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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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offenbar nichts mit dem Mordfall Dogen zu tun, sondern waren zu ganz normalem Dienst in ihrem Bezirk verdonnert. Sie beobachteten die Elite-Cops wie Aschenputtel ihre Stiefschwester angestarrt haben musste, die sich für den Ball schönmachte.
    Zu meiner Rechten befand sich eine durch Gitterstäbe abgeteilte, lediglich mit einer Holzpritsche möblierte Arrestzelle, in der Gefangene in der Zeit zwischen einer Vernehmung und dem Abtransport ins Gefängnis verwahrt wurden. Normalerweise warteten zwei, drei Männer in der Zelle, aber an diesem Tag drängten sich dort sage und schreibe acht Festgenommene. Die Tür der Zelle stand weit offen, manche der Männer standen, manche saßen auf dem gekachelten Boden, und einer lehnte sogar außerhalb der Zelle an den Gitterstäben. In ihren schmutzigen, abgerissenen, bunt zusammengewürfelten Klamotten sahen sie aus, als hätten sie keinen Platz mehr im Obdachlosenheim gefunden. Niemand schenkte ihnen Beachtung, und sie schienen sich nicht gerade unwohl zu fühlen.
    An einem Tisch in der entgegengesetzten Ecke des Raumes saß die einzige andere Frau. Es war Anna Bartoldi, eine der Hauptstützen der Mordkommission, die Peterson zweifelsohne dazu bestimmt hatte, in diesem sicherlich nicht einfachen Fall für die Registrierung aller Schriftstücke zu sorgen. Annas fotografisches Gedächtnis würde dem Lieutenant gelegen kommen, wenn es darum ging, die vielen hundert Dokumente zu registrieren, die die Officers in Kürze produzieren würden – von wichtigen Zeugenaussagen bis hin zu den Hinweisen wohlmeinender Bürger –, und jedes dieser Mosaiksteinchen konnte letztlich das entscheidende bei der Jagd nach dem Mörder sein. Mit einer Hand hielt sich Anna den Hörer ans Ohr, während sie mit der anderen einen Eintrag in eine überdimensionale Kladde machte; daraus schloss ich, dass die Nummer der öffentlichen Hotline bereits über die lokalen Radiosender bekanntgegeben worden war.
    Hinter Annas Schreibtisch befand sich die Tür zum Büro des Dienststellenleiters, den Peterson jedoch bis auf weiteres ausquartiert hatte; wie in jedem spektakulären Fall stand Peterson unter dem Druck, möglichst bald die erste Verhaftung vorzunehmen.
    Mercer Wallace, der massigste und schwärzeste aller anwesenden Männer, entdeckte mich als Erster, während ich aus meinem Mantel schlüpfte. »Guck nicht so entsetzt, Cooper«, rief er mir zu und deutete mit dem Kinn auf die hoffnungslos überfüllte Arrestzelle. »Willkommen bei der Heilsarmee. Komm schon rüber.«
    Ich kannte die meisten der anwesenden Cops und wechselte mit denen, die ich morgens am Tatort noch nicht gesehen hatte, ein paar Worte, während ich mich zu Mercers Schreibtisch vorarbeitete.
    »Peterson ist da drin und wartet auf McGraw. Der Commissioner und McGraw hatten ‘nen Auftritt in den Abendnachrichten. Das übliche: Appell an die Öffentlichkeit, Ruhe zu bewahren, die Bitte um Hinweise aus der Bevölkerung. Der Bürgermeister hat eine Belohnung von zehntausend Dollar für Hinweise, die zur Ergreifung des Mörders führen, ausgesetzt. Sofort haben alle Hotline-Telefone geklingelt, und manch einer hätte für die Belohnung seine Großmutter verkauft«, berichtete Wallace, nachdem ich endlich bei seinem Schreibtisch angekommen war.
    Ich schaute Anna über die Schulter und sah, dass sie gerade den siebenundvierzigsten Eintrag gemacht hatte. Früher hatte sie mir mal gesagt, dass ihrer Erfahrung nach nur jeder sechzigste Anruf tatsächlich in einem Zusammenhang mit dem Fall stand, also erstaunte es mich nicht, dass sie sich zurücklehnte und mich mit dramatisch verdrehten Augen begrüßte, bevor sie sich an den nächsten Eintrag machte, der wahrscheinlich auch nichts weiter als eine Fleißübung war. Eine ganze Menge Ermittler würden damit beschäftigt sein, den einzelnen Hinweisen und Aussagen nachzugehen, auch wenn sie kaum etwas mit dem Fall zu tun zu haben schienen, denn schließlich konnte jeder Anruf zu einer heißen Spur führen; vielleicht stammte er sogar von jemandem, der den Mörder kannte und sich die Belohnung verdienen wollte.
    »Hey, Blondie, pack die Kohle aus, nach einer kurzen Werbepause sind wir wieder da«, dröhnte Chapmans Stimme durch den Raum. Mit vollen Backen kauend und ein Stück Pizza in der Hand, betrat er die Einsatzzentrale. »Die Glotze steht hier im Umkleideraum. Los, bewegt euch.«
    Mercer erhob sich und gab mir einen Klaps auf den Rücken. »Los, Alex. Ich setz mein Geld auf dich. Außerdem

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