, weil ihm das seiner Ansicht nach ermöglichen würde, selbst jemanden anzusprechen, anstatt einen Haufen Fragen beantworten zu müssen. Doch seine Rechnung schien nicht aufzugehen.
    »Wäre es möglich, daß ich Sie für etwas interessieren kann?« erklang eine träge Stimme hinter ihm. Der Akzent wäre von vielen für deutsch gehalten worden, doch Michael tippte eher, daß der Mann Österreicher war. Vielleicht auch Tscheche. Was auch immer. Wichtig war nur, was er zu verkaufen hatte.
    »Kann sein. Ich interessiere mich für einige Dinge, aber nicht in der Größenordnung, wie Sie vielleicht annehmen«, sagte er kühl.
     
    Der Mann setzte sich neben ihn an die unauffällige Bar. Die einfachen Tische und Stühle aus Holzimitat ließen nichts Ungewöhnliches vermuten, aber die sechs Trolle, die vor und hinter der Eingangstür Wache standen, vermittelten einen besseren Eindruck davon, wie wählerisch man in der Tarantel

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