Nosferatu 2055
arbeite, um Gewinne zu machen. Und damit macht man keine.«
Michael grinste. »Schön, wie wäre es mit einer runden Summe, sagen wir dreißig. Meine Kredstäbe sind auf jeweils zehntausend ausgestellt. Wären Sie damit einverstanden? «
»Das reicht. Es ist ein Vergnügen, Geschäfte mit Ihnen zu machen, Mr. James. Wenn ich anrufe, lassen Sie mich wissen, in welcher Menge Sie die Grundausstattung benötigen, und dann einigen wir uns auf einen endgültigen Preis, richtig? Ich brauche nur eine halbe Stunde, um die Lieferung zu regeln. Wie ich schon sagte, es ist ein Vergnügen, Geschäfte mit Ihnen zu machen.«
Der Mann trank sein Glas aus, nahm die zusammengefaltete Zeitung, in der Michael diskret die Kredstäbe deponiert hatte, und ging ohne ein weiteres Wort. Michael zahlte, dann zog er sich seinen Kaschmirmantel über und ging ebenfalls zur Tür in der Absicht, ein Taxi anzuhalten.
Unglücklicherweise kam er nicht so weit.
Als er fiel, war er sich trübe bewußt, was ihm soeben zugestoßen war, und er drückte auf seine Manteltasche und die kleine Metallkarte darin. Der letzte Anruf, den er von New York aus geführt hatte, war jeden Cent wert gewesen. Hinter ihm verschwand der Elf in der Dunkelheit einer Hintergasse, floh vor den Rufen und Schreien, suchte verzweifelt nach einer Tür, durch die er schlüpfen konnte, nach irgendeiner verdammten Tür.
Er fand eine.
Tom ging in der Suite im Metropolitan unruhig auf und ab, während er auf Michaels Rückkehr wartete. Die Zeit wurde langsam knapp. In den an das Fuchi angeschlossenen Drucker kam Leben. Serrin sah den Troll vielsagend an und wartete, bis der Drucker das Blatt ausspie.
Hallo zusammen. Ich fürchte, mir ist gerade etwas ziemlich Schlimmes zugestoßen. Wenn diese Nachricht abgeschickt wird, heißt das, daß mich ein Rettungswagen des Bu- MoNa aufgelesen hat. Mich versichern zu lassen, war also richtig. Ihr müßt mit dem BuMoNa Kontakt aufnehmen, um herauszufinden, wo ich bin und ob ich noch lebe oder nicht. Für den Fall, daß ich tot bin, war es nett, euch kennengelernt zu haben, übrigens, das Geld befindet sich in dem Metallkoffer.
Ungläubig tippte Serrin die Nummer des deutschen medizinischen Gefahreneinsatzdienstes. Nach seiner ersten Frage murmelte er nur noch ein paarmal ja und nein. Schließlich unterbrach er die Verbindung und stand völlig perplex da, wußte nicht, was er tun sollte.
»Was ist los?« knurrte Tom. Serrin hatte ihm immer noch nicht gesagt, was auf dem Blatt stand.
»Michael liegt in irgendeinem Krankenhaus in der Stadt auf der Intensivstation. Ein Schuß in den Rücken. Eine Niere ist hinüber, und die Kugel ist in die Milz eingedrungen. Schockzustand. Möglicherweise Schäden an der Wirbelsäule. Er wurde auf dem Bürgersteig vor der Tarantel niedergeschossen.«
»Verfluchter Drek«, murmelte der Troll.
»Sie wollen seinen nächsten Verwandten«, sagte Serrin leise. Ihrer beider Augen richteten sich auf Kristen. Sie saß unsicher da und biß sich auf die Unterlippe.
»Kristen, ich glaube, du mußt zu ihm. Wenn er überhaupt sprechen kann, finden wir vielleicht heraus, was passiert ist. Tom, du und ich werden allein zu dem Treffen mit den Orks gehen müssen«, sagte Serrin in unnachgiebigem Tonfall. »Wenn wir deinen Ork nicht treffen, sind wir erledigt. Kristen, schaffst du das? Ja?«
Sie nickte und erhob sich zögernd. »Ich tue, was nötig ist«, sagte sie.
»Wir auch.« Serrin fühlte sich allein, obwohl die anderen bei ihm waren. Bis jetzt war Michael der Planer gewesen, derjenige mit dem Überblick, und jetzt fiel ihm diese Aufgabe zu. Außerdem war ihm überdeutlich bewußt, daß der Engländer möglicherweise starb - und zwar um seinetwillen. Doch Serrin fühlte sich nicht schuldig. Er empfand lediglich eine eisige Wut.
»Laß uns ein Taxi nehmen«, sagte er zu Tom, während er in Michaels Koffer nach dem Geld suchte, »und dann laß uns jede verdammte Kanone anheuem, die wir kriegen können!«
27
Das Taxi, in dem Serrin und Tom saßen, schlich zweimal im Schrittempo durch die Grenzstraße, bevor Gunther es für angebracht hielt, sich zu zeigen, und ihnen bedeutete, den Wagen zu verlassen. Sie bezahlten den Fahrer, stellten ihren Mantelkragen hoch und traten auf den Bürgersteig. Serrin gefiel das Gewicht der Kredstäbe in seinen Taschen überhaupt nicht, und er wollte unbedingt von Kristen erfahren, wie es Michael ging.
»Die Anzahl deiner Freunde kommt mir ziemlich spärlich vor«, sagte der
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