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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Annahme, dass sich jemand aus Ihrem Büro derzeit in China aufhält«, kam er schließlich zur Sache.
    »Ein touristischer Aufenthalt«, kam es zurück.
    Linkohr wollte nicht darauf eingehen. Immerhin hatte er allein schon mit dieser Bemerkung die Bestätigung, dass sie auf der richtigen Spur waren. »Hocke und Hocke«, griff er den Namen der Detektei auf, »das sind zwei Inhaber. Sie erwähnten bereits, dass die beiden Herren derzeit nicht erreichbar seien.«
    »So ist es. Friedrich und Dieter Hocke sind Brüder.« Wieder diese knappe und unpersönliche Antwort. Kein Anflug von Charme, dachte Linkohr.
    »Und welcher von beiden ist derzeit in China?«
    »Der Herr Dieter Hocke – aber, wie gesagt, eine touristische Reise.«
    »Und darf ich fragen, wo sich Herr Friedrich Hocke aufhält?«
    Die Stimme zögerte. »Er ist auf Ermittlungsreise«, sagte sie dann.
    »Es würde uns vielleicht sehr weiterhelfen, wenn Sie uns sagen könnten, wo.«
    »Das darf ich sicher nicht«, stellte Frau Schittenhelm streng fest. Pause.
    Linkohr überlegte, wie er weitermachen konnte. »Nennt sich Herr Friedrich Hocke gelegentlich auch … Fritz?«
    Wieder zögerte Frau Schittenhelm. »Fritz?«, fragte sie zweifelnd nach.
    »Ja, ganz einfach Fritz. Eine Abkürzung von Friedrich.«
    »Wieso ist das von Bedeutung?«
    »Wenn das so wäre …« – Linkohr suchte nach einer passenden Formulierung – »… dann könnte es nämlich sein, dass Herr Hocke tot ist. Ermordet.«
    Frau Schittenhelm schwieg.
     
    Einen Toten hatte es also gegeben. Hocke zuckte zusammen. Was wollte ihm Zhao damit sagen? Dass er nun der nächste sein werde, er, der Deutsche, der sich in innere Angelegenheiten der Volksrepublik China einmischte? Der geglaubt hatte, er als Einzelner könne einen Kampf gegen das Reich in der Mitte führen. Er, der sich tatsächlich wie ein Agent gefühlt hatte, als er vor einigen Tagen in München in den Flieger gestiegen war. Plötzlich fühlte er sich wie ein Schüler, den der Rektor bei einem üblen Klassenstreich ertappt hatte. Nur war’s damals in der Schule mit einer Strafarbeit abgegangen, allenfalls noch mit vierstündigem Nachsitzen, jetzt aber schien es um Leben und Tod zu gehen. Nicht mal Frau Schittenhelm war über seine wahre Mission in Peking informiert. Alles hatte streng geheim bleiben müssen. Eigentlich gab es nur einen einzigen Menschen, der über jeden seiner Schritte bestens unterrichtet war. Aber was sich in den vergangenen zwölf Stunden abgespielt hatte, war nirgendwo dokumentiert. Nicht mal Notizen hatte er sich darüber gemacht.
    Inzwischen waren sie schweigend im inneren Hof angelangt, hatten das Tor der Himmlischen Reinheit hinter sich gelassen und standen nun vor dem Palast der Himmlischen Reinheit. Vor einigen Tagen hatte Hocke dies alles studiert, sich an den farbenprächtigen Ornamenten, den Reliefs und den Drachendarstellungen kaum sattsehen können – doch jetzt schien dies alles nur Kulisse für ein übles Schurkenstück zu sein, das mit ihm gespielt wurde.
    »Mr. Hocke«, begann Zhao endlich wieder, während um sie herum eine Schar Japaner digital filmte und knipste. »Wir haben gewisse Vorstellungen …« Er blieb erneut seitlich von dem Deutschen stehen. Die beiden Aufpasser schwiegen noch immer. Wenn ihnen Hocke ins Gesicht sah, verzogen sie die Miene zu einem mitleidigen Lächeln.
    »Und die wären?«, gab Hocke selbstbewusst zurück.
    Zhao ging weiter – zur Halle der Berührung von Himmel und Erde, die im Vergleich zu den anderen weniger pompös wirkte. »Sie werden verstehen, dass Sie ein großes Sicherheitsrisiko darstellen«, fuhr der Chinese fort. »Sie und Ihre Auftraggeber, Mr. Hocke.« Er trug wieder dieses gefährliche Lächeln zur Schau, das Hocke inzwischen kannte.
    Jetzt würde es kommen, dachte er. Jetzt, sobald sie das nächste Tor passierten – zum Palast der Irdischen Ruhe. Dort, so hatte er im Reiseführer gelesen, hatten die Kaiser einstens den Göttern Opfergaben dargebracht.
    Würden sie es jetzt tun? Ihn den Göttern opfern? Die Aufpasser, so schien es ihm, waren bedrohlich nah aufgerückt. Hocke durchzuckten Bilder von Säbeln und Schwertern, von Kampfsportlern und Messern. Der Weg hatte sich verengt, die Touristenmassen kamen auf Tuchfühlung. »Mr. Hocke«, flüsterte Zhao, nachdem auch er dicht an ihn herangetreten war, »Sie werden morgen Abend nicht zurückfliegen.«
    Der Deutsche spürte plötzlich, wie trocken sein Mund geworden war. Er sah sich Hilfe suchend um,

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