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Notruf 112

Notruf 112

Titel: Notruf 112 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Seifert , Christian
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gesamte Reise in Gefahr.
    Rein zufällig lebt in Allershausen aber ein Kollege, dessen Frau dort ein Fuhrunternehmen betreibt und im Besitz eines bestens geeigneten Tiefladers ist. Und der fuhr los, lud den Blaulichtpatienten auf und erschien dicht gefolgt vom Rest des Konvois mitten in der Nacht in München auf der Feuerwache 9. Die Unterkünfte für die müden Kollegen standen schon bereit. Und wiederum rein zufällig hatte in dieser Nacht ein Kollege Dienst, der die Befähigung und auch die amtliche Erlaubnis hat, Lkw-Reifen auf Felgen zu montieren. Und weil unser Fahrzeugmeister mitdenkt, richtete er gleich mehrere Reifensätze aus seinem unerschöpflichen Lager her und kontrollierte alle Fahrzeuge so gründlich, dass sie die Alpenüberquerung zur Fähre nach Italien eigentlich schaffen mussten. Zur Sicherheit hielten sich sogar die Kollegen in Bozen/Südtirol bereit, um im Falle neuer Probleme zur Stelle zu sein. Wir haben aber nichts mehr gehört und nehmen daher an, dass unsere Kollegen Brindisi erreicht und ihre Fahrzeuge ohne weitere Probleme in die Türkei überführt haben.
    So nebenbei erwähnte unser Fahrzeugmeister später einmal, dass er heilfroh war, die alten Reifen endlich losgeworden zu sein. In unserem Fuhrpark fährt damit schon lange kein einziges Auto mehr. So hatte er endlich wieder Platz geschaffen für neue Raritäten. Aber das sollten wir eigentlich nicht so laut sagen.

Feuerwehrfreundschaft
    Der Notruf kommt am frühen Morgen. Es ist eine ältere Dame. Und ich verstehe mal wieder kaum ein Wort. Ein aufgeregter Schwall in italienischer Sprache ergießt sich über mich, gefolgt von Tränen und Schreien und vielen verzweifelten »Mamma mia«. Zwischendurch wird der Hörer immer wieder aus der Hand gelegt. Im Hintergrund schreit ein kleines Kind. Für solche Momente habe ich mir ein paar Sätze in den gängigsten Sprachen aufgeschrieben, um den Leuten wenigstens sagen zu können, dass ich mich bereits um ihr Problem kümmere und dass sie nicht auflegen dürfen. Und so lege ich also los. Meine Aussprache ist wahrscheinlich eine Katastrophe, aber egal.
    »Aiutiamo!« – Wir helfen Ihnen.
    »Un momento per favore!« – Einen Moment bitte.
    »Sie prega di non riagganciare!« – Bitte legen Sie nicht auf.
    »Sarò subito da lei.« – Ich bin gleich wieder bei Ihnen.
    »Si prega di calmarsi, signora!« – Bitte beruhigen Sie sich, Signora!
    Wie gut, dass uns unsere Kollegen in der Einsatzzentrale der Berufsfeuerwehr Bozen/Südtirol für solche Fälle Tag und Nacht zur Verfügung stehen. Es ist eine freundschaftliche Kooperation, die wir im Jahr 2008 besiegelt haben und die sich seit Jahren bewährt hat – vor allem zur Oktoberfest-Zeit, wenn am sogenannten Italiener-Wochenende Zehntausende Besucher aus dem schönsten Land der Welt über den Brenner nach München kommen.
    Ich schalte also via Telefonkonferenz einen Bozener Kollegen dazu, der gut Deutsch spricht und mein Problem sofort erfasst. Ich werde zunächst Ohrenzeuge eines wilden Palavers und erfahre dann, dass wir es tatsächlich mit einem ernsthaften Notfall zu tun haben.
    Die Anruferin ist eine Großmutter aus Süditalien, die mit ihrem 62-jährigen Mann zu Besuch bei ihrer Familie in München ist und in Abwesenheit ihrer Kinder die Enkelchen hütet. Weder Großvater noch Großmutter sprechen ein Wort Deutsch, die Enkel sind zu klein und die Kinder nicht erreichbar. Am frühen Morgen nach dem Aufstehen war dem Großvater übel, er klagte über Herzrasen, Atemnot, Engegefühl und große Schmerzen in der Brust. Und nun liegt er schweißüberströmt und scheinbar mehr tot als lebendig und kaum noch ansprechbar in der Küche auf dem Boden und bekommt schlecht Luft.
    Binnen weniger Minuten ist das Notarztteam bei ihm, versorgt ihn notfallmedizinisch und fährt ihn mit Blaulicht in die Klinik. Gerade noch rechtzeitig. Es handelte sich tatsächlich um einen akuten Herzinfarkt.
    So haben unsere Freunde jenseits des Brenners ihrem Landsmann wahrscheinlich das Leben gerettet.

Die richtige Nummer
    Hand aufs Herz: Wüssten Sie auf Anhieb die Notrufnummer von Feuerwehr oder Polizei in dem Land, in dem Sie zuletzt Urlaub gemacht haben? 50 Millionen Bundesbürger unternehmen nach Schätzung des Auswärtigen Amtes alljährlich eine Auslandsreise. Doch über Notfallnummern machen sich speziell die jüngeren Leute wahrscheinlich überhaupt keine Gedanken. Bis der Notfall dann eben eintritt.
    So erging es einem deutschen Urlauber, der sich an einem

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