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NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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schloss die Tür und setzte sich in einen Sessel
daneben. Die Reisetasche, Kleidungsstücke und Utensilien auf dem Hotelbett
sahen nach Einpacken aus. Das Handy lag dort und lockte.   
    „Was
führt Sie eigentlich zu mir?“, hallte es aus dem Bad. „Hat sich noch etwas
Neues ergeben, oder möchten Sie gerne reden?“
    „Reden
ist immer gut“, sagte Greg.
    Ehe
Porfino das Zimmer wieder betrat, hatte er das Handy vom Bett genommen und die
Anrufliste aufgeschlagen. Porfino hatte sich in eine Anzughose, ein Unterhemd
und Sandalen geworfen. Er sah das Handy und ließ Ärger und Irritation erkennen.
    „Sie
hatten heute Morgen keinen Anruf“, verkündete Greg.
    „Was?“
    „Die
Polizei kann Ihnen gar nicht vor mir gesagt haben, dass Howard tot ist.
Grayland hat mir sofort Bescheid gegeben, nachdem sie davon erfahren hatte. Wer
sonst bei der Polizei würde Sie überhaupt mit Howard in Verbindung bringen? Sie
waren unterwegs. Der Anruf kann nur auf ihr Handy gekommen sein. Sie haben mir
ja auch damit zugewunken. Da steht aber kein Anruf in der Liste. Sie haben das
einfach nur erzählt, weil das einfacher ist, als überrascht zu tun.“
    „Ich
habe den Anruf aus der Liste gelöscht.“
    „Wieso
gerade den und die anderen nicht? Natürlich kann man das beim Provider
nachsehen lassen. Wussten Sie, dass das Datenschutzgesetz der Polizei nicht
verbietet, festzustellen, dass jemand keinen Anruf bekommen hat? Das
wird allgemein als Gesetzeslücke angesehen.“
    „Tatsächlich?“
    Greg
seufzte. „Ich will einfach nur einen Grund wissen.“
    Mit
seinem Handtuch wischte sich Porfino die letzte Feuchtigkeit aus dem Nacken.
Dann setzte er sich vor Greg auf das Bett und zeigte ein verzerrtes Grinsen.
    „Waren
Sie mal in Dallas?“
    „Nein.“
    „2027
haben wir das New City Museum eingeweiht. Es ist interaktiv. 32 Personen, die
irgendwas mit dem Attentat zu tun haben, sind dort als Wachsfiguren
ausgestellt. Man kann ihnen Fragen stellen und sie antworten. Das ist wirklich
clever. Da steckt ´ne Menge Arbeit drin, künstliche Intelligenz und so weiter.
Der Besucher soll sich aus den Antworten selbst ein Bild der Ereignisse
zusammenschustern, die natürlich widersprüchlich sind. Nicht einmal unsere
Berater, die sich die Antworten ausgedacht haben, wussten ja bisher, wer lügt
und wer nicht. Es gibt Auswertungen darüber, wofür sich die Besucher
interessieren, worauf ihre Fragen abzielen. Und fast immer ging es um eine
Regierungsverschwörung, manchmal auch um die Rache der Exilkubaner, die Sowjets
oder Castros Geheimdienst. Manche Leute fragen Lee Harvey Oswald auch, ob er
ein Nazi war oder was er mit Bin Laden zu tun hatte. Aber um solche
Bildungslücken zu schließen, haben wir das ja alles gemacht. In den letzten
paar Jahren haben wir dort 1,5 Millionen Besucher durchgeschleust. 62,3% davon
haben in Hotels in der Stadt übernachtet und Geld in Restaurants ausgegeben.
Wenn sie durch das Museum gelaufen sind, schauen sie sich noch das Denkmal am
Dealey Plaza an und gehen in die Mediakaufhäuser, um sich mit Büchern und
Filmen über das Attentat einzudecken, von Oliver Stone bis Duncan Jones. Und
dann gibt es natürlich Jazz in Deep Ellum, die Kunstmuseen, den Ticketverkauf
für die Cowboys, usw. Aber das alles funktioniert nicht mehr so gut wie früher.
Der Tourismus ist erst wieder in Schwung gekommen, seitdem wir das Attentat
dafür entdeckt haben.“
    „Und
deshalb haben Sie Howard umbringen lassen und meine Frau bedroht? Wegen der
Besucherzahlen in Ihrem verdammten Museum?“
    „Wer
braucht denn schon die Mafia?“, entgegnete Porfino und streckte die nach oben
gerichteten Handflächen von sich, als sei das ein guter Einwand. „Die Menschen
denken an Kennedy und lassen sich das Mysterium rund um den Mord auf der Zunge
zergehen, sie spekulieren, diskutieren und fantasieren. Wenn Sie wenigstens
etwas herausgefunden hätten, was in Richtung Regierungsverschwörung oder
Sowjets geht“, fuhr Porfino im vorwurfsvollen Ton fort, „aber die Mafia, so was
Simples? Der Präsident wurde umgebracht, weil er dem organisierten Verbrechen
auf den Nerv gegangen ist? Das ist alles? Wer braucht das schon?“
    „Deshalb
haben Sie sich überhaupt bei uns eingekauft. Sie wollten wissen, was wir für
Ergebnisse bekommen. Und je nachdem konnten Sie dann eingreifen oder nicht.“
    „Wenn
Sie mich fragen“, redete sich Porfino weiter in Rage, „können die Menschen
nicht mit einer Welt umgehen, in der es keine Geheimnisse mehr

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