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NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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gibt. Die
tatsächliche Wahrheit interessiert sie überhaupt nicht, sondern nur das, was
sie sich als die Wahrheit ausmalen. Sie und Ihre Leute mit den Zeitsonden, Sie
sind dabei, den Zweifel zu beseitigen und damit auch die Faszination, das Spiel
mit den Möglichkeiten. Tut mir leid, aber in unserem Fall hängt das Schicksal
einer ganzen Stadt daran.“
    „Sie
hätten die Aufklärung doch sowieso nicht aufhalten können. Andere Teams
arbeiten doch auch daran.“
    „Da
waren wir auch schon im Spiel. Im Endeffekt hätten alle Beteiligten
veröffentlicht, dass es nach wie vor keine zweifelsfreien Fakten gibt, weil man
einfach noch nicht die richtigen Personen mit den Zeitsonden beobachtet hat.
Ein paar neue Fakt-en, ein bisschen Öl ins Feuer der Spekulation. Dann hätten
Sie und alle anderen Teams verkündet, dass mehr Geld in andere Projekte gesteckt
werden muss, die präkolumbianischen Indianer, die Schlachten des
Unabhängigkeitskrieges, Clintons Liebschaften, was auch immer. Wir hätten uns
geeinigt, dass das Projekt mindestens zwei Jahrzehnte liegen bleibt. Das wäre
für uns genug Zeit gewesen, um in der Stadt andere Akzente zu setzen.“
    „Und
das hätten wir gemacht, weil Sie uns mit Hilfe Ihrer maskierten Schläger
eingeschüchtert hätten.“
    „Hmhm“,
machte Porfino, „tatsächlich ist es ja nur einer.“
    „Und
um mich einzuschüchtern, haben Sie Howard von diesem einen Schläger und Killer
umbringen lassen.“
    „Ja,
schon …“
    Die
Tür flog auf und Inspector Grayland proklamierte das Recht zu schweigen. Ein
grimmig dreinschauender Kriminaler zückte Handschellen. Greg stand auf und
griff in die Vortasche der Reisetasche. Dort war der Stick.
    „Woher
haben Sie das denn jetzt schon wieder gewusst?“, fragte Porfino perplex.
    „Ich
finde, in der kurzen Zeit, in der wir uns gekannt haben, waren Sie nicht
sonderlich originell.“
    Porfino
wurde, so wie er war, abgeführt. Greg gab Grayland die Wanze zurück und legte
anschließend den Stick in ihre Hand.
    „Der
ist für Sie, von Ermittler zu Ermittler.“
    Sie
sah auf das kleine Stück aus Plastik und Metall. „Und was soll ich damit
machen?“, fragte sie.
    „Kommt
darauf an, ob Sie gerne zweifeln oder nicht.“
    Dann
ließ Greg sie einfach stehen und fuhr nach Hause.
     
     
    Copyright
© 2012 by Arno Behrend
     
     
     

 

 
    1.  Der
Bericht
     
    Eine weitere Schicht
von neunzig Tagen liegt vor mir. Dass man die Besatzung der Station
zwischenzeitlich auf sechs Personen erhöht hatte, war darauf berechnet, den
Gruppenkoller, der sich in den drei Monaten, in denen man kein anderes Gesicht
zu sehen bekommt, unweigerlich einstellt, gegenüber den alten Viererteams etwas
abzuschwächen. Ich habe immer dagegengehalten, lieber mit ein oder zwei
Kollegen zusammen zu sein, deren Schweigsamkeit sich bewährt hat, als mit deren
fünf oder fünfzig - ab einer gewissen Schwelle ist das ganz egal -, denen man
nicht mehr aus dem Weg gehen kann. Deshalb bin ich froh, dass wir diesmal nur
zu dritt sind, verteilt auf einen Dreimal-Acht-Stunden-Turnus, so dass man sich
nur bei der Übergabe sieht und ansonsten seine Ruhe hat. Tom und Mike sind
geübte Eigenbrötler. Wir werden einander nicht lästig fallen. Jedenfalls bin
ich fest entschlossen, den CommCorder bis zur Ablösung nicht zu benutzen und
auch hier auf der Station keine falsche Geselligkeit aufkommen zu lassen.
    Ich habe mir
vorgenommen, die Ereignisse aufzuzeichnen, die sich kurz vor Ende der letzten
Schicht zugetragen haben. Ich glaube nicht, dass es später einmal
irgendjemanden interessieren wird. Selbst wenn es „später“ noch irgendjemanden
gibt.  Ebenso wenig bilde ich mir ein, diese Aufzeichnungen, wenn ich sie denn
einmal abgeschlossen haben werde, selbst wieder vorzunehmen. Ich schreibe auch
für mich selbst, nicht für irgendein „Später“. Aber ich muss diese Erlebnisse
niederlegen, bloßes Erzählen nützt nichts. Ich habe es mit Therapiedroiden
versucht, weil ich Menschen gegenüber nicht alles aussprechen kann. Ich muss
die Ereignisse und Gespräche dieser sonderbaren Nacht loswerden, sie verfolgen
mich seit einem Vierteljahr. Die ganze Urlaubsperiode hindurch, die einsam wie
selten war diesmal, habe ich an nichts anderes denken können, gingen mir die
illusionslosen Sätze nicht aus dem Kopf. Ich will es jetzt einmal in aller
Ausführlichkeit und nur für mich selbst beschreiben. Gut möglich, dass ich die
Datei hinterher sofort lösche. Warum hat uns noch niemand eine

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