Nosferatu 2055
besitzen, verfügen zugleich auch über magische Fähigkeiten, das geht jedenfalls aus den medizinischen Quellen hervor, die ich bisher eingesehen habe. Es wird behauptet, daß RA-17 die Wahrscheinlichkeit, magisch aktiv zu sein, extrem erhöht. Das paßt. Ach, und bevor du danach fragst, RA-17 ist zwar ein einzelnes Allel, aber es tritt nur in Verbindung mit komplexen Polygen- Formen anderswo aus. Daher seine Seltenheit.«
»Aber warum werden sie lebend gefangen, wenn sie anschließend doch umgebracht werden?« versuchte Serrin zu folgern, wobei er die genetischen Fragen zunächst einmal ignorierte.
»Weil sie für den Entführer offenbar wertvoll sind«, sagte Michael zögernd. »Es geht ihm nicht ums Geld. Es geht ihm auch nicht um ihre überragende Intelligenz. Es muß ihm um etwas gehen, das direkt mit dem Allel zu tun hat. Mit der Blutgruppe.«
In Serrin stieg für einen Augenblick so etwas wie Übelkeit hoch. »Was willst du mir jetzt erzählen?« brachte er heraus. »Daß wir es mit einem verdammten Vampir oder so etwas zu tun haben?«
»Mit etwas, das noch viel schlimmer ist«, bestätigte Michael. »Ich glaube nicht, daß Knoblauch, Weihwasser und Kreuze etwas dagegen ausrichten können. Tatsächlich kann dieses Wesen eigentlich gar nicht existieren, wenn ich recht habe. Deshalb warte ich auch darauf, daß mich Professor Richard Bruckner zurückruft. Das wird ziemlich interessant. Ich zeichne seinen Anruf auf und veranlasse Geraint, ihn an seine Weißkittel in Oxbridge weiterzuleiten. Ich weiß nicht genug darüber, um es selbst zu verifizieren.
In der Zwischenzeit verschaffe ich mir einen Überblick über den Papierkram, der mit einem Visum für die Zulu- Nation verbunden ist. Eigentlich dürfte es damit keine Probleme geben. Ich mache mir nur Sorgen wegen der fehlenden Impfungen. Man kann sich jede nur erdenkliche aus einer breiten Vielfalt aller möglichen aufregenden und interessanten Krankheiten in Umfolozi zuziehen, und wir sind nicht besonders gut dagegen geschützt. Tom sagt, er kommt mit den meisten klar, auch mit denen, die er nicht kennt. Ich will mich trotzdem über erste Hilfe und ärztliche Notfall- Versorgung informieren. Es könnte interessant werden.«
Er war immer noch auf einem geistigen Höhenflug und sprühte förmlich vor Energie. »Kristen, du wirst ein ziemliches Problem in der Zulu-Nation haben, was?«
»Ja, vermutlich«, sagte sie kläglich. »Aber ich kann euch nützen.«
»Wie?« fragte Michael unverblümt.
»Ich weiß, wie man den Knopfspinnen aus dem Weg geht - den richtig gefährlichen. Und den Riesenskorpionen. Ich weiß, welche Pflanzen ungefährlich sind und welche nicht. Ich weiß, was man kaufen muß, um sich vor Insektenstichen zu schützen und sich die Bienen vom Leib zu halten. Ich weiß, was man anziehen sollte und was nicht.« Sie wäre fortgefahren, doch er bedeutete ihr lächelnd, daß es reichte.
Die Hälfte davon stimmte nicht, und wenn sie damit durchkommen wollte, würde sie einige Gefälligkeiten einfordern und eine Menge Rat und Hilfe einholen müssen, und zwar schnell. Aber sie wollte diese Leute nicht so schnell wieder aus ihrem Leben verschwinden sehen. Und sie hatte zwar nicht alles von dem verstanden, was Michael gesagt hatte, aber das Wort Vampir war ihr nicht entgangen, und verrückterweise erregte sie das eher, als daß es sie ängstigte. Sie wußte in bezug darauf zuviel aus dem Trideo und zuwenig über die Wirklichkeit.
»Aber du hast keinen Paß, oder?« Sie schüttelte den Kopf. »Und auch sonst kaum Ausweispapiere?« Sie nickte.
»Kennst du irgendwelche Schieber, die dir schnell einen guten Paß besorgen können? Zum Beispiel in einem Tag?«
»Warum beantragen wir keinen echten?« fragte Serrin. »Ihr steht doch bestimmt einer zu.«
»Sicher. Und warten dann drei Wochen. Selbst wenn wir die richtigen Leute schmieren, dauert es mindestens ein paar Tage. Das gibt allen interessierten Parteien reichlich Zeit, uns hier aufzuspüren und vielleicht sogar herauszufinden, womit ich mich beschäftigt habe, wenn sie über einen Decker verfügen, der gut genug ist! Wir wissen nicht, ob wir beschattet werden«, erwiderte Michael.
»Ich habe bis jetzt noch niemanden entdeckt«, sagte Serrin, der an seine Beobachter und seine astrale Überwachung dachte.
»Was bedeuten könnte, daß niemand da ist, weil sie uns noch nicht aufgespürt haben, oder daß jemand da ist, der zu gut ist, als daß er entdeckt werden könnte. So oder so, warum sollen
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