Notruf 112
der Stadt – als Landeplatz angepeilt. Dann jedoch ging auch noch das Gas zur Neige. Mit den letzten Feuerstößen aus dem Gasbrenner hat er versucht, dem zunehmend schwerfälligen Gefährt noch ein wenig Auftrieb zu verleihen. Das waren das dröhnende Geräusch und der gespenstische Feuerschein, die die Anwohner so erschreckt haben. Alle Ballonfahrer haben die etwas ruppige unplanmäßige Landung gut überstanden. Für uns war der Einsatz damit beendet.
Und ich fühlte mich mal wieder in meiner tiefen Abneigung gegen diese Art der Fortbewegung bestätigt. Allein bei dem Gedanken daran kriege ich schon Herzrasen. Mich kriegen jedenfalls keine zehn Pferde in solch einen Korb hinein.
Feuerwehrhumor
Wer viel arbeitet, muss auch mal lachen. Und ich kann an dieser Stelle versichern: Wir lachen viel und oft. Gern auch über uns selbst.
»Wiederholen Sie, Florian …«
Bei Ausbruch eines größeren Brandes weit nach Mitternacht wird auch der damalige Leiter der Freiwilligen Feuerwehr alarmiert. Noch im Halbschlaf ist er in die Uniform gesprungen und zum Auto gerannt. Von dort meldet er sich bei uns über Funk. Wir teilen ihm die Einsatzadresse und einige andere Details mit und warten – wie es üblich ist – auf die Bestätigung und Wiederholung des Einsatzauftrages. Die kommt auch. Aber wir verstehen kein Wort. Der Mann nuschelt extrem. Was ist denn bloß los mit ihm?
Mehrfach fordert der Disponent eine vernünftige Rückmeldung ein: »Wiederholen Sie, Florian …!«
Alle seine Antworten sind wieder völlig unverständlich. Gar nicht typisch für diesen hundertprozentig zuverlässigen Mann. Irgendwann verliert der Disponent die Geduld: »Also wirklich! Dann nehmen Sie endlich mal die Zähne in den Mund, vielleicht wird es dann besser …«
Antwort: »Daf geht nift. Die liegen am Nafttif!«
Wir haben uns diesen Brüller natürlich noch ungefähr zehnmal in der Kurzzeitaufzeichnung angehört. Nichts für ungut, verehrter Kollege. Es war wirklich nicht bös gemeint.
Der Einsatzleiter
Auch Einsatzleiter schießen zuweilen mal ein Eigentor – so wie dieser, der nach einem Verkehrsunfall zwischen einer Straßenbahn und einem Auto folgende Abschlussmeldung absetzte: »Pkw gegen Tram, Straßenbahn war nicht beteiligt.« Noch Fragen?
Die Nervensäge
Nervensägen schlägt man am besten mit ihren eigenen Waffen. Wie das geht, hat ein pfiffiger (mittlerweile pensionierter) Kollege mal sehr anschaulich in der alten Einsatzzentrale in der Münchner Hauptfeuerwache demonstriert. Dort stand ein Fernseher, auf dem jeden Abend die Tagesschau lief. Mitten hinein platzt eines Abends ein wenig beliebter Vorgesetzter mit hohem Führungsdienstgrad, der sich offenbar auf einen netten Fernsehabend in den Reihen der damaligen Disponenten eingerichtet hat. Genervtes Gemurmel, einige gehen sofort auf Tauchstation: »Der schon wieder …« Nur einem scheint die Sache Spaß zu machen: »Lasst mich mal machen. Wird schon!«, grinst der Kollege.
Sofort nach dem Wetterbericht schaltet er den Fernseher aus und das Radio an. Bayern 4 – Klassik. Und schon hat die Nervensäge eine steile Falte auf der Stirn: »Was ist denn jetzt los?«
Ohne mit der Wimper zu zucken, antwortet der Kollege mit großem Ernst: »Die Einsatzzentrale hört jetzt klassische Musik!«
Keine zwei Minuten später – alle behalten eisern die Fassung – verlässt der unbeliebte Gast die EZ und ward nicht mehr gesehen. Jedenfalls nicht mehr zum Fernsehen. Nervensäge und auch noch Kulturbanause – ganz böse Kombination …
Scrat lebt!
Die wohl verrückteste Eichhörnchenrettung Münchens ereignete sich an einem kühlen Oktobertag 2012 – also in der Zeit, in der die eifrigen Sammler vor dem ersten Schnee noch eilig ihre letzten Vorräte vergraben.
Eine Passantin meldet sich aus dem Münchner Stadtteil Giesing: »Ich hoffe, Sie halten mich jetzt nicht für verrückt, aber hier schaut ein Eichhörnchen aus dem Gullydeckel!«
Bitte? Seit wann leben Eichhörnchen in der Kanalisation? Ich frage mich, was die werte Dame heute wohl schon so alles getrunken hat. Oder kann sie vielleicht eine Ratte nicht von einem Eichhörnchen unterscheiden?
Ich habe ihr bitter Unrecht getan und entschuldige mich an dieser Stelle dafür. Denn mitten auf dem Gehweg neben einer belebten Durchgangsstraße ragt wahrhaftig ein rotes Eichhörnchenköpfchen aus einem der gusseisernen Löcher des Kanaldeckels. Die beklagenswerte kleine Kreatur ist in Panik, zappelt wild und fiept schrill. Ein
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