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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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halb fertiges Bild vor ihm, in das zwar mit viel Fantasie etwas hineininterpretiert werden konnte, das jedoch durchaus auch Raum für etwas ganz anderes ließ.
    Bei allem, was sich inzwischen ergeben hatte, schien rasches Handeln angebracht zu sein. Diese beiden Pharmaunternehmen mussten so schnell wie möglich unter die Lupe genommen werden – vor allem ihre Geschäftsführer, deren Namen ihm jetzt nicht einfielen.
    Und plötzlich war da noch etwas, das ihm sein morgenfrisches Gehirn klarmachte: In diesem ganzen Geflecht musste es jemanden geben, der Interesse daran hatte, irgendjemanden gegen irgendjemand anderen auszuspielen. Warum sonst der anonyme Hinweis auf den Mercedes mit der Waffe im Kofferraum am Irschenberg? Und weshalb dieser Koffer mit dem geheimnisvollen Brief an ihn?
    Klar, hämmerte es jetzt immer lauter in seinem Kopf, da lief etwas im Hintergrund ab, das weit über die beiden Morde hinausging. Möglicherweise ein geschickt eingefädeltes Ablenkungsmanöver. Oder war er als kleiner Provinzermittler tatsächlich zwischen die Fronten von Agenten oder irgendwelchen verdeckten Ermittlern geraten? Dann aber wäre es höchste Zeit, dass ihn eine vorgesetzte Dienststelle darüber aufklärte. Allerdings wusste Häberle aus leidvoller Erfahrung, dass die Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten nicht gerade reibungslos funktionierte. Ob er einmal seine Kontakte ins Innenministerium spielen lassen sollte? Er verwarf diesen Gedanken wieder. Zumindest vorläufig. Denn aus dem Ausland wollte er diesen Anruf nicht tätigen. Man konnte schließlich nie wissen, wo und wie so was registriert wurde.

29
    Irdische Ruhe, durchzuckte es Hocke. Das klang irgendwie nach dem irdischen Ende. »Als es noch den ›Kalten Krieg‹ gab …«, fuhr Zhao fort und ging im Touristenschlenderschritt über den Platz zur Halle der Vollkommenen Harmonie. »Ja, als es diesen ›Kalten Krieg‹ noch gab, an dessen Beendigung sich manche noch nicht gewöhnt haben, da waren Versuche dieser Art, wie Sie sie unternommen haben, keine Seltenheit.« Die beiden anderen Männer folgten noch immer wie drohende Schatten. Doch die Menschenmassen um sie herum nahmen dies nicht zur Kenntnis. »Das Reich der Mitte, Mr. Hocke, es mag für westliche Besucher in vielen Dingen unverständlich sein. Aber glauben Sie mir, aus unserer Sicht gesehen tun wir das Beste für unser Volk.«
    Hocke schwieg, während sie jetzt die pagodengedeckte Halle mit all ihren Verzierungen und farbigen Ornamenten erreichten. »Sie und Ihr Land tun gut daran, sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Volksrepublik China einzumischen«, hörte er Zhao neben sich dozieren. »Egal, was Sie möglicherweise von abtrünnigen Landsleuten zu hören bekommen haben.«
    Abtrünnige Landsleute, hallte es in Hockes Kopf nach. Das war auch wieder so ein angedeutetes Zeichen, das ihn hellhörig machte.
    Zhao blieb stehen, um die Bedeutung seiner nächsten Feststellung hervorzuheben: »Sie haben sich als jemand ausgegeben, der Sie nicht sind. Sie wollten uns auf die Probe stellen.« Der Gesichtsausdruck des Chinesen wurde ernst. Seine beiden Begleiter waren jetzt näher an ihn herangetreten.
    Hocke holte tief Luft. Es wurde langsam Zeit, dass er einen Ausweg fand, der beide Seiten zufriedenstellte. Doch ihm fiel beim besten Willen nichts Vernünftiges ein. Ihn beschlich das äußerst ungute Gefühl, dass die anderen ein sicheres Ziel verfolgten.
    Sie ließen die Halle der Vollkommenen Harmonie hinter sich. Und wenn er sich richtig entsann, dann kamen sie jetzt zur Halle der Erhaltung der Harmonie. Es war die letzte im äußeren Hof des Palastkomplexes.
    »Früher hat man auch bei Ihnen solche Leute als staatsfeindliche Elemente bezeichnet«, lächelte der Chinese jetzt wieder, als er vorwärtsschritt. »Und wie es mir scheint, bei allem, was mir von Deutschland übermittelt wurde, schreckte man auch bei Ihnen nicht davor zurück, solche Elemente zu beseitigen.«
    Hocke hatte wieder auf jedes Wort geachtet. „Er wollte nicht sofort nachhaken, um gleich gar nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, aufgeregt oder gar in Panik geraten zu sein. »Sie sind in Kontakt mit Deutschland?«, zeigte er sich deshalb eher beiläufig interessiert.
    »Hatten Sie etwas anderes erwartet? Ich geh davon aus, dass ich momentan besser informiert bin als Sie.« Zhao gab sich triumphierend, ohne ihn anzusehen.
    »Und was, wenn ich fragen darf, wurde Ihnen aus Deutschland übermittelt?«
    »Dass es einen Toten

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