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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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zurechtzurücken.
    Er nahm das Thema aus der Bibliothek wieder auf und brachte dann unser Zusammentreffen im vergangenen Sommer zur Sprache. Ich nahm einige Schlucke Wein, kostete die ausgezeichnete Paté de Foie Gras, die Joans Koch meisterhaft zubereitet hatte, und genoss die amüsante Unterhaltung mit meinem Tischherrn.
    Als die Kalbmedaillons serviert wurden, bemerkte ich, dass ich mit Drew flirtete, war mir aber nicht ganz sicher, ob der hervorragende Margaux oder wirkliches Interesse der Grund war. Ich kostete das prickelnde Gefühl aus, das ich schon so lange nicht mehr gespürt hatte.
    Wir unterhielten uns über gemeinsame Bekannte, über seinen letzten Sommerurlaub, den er auf meiner geliebten Insel Vineyard verbracht hatte, über Joans unvergleichliche Eigenschaften als Gastgeberin und Freundin und über die Bücher, die wir in jüngster Zeit gelesen hatten. Dann kamen wir auf Hunde, Restaurants, Filme und Basketball zu sprechen, und im Gegensatz zu so vielen anderen Unterhaltungen mit Männern hatte ich zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass er mein berufliches Engagement in Sachen Sexualstraftaten mit meinem Privatleben in Zusammenhang brachte. Ich war so vertieft in das Gespräch mit Drew, dass ich Hugh Gainer zu meiner Linken vollkommen vergaß.
    »Hast du nicht das Palais Soubise besucht, Alex?« fragte Joan. Sie hatte ein erstaunliches Gedächtnis für Details jeder Art. »Ich finde, dass es eine der schönsten Fassaden von ganz Paris hat. Ludwig XIV. hat es für die Prinzessin von Soubise erbaut. Wenn der Prinz auf Reisen war, trug die Prinzessin bei Hofe einen Smaragdohrring, und der König wusste, dass die Luft rein war. Nicht der schlechteste Weg, sich für den schönsten Palast der Stadt zu bedanken, oder? Also Hugh, du musst ihn dir unbedingt ansehen, wenn du drüben bist. Er ist wirklich göttlich. Kaffee und Cognac im Salon?«
    Beim Aufstehen streifte mich Drew wie zufällig. Als ich meinen Stuhl zurück an den Tisch schob, legte er seine Hand auf meine. »Willst du noch einen Cognac oder …?«
    »Ja, sehr gerne.«
    »Du hast mich gar nicht ausreden lassen, Alex«, flüsterte er mir leise ins Ohr. »Oder möchtest du deinen Schlummertrunk lieber bei mir zu Hause zu dir nehmen?«
    »Ich … ähm … ich glaube, das … ähm … geht nicht. Ich muss nach Hause, weil dort … ähm …« Stammelnd suchte ich nach den richtigen Worten; es kam schließlich nicht jeden Tag vor, dass ich nach Hause musste, weil dort ein Hund auf mich wartete, der noch Gassi geführt werden wollte.
    » Kein Problem, du musst mir nichts erklären«, unterbrach mich Drew mit kühler Stimme. Offensichtlich glaubte er, ich würde ein unfaires Spiel mit ihm spielen und mit ihm flirten, während zu Hause ein anderer auf mich wartete.
    »Nein, nein, es ist … nur ein Hund.« Drew brach in schallendes Gelächter aus, während ich meine Erklärung fortführte. »Der Hund meines Nachbarn, um genau zu sein. Ich bin es einfach nicht gewohnt, zeitlich gebunden zu sein und die Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu haben.«
    »Mein Rivale ist ein Hund ? Nun, damit kann ich leben. Wie wär’s dann mit einem Cognac bei dir und einem mitternächtlichen Spaziergang zu dritt?«
    »Verlockendes Angebot. Verabschieden wir uns von der Gastgeberin.«
    Eine Mokkatasse in der Hand, machte Joan die Runde bei ihren Gästen, während Jim den unbeirrbaren Rauchern Zigarren anbot.
    Drew und ich bedankten uns für den Abend. Während Drew die Mäntel holte, umarmte mich Joan. »Ausnahmsweise bin ich dir mal nicht böse, dass du so früh verschwindest. Hab’ ich dir zuviel versprochen?«
    »Bis jetzt nicht. Kann ich dich morgen anrufen?«
    »Hast du Lust auf einen gemeinsamen Brunch bei Mortimer’s?«
    »Lust schon, aber keine Zeit, fürchte ich. Ich muss in Sachen Gemma Dogen Berge von Unterlagen durcharbeiten und in sieben anderen Fällen Anklageschriften lesen. Das wird mich den größten Teil des Tages kosten.«
    »Aber tu mir einen Gefallen, Alex, spiel heute Nacht nicht die Sex-Staatsanwältin, sondern sei ausnahmsweise mal eine ganz normale Frau.«
    »Du solltest dich wieder um deine anderen Gäste kümmern, Joan,« erwiderte ich lächelnd. In diesem Augenblick erschien Drew mit den Mänteln, und wenig später saßen wir im Taxi.
    Prozac begrüßte uns erfreut und folgte mir schwanzwedelnd, während ich in der Wohnung die Lichter anknipste. Ich goss jedem von uns einen Cognac ein. Drew schlenderte durch das Wohnzimmer, betrachtete

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