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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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ausschließlich proportional zum Grad der Verbrennung. Es gibt überhaupt keine emotionale Reaktion. Das zeigen auch die Steroiden und sympathischen Werte.« Schwankende Linien mit steigenden und fallenden Kurven legten sich über die Reihe der ausdruckslosen Gesichter.
    »Sie sehen richtig aus«, stimmte Luther zu. »Damit bleibt nur noch das Abtasten. Bereite alles vor, Martin.« Er rang jetzt mit seiner Selbstbeherrschung. Die sensitiven NMR- und PET-Abtastungen der Gehirne seiner Versuchspersonen würden mindestens zwei oder sogar drei Stunden dauern, kostbare Zeit, die er nur widerwillig einräumte, bevor er diese Chemikalie nehmen und Leben aus ihr schaffen konnte. Er selbst konnte seine Energien nicht damit vergeuden, die Versuchspersonen für die Abtastungen vorzubereiten. Für diese Art Dreksarbeit hatte er seine Lakaien.

16
     
    Die Magier, die diese Gegend normalerweise patrouillierten, hatten sich längst vor dem herannahenden Gewitter zurückgezogen. Sie würden sicher in der Wärme des Anwesens hocken und damit über eine Meile von den Felsen und Steinen Rathcroghans im heulenden Nachtwind entfernt sein. Niall war, abgesehen von seinem allgegenwärtigen Schutzgeist, allein.
    Er spürte, wie sich Mathanas' Umhang um ihn ausbreitete und die mächtige Maskerade des Geistes seine Anwesenheit vor allen Sondierungsversuchen verbarg. Bald würde das Gewitter so stark sein, daß dessen schiere Kraft ihn ohnehin verbarg.
    Er schlang ein Seil um einen der kleineren, säulenähnlichen Felsen und knotete es sich um die Hüfte. Die physikalische Gewalt des Gewitters war an und für sich schon gefährlich genug. Nur ein paar Meilen entfernt mochte alles ruhig sein, doch hier würden die wirbelsturmartigen Winde, die es begleiteten, durchaus in der Lage sein, ihn wie eine Feder herumzuwirbeln, wenn er keine Vorsichtsmaßnahmen ergriff.
    Niall hatte sich immer vor dem, was jetzt kam, gefürchtet, wie dies bei jedem Angehörigen seines Ordens der Fall war. Ein Magier, der bei dem Versuch starb, die unkontrollierbaren Energien des Gewitters in sich aufzunehmen, strandete im Limbus. Niemand wußte, welches Schicksal einen dort erwartete, in welche Ebene man geschleudert werden mochte, welche ewigen Leiden man erlitt. Er hatte geglaubt, sich dieser Herausforderung erst in vielen, vielen Jahren stellen zu müssen, vielleicht sogar niemals.
    Er hatte jede erdenkliche Vorsichtsmaßnahme ergriffen, jeden Abwehr- und Schutzzauber gewirkt, den er aufrechterhalten konnte, ohne sich zu verausgaben.
     
    Jetzt konnte er nur auf den Ansturm der Energien warten und sich so fest an das verzauberte Goldgefäß klammem wie an das Leben selbst.
    Das ständig stärker werdende Heulen des Windes, das er ebensosehr spürte wie hörte, klang, als würden Seelen gefoltert, und fuhr ihm durch Mark und Bein. Er spürte kaum, wie der Regen auf ihn niederprasselte, da die Geräusche immer lauter wurden und näher kamen. Es war, als sei die Wilde Jagd persönlich in all ihrem unerbittlichen Wahnsinn geweckt worden.
    Plötzlich blitzte es über ihm auf, und die Felsen begannen in einem blauen Energieschein zu leuchten, da pure Macht durch sie floß. Fetzen roher magischer Energie trieben träge zwischen ihnen, ein geisterhaftes Spinnennetz der Macht, das sich um ihn wob. Er beschwor jeden Funken Willenskraft und Entschlossenheit, der noch in ihm steckte, und zog die Struktur zu sich heran.
    Während er krampfhaft den goldenen Kessel festhielt, hatte er das Gefühl, als würden Rasierklingen unter seine Fingernägel und in seine Fingerknochen getrieben, die jeden Muskel und jede Sehne seiner Handgelenke durchtrennten. Die Schmerzen waren unglaublich, unvorstellbar, unerträglich. Er hätte sich nie träumen lassen, daß ein Körper jemals so schmerzen könnte. Es gab keine Gewöhnung, keine Erleichterung, keine Ohnmacht, die ihn davor bewahrte, nur eine Überladung der Sinne, die immer mehr zunahm, durch seinen Körper fuhr, durch Muskeln und Unterarmknochen schnitt und seine Schultern kräuselte. Der Elf biß sich auf die Zunge, um nicht aufzuschreien, und Blut tropfte aus seinen Mundwinkeln. Seine nutzlosen Hände klammerten sich an den kleinen Goldkessel, und er versuchte die Macht hineinzuzwingen, aus den unendlichen Qualen des Leibes heraus und in das Gefäß hinein, um dieser Tortur ein Ende zu bereiten.
    Das brennende Gefühl raste sein Rückgrat entlang und durch jeden Wirbel. Er spürte, wie er gegen den Felsen gedrängt wurde, wie sich

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