Nothing For UnGood - Madison, J: Nothing For UnGood - Nothing For Ungood
in die deutsche Kultur und Sprache Lichtjahre Vorsprung vor den Studenten in meinen Kursen, und meine Deutschkurse schaffte ich locker. Mein verschlagener Plan, mir mein Stipendium durch unlautere Mittel zu erhalten, funktionierte.
Austauschstudent in München
S obald ich zurück in Stillwater, Oklahoma, war, begann ich mich nach dem Austauschprogramm mit München zu erkundigen, und ich entschied mich für zwei Semester an der Technischen Hochschule. Man hatte mir wiederholt erzählt, die Bayern könnten kein Deutsch, und daher beschloss ich, mich dort um ein Praktikum für den Sommer zu bemühen, bevor das Wintersemester begann, damit ich zumindest rudimentäres Bayrisch lernen konnte, da meine Professoren kein Deutsch beherrschten. Das funktionierte wunderbar, denn meine Kontaktperson für das Austauschprogramm in München verschaffte mir sofort einen Job, der sich als der beste Teil meiner fünfzehn Monate in der Weltstadt mit Herz herausstellte. Meine Universitätserfahrung war eine Katastrophe.
An mein Studium in München knüpfte ich idealistisch große Hoffnungen. Endlich würde ich im Land der Dichter und Denker in der Muttersprache von Einstein, Ohm und anderen richtig schlauen Leuten studieren. Ich freute mich darauf, die Hausaufgaben los zu sein und endlich ausschließlich auf der Grundlage meiner gesammelten Kenntnisse anerkannt zu werden. Die amerikanische Universität unterscheidet sich kaum von der Highschool, woman in jedem Semester mit Hausaufgaben, Prüfungen und Multiple-Choice-Tests gequält wird. In Deutschland würde ich in jedem Seminar nur einen Test schreiben müssen, was ganz großartig war, weil ich bei Tests ziemlich gut abschneide, aber viel zu faul bin, um dafür zu arbeiten, was mich letzten Endes zwang, viele Seminare zu wiederholen, einige mehrmals. (Das mag mit der Grund sein, warum ich für mein vierjähriges Studium acht Jahre brauchte – übrigens die besten acht Jahre meines Lebens!) In München würde ich diese ganze stumpfsinnige Arbeit nicht leisten müssen, sondern am Ende nur meinen einstündigen Test schreiben, und das wäre es. Das deutsche System schien mir perfekt.
Das deutsche System ist schrecklich.
Na ja, an meiner Bildungsmisere bin ich überwiegend selbst schuld, aber die Dinge liefen einfach nicht wie geplant. Da mir mein Sommer-Praktikum gefiel und ich meinem Arbeitgeber, wurde mir eine Stelle als Werkstudent angeboten, die ich freudig annahm. Sie wurde genauso bezahlt wie das Praktikum, aber ich musste nur halb so lange arbeiten – was wollte ich mehr? Ich musste nur noch den Trick finden, die zwanzig Arbeitsstunden in meinem Vorlesungsplan unterzubringen.
In Amerika war ich sehr schlecht darin, meinen Stundenplan aufzustellen, und belegte einfach alles, was mir gefiel, statt die anerkannten Studienpläne einzuhalten. Manchmal richtete ich mich nach den Anforderungen, manchmal nicht. Nachdem ich fast alle Scheine für Deutsch als zweites Hauptfach zusammenhatte, reichte ich für den letzten verbleibenden Kurs, Deutsch I, mein Studienbuch bei meiner Studienberaterin ein. Sie fandes nicht sehr amüsant, dass ich den ersten Kurs einfach übersprungen hatte und jetzt als letztes Deutschseminar den Einführungskurs machen wollte, wollte mir aber andererseits auch nicht zumuten, den Kurs zusammen mit absoluten Anfängern zu machen. Das Bitten um Vergebung war für mich schon immer eine wesentlich erfolgreichere Strategie als das Ersuchen um Erlaubnis, und in diesem Fall ersparte es mir fünf Wochenstunden Seminar im Semester. Das war nicht unerheblich angesichts der zwölf Wochenstunden, die als volle Arbeitswoche galten.
Da ich die Kurse an meiner Universität im Großen und Ganzen willkürlich belegt hatte, hatte ich keine Chance, ins Raster eines bestimmten Semesters an einer deutschen Universität zu passen. Als ich meinen Stundenplan für die Seminare aufstellte, enthielt er ungefähr ein Seminar aus jedem möglichen Studiensemester der Deutschen. Ich wusste nicht, dass alle deutschen Studenten mit demselben Studiengang in jedem Semester dieselben Seminare absolvieren, aber ich sah kein Problem darin und begann, Vorlesungen zu besuchen. Sehr erfreut war ich darüber, dass es überhaupt keine Anwesenheitspflicht gab.
Es war nicht ganz leicht, mein ehrgeiziges Studiensemester mit den zwanzig Arbeitsstunden pro Woche in Einklang zu bringen, da meine U-Bahn-Stationen jeweils vierzig Minuten voneinander entfernt lagen. Von der Wohnung zur Arbeit – vierzig
Weitere Kostenlose Bücher