Nothing For UnGood - Madison, J: Nothing For UnGood - Nothing For Ungood
einem zu sein.
Außerdem wird, wenn man erwähnt, dass man in Deutschland gelebt hat, in siebenundneunzig Prozent aller Fälle irgendjemand sagen: »Oh, die Tante der Schwester meines besten Freundes ist zu einem Viertel Deutsche!« Man sollte versuchen, sich dafür im Voraus eine gute Antwort zurechtzulegen. Mir ist allerdings noch keine eingefallen.
Kulturschock
D as Erstaunliche am Kulturschock ist, dass er am schlimmsten ist, wenn man in sein Heimatland zurückkehrt. Wenn man in ein fremdes Land zieht, erwartet man, sich mit Veränderungen abfinden zu müssen. Betritt man aber wieder heimischen Boden, fällt einem plötzlich auf, dass es zu Hause an einigen Dingen fehlt, die man liebgewonnen hat.
Hundert Prozent aller Amerikaner, die von Deutschland zurück nach Hause kommen, vermissen deutsches Brot und deutsche Schokolade – und zwar sofort. Obwohl es überall im Land halbherzige Versuche gibt, deutsches Brot herzustellen, kann man immer noch den ganzen Laib mühelos zu einem Pfannkuchen zusammendrücken. Es gibt zwar ziemlich gutes Brot in Amerika, aber mit Sicherheit nicht an jeder Straßenecke.
Die Gelegenheit, in einer nett aussehenden Innenstadt herumzulaufen, ohne von Autos und hässlichen Werbetafeln überschwemmt zu werden, die um unsere kurze Aufmerksamkeitsspanne wetteifern, ist eine weitere Sache, die Amerikaner bei ihrer Heimkehr vermissen. Die meisten von ihnen hätten gern Gelegenheit, zu Fuß odermit dem Fahrrad irgendwohin zu kommen, ohne dass gleich hinter jeder Straßenecke der Tod lauert.
Deutschland stellt mit die übelste Software her, die je entwickelt wurde: SAP Man muss nur die herrlich elegante Gmail mit der scheußlichen GMX vergleichen, die die meisten Deutschen aus unerklärlichen Gründen immer noch benutzen. Trotz der deutschen Neigung zu minderwertiger Software macht Deutschland die beste Computerzeitschrift der Welt, c’t , die amerikanische Computerfreaks nach ihrer Heimkehr schmerzlich vermissen.
In Amerika spricht man eine eigene Art des Englischen, in der das erstaunlich nützliche Wörtchen doch fehlt. Normalerweise sind deutsche Wörter ganze Sätze, die zu einem einzigen Wort zusammengezogen sind. Dieses kleine Juwel aber ist in Wirklichkeit der Satz »Ich habe recht, und du hast unrecht!«, alles in einem Grunzen aus tiefster Kehle. Am nächsten kommt dem das amerikanische yuh-huh , das aber nicht mehr angesagt ist, sobald man sieben Jahre alt wird, ungefähr das Alter, in dem von einem erwartet wird, dass man nicht mehr genau das sagt, was man meint.
V
MEIN DEUTSCHES LEBEN
D ie Veröffentlichung meiner Essays im Internet hat mich und meine Schlussfolgerungen über die Deutschen einer gewissen Skepsis ausgesetzt, die jedoch unbegründet ist. Um zu beweisen, dass ich über einen reichen Schatz von Erfahrungen mit der deutschen Sprache und Kultur verfüge, möchte ich an dieser Stelle Details darüber liefern – in der Hoffnung, dass diese Details jene Stimmen zum Schweigen bringen, die die absolute Akkuratheit meiner Fakten oder Erklärungen in Zweifel ziehen. Ich habe persönlich viel deutsche Kultur erfahren und bin schnell zu der Erkenntnis gekommen, dass sie sich von Küste zu Gebirge und von Grenze zu Grenze so stark unterscheidet, dass diese regionalen Abweichungen als Erklärung für alle eventuellen Fragwürdigkeiten ausreichen dürften.
Die Anfänge mit der deutschen Kultur
M eine ersten Deutschstunden auf der Highschool belegte ich aus einem ganz einfachen Grund: Der Lehrer war dafür bekannt, dass man bei ihm am leichtesten gute Noten in Fächern, die für die Zulassung zum College relevant sind, bekommen konnte.
Obwohl Amerikaner im Allgemeinen eine Fremdsprache niemals wirklich lernen – vom simpelsten Grundvokabular einmal abgesehen –, herrscht in unseren Universitäten der Glaube vor, die Fähigkeit, seinen Namen und Heimatort in einer anderen Sprache sagen zu können, sei unerlässlicher Bestandteil einer abgerundeten Persönlichkeit. Also machte ich die vorgeschriebenen zwei Semester Deutsch und bekam zweimal die Bestnote. Mein Deutsch war schrecklich. Ich hielt mich für ein linguistisches Genie.
Ich wurde ins College aufgenommen. In Stillwater, Oklahoma. Es war zwar nicht das, das ich eigentlich am liebsten besucht hätte, aber ich bekam dort ein Vollstipendium von ungefähr 35.000 Dollar unter der Bedingung, mein Notendurchschnitt müsse jedes Semester überwiegend aus guten und ein paar sehr guten Noten bestehen. Nach einem Jahr
Weitere Kostenlose Bücher