Notizen aus Homs (German Edition)
töteten. Er beteuert, er habe in die Luft geschossen. Sagt, dass unter den schabbiha Iraner gewesen seien – sie sprachen eine andere Sprache und taten dasselbe wie die anderen.
Sein Freund, Panzerschütze auf einem T-52 21 , hatte Befehl, auf ein Dach zu schießen, auf dem sich Zivilisten befanden, und wurde liquidiert, weil er sich weigerte. Er bekam eine Kugel in den Rücken. Er selbst war bei der Kommunikationseinheit, etwas weiter weg, und hat nicht gesehen, wer geschossen hat. Sein Freund stammte aus Homs und hieß Mahmud F.
Ein anderer wird uns als Deserteur des mukhabarat der Luftwaffe vorgestellt, ein einfacher Soldat. Er war Zeuge von Folter und ist deshalb desertiert. Aber er zeigt uns seinen Ausweis nicht, behauptet, er habe ihn zu Hause gelassen.
Er sagt, dass es mehrere Ex- mukhabarat in Rastan gibt. Andere sind nach Jordanien geflüchtet.
Auf der Rückfahrt im Auto. Abu Haider erklärt, dass Zarqawi sein Idol ist, weil er in den Irak gekommen ist, um den Iran und die Schiiten zu bekämpfen. Abu Odai, der fährt, beschwichtigt: »Aber hier, in Syrien, ist das etwas völlig anderes.«
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[ Bei Abu Amar. ] Treffen mit Abu Nizar, dem Arzt, der das Krankenzelt an der Grenze leitet. Er spricht ein bisschen Englisch. » It’s quiet here. Nearly romantic. « 22
Die Ärzte, die sich um die Verwundeten kümmern, werden von der Geheimpolizei verfolgt. Das ist sehr gefährlich. Seit zwei Monaten gibt es in Qusair kein Krankenhaus mehr, seit das staatliche Krankenhaus von der Armee besetzt wurde. Zu dem Zeitpunkt hat er das Zelt aufgestellt. Sie nehmen Schwerverletzte aus Baba Amr auf und versuchen, sie in den Libanon zu schaffen. Sie haben auch ein großes Problem mit schwangeren Frauen, es können nur noch in Homs Kaiserschnitte durchgeführt werden. Und die Stadt ist nicht immer erreichbar.
Der medizinische Stützpunkt von Qusair – der, den wir gesehen haben – wurde vor zwei oder drei Wochen eröffnet. Sie haben vor, noch einen weiteren zwischen der Stadt und dem Zelt einzurichten.
Abu Nizar ist Allgemeinmediziner, aber er hat an Ort und Stelle ein bisschen Chirurgie gelernt. » See one, do one. « 23 Er kann Bauchoperationen durchführen, einfache Sachen. Die mukhabarat suchen ihn, aber seine Familie wurde noch nicht behelligt. Er wird nicht bezahlt, doch die Leute und seine Familie unterstützen ihn. Oft hat er so viel zu tun, dass er die Patienten nicht einmal nach ihrem Namen fragt, und er führt keinerlei Statistik. An manchen Tagen nimmt er bis zu zwanzig Patienten auf, und er ist allein.
Die Armee zielt oft auf den Kopf oder die Brust, und einige Verwundete sterben an mangelnder medizinischer Versorgung: » Sometimes we see the patient die in front of us, and we can’t do anything. « 24
Er kann weder die notwendigen chirurgischen Eingriffe durchführen noch die Leute in den Libanon evakuieren. Es ist sehr schwierig, über die Grenze zu gelangen. Manchmal muss man ein oder zwei Stunden warten, manchmal ist sie geschlossen. Manche Patienten sterben an der Grenze, andere werden zurück ins Zelt gebracht und sterben dort. Außerdem braucht man vom Zelt bis nach Tripoli vier Stunden, was oft zu lang ist.
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15 Uhr. Demonstration. Am selben Ort wie gestern Abend, doppelt so viele Leute. Auch ungefähr hundert Frauen, alle zusammen am Rand. Es sind dieselben gesungenen Parolen, dieselben Reihentänze, mit untergehakten Armen, zur Musik der Trommeln. Kleine Babys oder Kinder auf den Schultern ihrer Väter, manchmal mit einer Fahne. Die Frauen klatschen im Rhythmus in die Hände. Alle verschleiert, ein paar haben auch den unteren Teil des Gesichts bedeckt, in einer Ecke einige Frauen mit Niqab. Ein paar Kinder, auch Mädchen, singen Parolen ins Mikro und führen die Menge an. Manchmal sind es religiöse Parolen.
Danach Rundfahrt durchs Dorf auf dem Motorrad. Die Straßensperren der FSA für die Demonstration, der Ort, an dem einer der Panzer zerstört wurde, die Einschlagsstelle einer nail bomb . 25 Sonniger Nachmittag, aber kalt, rosa Schleier am Himmel, Zugvögelschwärme fliegen über den Häusern ihre Runden.
An der Kreuzung der Straße, die zum Qatina-See führt, erklärt man uns noch einmal die Kämpfe vom 16. Dezember. Die Panzer versuchten, über diese Kreuzung nach Qusair einzudringen. Am ersten Abend war es eine Kolonne von sechs T-62, ohne Infanterie, und die FSA zerstörte einen der Panzer. Zwei Tage später versuchte die Armee einen zweiten
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