Notbremse
gegeben hat.« Wieder blieb Zhao stehen, worauf sich hinter den vier Männern sofort zwei Dutzend verärgerte Touristen einen anderen Weg bahnen mussten.
Hocke sah dem Chinesen verunsichert ins Gesicht: »Einen Toten?«
Zhao nickte kurz. »Jemand, der auch der Volksrepublik China Schaden zufügen wollte.« Und er ergänzte langsam, aber drohend: »Solche Menschen, Mr. Hocke, haben nur eines verdient – den Tod.«
Linkohr und Fludium hatten nur ein paar Stunden geschlafen. Als gegen halb sechs Häberle Linkohr anrief, war der junge Kriminalist längst wach. In knappen Worten teilte ihm der Chefermittler mit, was er in Erfahrung bringen konnte – vor allem aber, dass es am Ulmer Bahnhof einen Bombenalarm gegeben habe, der einen Zusammenhang mit dem ICE-Fall nahelege.
Linkohr rief nach dem Gespräch sofort Fludium an, worauf sie sich bereits nach einer Dreiviertelstunde ohne Frühstück im Lehrsaal des Geislinger Polizeireviers wieder einfanden.
Nach und nach trafen auch die übrigen Kollegen der Sonderkommission ein. Polizeirevierleiter Watzlaff, wie fast jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Dienststelle gekommen, ließ sich in aller Frühe von den beiden Kriminalisten die Situation erläutern. Als wenig später auch der Leiter der Kriminalaußenstelle Geislingen, Rudolf Schmittke, eintraf, entschied dieser, vorsorglich auch seine Vorgesetzte, Kriminalrätin Manuela Maller, zu informieren. Immerhin schienen sie es mit zwei großen Pharmaunternehmen zu tun zu haben. Konzerne dieser Größe scheuten erfahrungsgemäß nicht davor zurück, sofort juristisches Geschütz aufzufahren. Die Drähte begannen heiß zu laufen. Die Kripochefin setzte sich sogleich mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt in Ulm in Verbindung, der längst über die möglichen Zusammenhänge des Bombenalarms mit dem ICE-Toten Bescheid wusste.
Unterdessen war es Linkohr endlich gelungen, worauf der schon seit gestern gehofft hatte: Die Detektei Hocke und Hocke meldete sich am Telefon. Zwar war es nur die Sekretärin, die sich zunächst äußerst reserviert verhielt. Linkohr versuchte, sich die Dame vorzustellen: sicher im fortgeschrittenen Alter und oberlehrerhaft, vermutlich noch mit Hornbrille und einem wadenlangen Kleid. Jedenfalls keine schlanke junge Blondine mit engen Jeans und körperbetontem Pullover. Er musste selbst über seine seltsamen Fantasien grinsen, ohne sich dies jedoch am Tonfall seiner Stimme anmerken zu lassen. »Wir wären sehr daran interessiert, wenn Sie uns helfen könnten«, versuchte er es noch einmal auf die sanfte Tour.
»Woher soll ich denn wissen, dass Sie tatsächlich von der Polizei sind?«, gab sie schnippisch zurück, nachdem sie erklärt hatte, die »beiden Herren« seien »im Moment« nicht zu sprechen. Linkohr hatte auf diesen Einwand gewartet, weshalb er ihr spontan vorschlug, sich selbst bei der Telefonauskunft die Rufnummer der Polizei in Geislingen an der Steige geben zu lassen und zurückzurufen.
»Auskünfte über Klienten geben wir sowieso nicht«, erwiderte sie hartnäckig.
»Wir wollten ja den Weg über Staatsanwalt und Gericht vermeiden«, ließ Linkohr schließlich durchblicken. Solche dezenten Hinweise, das wusste er aus Häberles Vorgehen in solchen Fällen, halfen meist weiter.
Die Frau zögerte. »Ich ruf Sie gleich an«, kam es schließlich zurück. Die Drohung hatte Wirkung gezeigt.
Fludium unterhielt sich inzwischen mit der obersten Kripochefin Manuela Maller, die nach dem Gespräch mit Schmittke einen Vertreter der Sonderkommission verlangt hatte. »Die Botschaft mit dem Koffer ist der Schlüssel zu allem«, vermutete sie. »Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden, was die Ulmer rauskriegen.«
Fludium versprach dies. »Wir werden heute diesen Lambert durch die Mangel drehen«, erklärte er das weitere Vorgehen. »Und vielleicht bringt uns diese Detektei weiter. Kollege Linkohr ist dran.«
Auf dem anderen Schreibtisch hatte der junge Kriminalist inzwischen den Rückruf entgegengenommen. Erst jetzt verstand er den Namen: Schittenhelm.
»Ich kann ja mal versuchen, Ihnen weiterzuhelfen«, keifte die Frauenstimme, während Linkohr ein paar beschriebene Blätter umdrehte und ihre Rückseite als Schmierpapier nutzte. Er erklärte kurz und sachlich, wie sie bei ihren Ermittlungen auf die Detektei gestoßen waren – und dass es inzwischen nicht nur zufällige Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Mordfällen gebe, sondern man auch »ganz Konkretes« entdeckt habe.
»Wir haben Grund zu der
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