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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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doch da gab es niemanden, dem er sich hätte anvertrauen können. Wie auch? Sollte er schreien? Aufsehen verursachen, um dann sofort als eine Art ertappter Agent abgeführt zu werden? Die Luft erschien ihm stickig, die Hitze unerträglich.
    »Haben wir uns verstanden?«, verlieh Zhao seiner vorherigen Feststellung mehr Nachdruck. Der Tonfall verschärfte sich.
    Hocke besann sich seiner Ausbildung. Ruhe bewahren. Den Gegner irritieren. Auf gar keinen Fall Ängste zeigen.
    »Mein Flug ist gebucht«, stellte er deshalb trotzig fest, wohl wissend, dass die Männer über genügend Mittel und Wege, vor allem aber auch über Beziehungen verfügten, um ihn an der Ausübung seines freien Willens zu hindern. Und im schlimmsten Fall … aber diesen Gedanken versuchte er zum wiederholten Male zu verdrängen. Sie konnten es doch nicht tun. Nicht hier, in dieser Menschenmenge. Nein, das war unmöglich. Oder hatten sie einen teuflischen Plan ausgeheckt, hinter den er nur noch nicht gekommen war? Er musste Zeit gewinnen. Oder sich vielleicht doch mit ihnen arrangieren. Er sah an Zhao vorbei – zu den Hunderten von Menschen, die aus aller Welt hierher gereist waren, um einmal im Leben durch diese Kaiserpalastanlage zu gehen, in der es im Laufe von fünf Jahrhunderten oft um Leben und Tod gegangen war. Was kam es da auf dieses eine Mal an – bei dem es ebenfalls um Leben und Tod ging?
    Zhao war weitergegangen, vorbei am Palast der Irdischen Ruhe, hinter dem sich das Tor hinaus in den kaiserlichen Garten befand, der das nördliche Ende der Verbotenen Stadt markierte. Dass dort eine Gruppe von Männern stand, vom äußeren Erscheinungsbild Chinesen und in schwarzen Uniformen gekleidet, fiel in dem wild durcheinander wuselnden Menschengewühl auf den ersten Blick nicht auf.
    »Mr. Hocke, wir sind am Ende«, hörte er die gefährlich zischende Stimme seines Gesprächspartners. »Wir werden die Verbotene Stadt nicht verlassen, ohne dass wir zu einem Ergebnis gekommen sind.«
    Hocke sah über die meist kleineren Menschen um sich herum hinweg. Wieder fiel sein Blick auf diese Uniformierten, die wie beiläufig an dem Tor standen, den Durchgang jedoch immer mehr zu verschmälern schienen, was zur sichtlichen Verärgerung einiger Touristen beitrug. Auch Zhao wurde jetzt auf das Geschehen aufmerksam. Noch während er seine beiden Begleiter anstieß, um ihnen anzudeuten, wohin sie sehen sollten, waren sie plötzlich von fünf, sechs Männern umzingelt, die ähnlich schwarze Uniformen trugen wie die Gruppe, die Hocke beobachtet hatte. Sie waren so schnell aufgetaucht, als seien sie aus dem Nichts erschienen. Lautlos, unbemerkt – vermutlich herausgelöst aus der Menge. Zhao stand wie gelähmt, seine Begleiter ebenso. Einer der Fremden sagte einige Worte auf Chinesisch. Es klang nach einem Befehl, den man am besten nicht verweigerte.
    Hocke versuchte, sich jetzt alles einzuprägen: die Gruppe jener Uniformierten, die sich jetzt teilte. Einige sperrten das Tor, andere kamen im Laufschritt näher und bahnten sich einen Weg durch die jetzt irritierte Touristenmenge.
    Als Hocke sich im Bruchteil einer Sekunde später wieder auf seine unmittelbare Umgebung konzentrierte, stockte ihm der Atem: Die Uniformierten hatten ihre Hände in der Jackentasche verborgen und ließen jeweils den Lauf einer kleinen Waffe erkennen. Sie standen stocksteif, offenbar bereit, jedes Kommando auszuführen.
    Ein Mann, der sich zwischen Hocke und Zhao geschoben hatte, durchbrach die atemlose Stille und stieß im Befehlston einige chinesische Laute aus. Noch immer hatte keiner der Touristen von dem Geschehen etwas bemerkt. Die Menschenmassen stauten sich jedoch vor dem Durchgang in den kaiserlichen Garten. Dort waren inzwischen gut zehn Mann postiert, die mit ihren entschlossenen Mienen erkennen ließen, dass es an ihnen kein Vorbeikommen gab.
    Hocke war mit einem Schlag klar, dass die Verbotene Stadt abgeriegelt worden war. Er suchte Blickkontakt zu jenem Mann, den er für den Anführer der aufgetauchten Uniformierten hielt. Hocke beobachtete mit Unbehagen, dass die Waffen sowohl auf ihn als auch auf Zhao und dessen Begleiter gerichtet waren.
    Nachdem der Anführer noch ein paar Worte an Zhao gerichtet hatte, was dieser ohne äußere Regung zur Kenntnis nahm, wandte sich der Uniformierte in gebrochenem und falsch betontem Deutsch an Hocke: »Keine Bewegung. Sie kommen mit.«
    Hocke sah in die entschlossenen Gesichter der Uniformierten. Zhao und die beiden anderen Männer

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