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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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wir hier hocken bleiben wie eine Ente mit einem Karton Orangensoße im Schnabel und auf den Burschen mit dem Gewehr warten?«
    »Sehr anschaulich ausgedrückt«, sagte Serrin sarkastisch.
    »Quak«, grinste Michael. »Also, kennst du jemanden, Kristen?«
    »Ich glaube schon, aber es wird nicht billig.«
    »Nicht, wenn die Arbeit etwas taugen soll«, erwiderte Michael. Das Telekom summte. Er ging hin und nahm den Anruf im Schlafzimmer entgegen.
    »Wir müssen nach Umfolozi, um den anderen Magier zu finden, der ihnen entwischt ist«, sagte Serrin zu Kristen. »Vielleicht kann er uns weiterhelfen. Wenn er etwas weiß oder gesehen hat, wenn wir herausfinden können, warum sie ihn entführen wollten, dann erfahren wir vielleicht auch, wer mich entführen wollte.«
    »Das weiß ich«, sagte sie ein wenig ungeduldig.
    »Wie schwierig wird es dort für dich? Ich weiß einfach nichts über diese Dinge«, murmelte Serrin.
    Sie zischte. »Die Zulus mögen keine Xhosa«, sagte sie wütend.
    »Aber wir sind Weiße. Wird es für uns noch schlimmer sein?« fragte er ehrlich verwirrt.
     
    »Machst du Witze? Die OFs sind die besten Freunde der Zulus«, sagte sie. In Wahrheit plapperte sie jedoch nur nach, was sie über die stolze Zulu-Nation und den Oranje-Freistaat gehört hatte. Da sie niemals auch nur in die Nähe eines dieser beiden Nachbarstaaten gekommen war und auch nie Geschichte in der Schule gelernt hatte, konnte sie nur das weitergeben, was sie auf der Straße mitbekommen hatte. Aber sie wußte über die Zulus in Kapstadt Bescheid, und die mochten gemischtrassige Gesichter ungefähr ebensosehr wie sie es mochte, wenn ihr Gesicht drekverschmiert war.
    Michael trat halb aus dem Schlafzimmer, den Hörer des Telekoms ans Ohr gepreßt. »Vielen Dank, Professor. Das hilft mir wirklich sehr bei meiner Dissertation. Ja, Sir, ich vergesse bestimmt nicht, Professor Malan von Ihnen zu grüßen. Nochmals vielen Dank, Sir. Sie haben mir sehr geholfen.« Er legte auf und warf das tragbare Telekom aufs Bett. Er lächelte, weil es ihm gelungen war, sich als Doktorand der Witwatersrand-Universität auszugeben.
    »Das war der Bursche, der die Bruckner-Langer- MMVV-Abart isoliert hat«, strahlte er. »Er sagt, es sei nicht völlig unmöglich, daß ein Metamensch mit dieser Abart infiziert ist und trotzdem überlebt. Es ist kein Fall bekannt, aber theoretisch wäre es möglich. Es würde von... äh... kompensatorischen RNS-stabilisierenden Polygenen und irgend etwas abhängen, das mit dem C5-Kaskadensystem in der Immunologie zu tun hat.« Michael sah zum erstenmal so aus, als sei er nicht völlig sicher, etwas richtig verstanden zu haben. Für Serrin war dies fast eine Erleichterung.
    »Also könnte unser Mann - oder unser Elf, um genau zu sein - möglicherweise tatsächlich existieren. Wenn man das Mögliche eliminiert hat, ist die Antwort offenbar in dem Unmöglichen zu finden, was übrigbleibt. Es ist im wesentlichen nur eine Frage des Beweisens, daß es möglich ist, wie Holmes es ausgedrückt hätte.«
     
    »Ich glaube, er hat es nicht ganz so gesagt«, wandte Serrin ein, während er den Brandy aus der Vitrine aus Mahagoni-Imitat holte.
    »Ach, geschenkt. Nur weil du meine Jagdmütze hast, heißt das noch lange nicht, daß du mir den Spaß verderben kannst«, verspottete ihn Michael. »Jetzt brauchen wir ihn nur noch zu finden. Einen eifischen Nosferatu. Da ich bezweifle, daß er sich mit leuchtenden Neonschildern umgibt, könnte das ziemlich schwierig werden. Ich hoffe, daß uns Mr. Shakala etwas erzählen kann, das uns auf den richtigen Weg bringt.
    Wir sollten gehen. Zurück zu Indras Club. Ich kann es zwar nicht riskieren, mein Deck dorthin mitzunehmen, aber ich will hier nicht länger bleiben als unbedingt nötig. Dieser Ort ist einfach zu offensichtlich«, sagte der Engländer, während er sein Deck einpackte. »Und nimm den Brandy mit. Vielleicht genehmige ich mir nachher auch einen. Ich hatte einen guten Tag.«
    Er hielt inne und bedachte Serrin und Tom mit einem pfiffigen Grinsen, während er leise grunzend den Koffer mit dem Deck aufhob. »Ach, übrigens, Bruckner sagte, wenn so ein Wesen existierte, sei es ziemlich wahrscheinlich, daß es ganz spezielle Nahrungsbedürfnisse habe, obwohl er mir keine genauen Einzelheiten nennen konnte. Interessant, oder?«
    Er war schon halb zur Tür hinaus. Serrin hielt Tom am Arm fest, als dieser Anstalten machte, Michael zu folgen.
    »Du bist ziemlich schweigsam, Chummer«, sagte er leise.

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