NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)
Roman Hinter
den Mauern der Zeit , eine Hommage an Philip K. Dick (seine besondere
Befähigung zur Kollaboration hat Horst auch in gemeinsamen Büchern mit Andreas
Brandhorst und Ronald Hahn unter Beweis gestellt). Fast alles, was ich über
Literatur und das Schreiben gelernt habe, geht auf Anregungen und Belehrungen
durch Horst oder Ronald zurück. Die deutsche SF-Szene ist nicht denkbar ohne
die Pionierarbeit, die Ronald, Horst, H.J. Alpers, Wolfgang Jeschke und andere
Vertreter ihrer Autorengeneration geleistet haben. Meine intensivste
Zusammenarbeit mit Ronald begann aber erst, als wir 2002 gemeinsam mit Helmuth
W. Mommers ein neues deutsches SF-Magazin namens Nova aus der Taufe
hoben. Der SF-Boom in Deutschland war zu dieser Zeit längst im Abflauen
begriffen. Mit dem Ende der großen SF-Anthologien bei Heyne (in denen Wolfgang
Jeschke neben herausragenden Beispielen internationaler SF auch immer wieder
deutsche Autoren veröffentlichte) war der deutschen SF eine wichtige
Veröffentlichungsmöglichkeit verloren gegangen. Die Szene brauchte neue
Impulse, und wir ahnten damals noch nicht, das uns gelingen würde, woran viele
vor uns gescheitert waren: Eine dauerhafte Veröffentlichungsplattform für
zeitgenössische deutsche SF auf die Beine zu stellen. Ohne den Einsatz von
Ronald M. Hahn, der Produktion, Vertrieb und Buchhaltung jahrelang praktisch
allein schulterte, wäre dies nicht möglich geworden.
Heute,
knapp zehn Jahre nach der Gründung von Nova – bald haben wir Alien
Contact in Berlin als langlebigstes deutsches SF-Magazin eingeholt -,
müssen wir uns von Ronald Hahn verabschieden, der nach einer unglaublich
produktiven Karriere kürzer treten und die Zusatzbelastung durch ein solches
Magazin an Jüngere abgeben will. Der Abschied fällt in eine Zeit, in der eine
prägende und formende Generation deutscher SF-Schaffender nach und nach abtritt
und die Jüngeren sich in einer Szene zurechtfinden müssen, die vielleicht nie
wieder so sein wird, wie sie einmal war. Rainer Zubeil und H.J. Alpers gehören
zu den prominentesten Todesfällen in den letzten Jahren. Verdienstvolle
Kollegen wie Franz Rottensteiner und Horst Pukallus sind nur noch sporadisch
aktiv, und umso mehr wissen diejenigen, die sie kennen, jede ihrer neuen
Veröffentlichungen zu schätzen. Nicht wenige in der heutigen deutschen
SF-Szene, scheint mir, haben vergessen, was sie dieser Generation zu verdanken
haben, und beanspruchen Verdienste für sich, die nicht ihre sind. Fast schon
höre ich solche Leute fragen, warum einem Magazin wie Nova , das eine
Reihe von Redakteuren hat kommen und gehen sehen, der Ausstieg von Ronald Hahn
ein eigenes Special wert ist, und darauf gebe ich gern eine Antwort: Es ist,
natürlich und zunächst einmal, eine Würdigung für das Lebenswerk eine Mannes,
ohne den die kleine Autoren- und Grafikergemeinschaft rund um Nova nie
zusammengekommen wäre. In den folgenden Beiträgen, die Ronalds Karriere aus
verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, werden aber auch einige Stationen der
jüngeren deutschen SF-Geschichte umrissen und die immensen Leistungen angedeutet,
die Ronalds Generation von den Sechzigerjahren bis ins neue Jahrhundert für die
SF in Deutschland (und für die deutsche SF) erbracht haben. Es soll ein kleines
Dankeschön der jetzigen Nova -Macher an die Autoren, Herausgeber und
Übersetzer sein, ohne die wir nicht dort wären, wo wir sind.
Übrigens:
Auch wenn Ronald in Kürze in den Ruhestand tritt und wir literarisch
wahrscheinlich nicht mehr viel von ihm hören werden, heißt das noch lange
nicht, dass er sich auf die faule Haut legen will. Er ist dabei, die
Computertastatur gegen die Klampfe auszutauschen, und steht regelmäßig als
Sänger und Rhythmus-Gitarrist der famosen Oldie-Band Wupperkrampen mit anderen
Veteranen der Wuppertaler Musikszene auf der Bühne.
Copyright © 2012 by Michael K. Iwoleit
Wenn
ich mir Gedanken zu Ronald M. Hahn machen soll, muss ich mir zwangsläufig auch
Gedanken über meinen Werdegang als Science Fiction-Fan machen. Auch wenn es mir
erst sehr viel später aufgefallen ist, war Ronald mit seinem literarischen
Schaffen in meinem Leben schon präsent, als ich mit seinem Namen per se noch
gar nichts anzufangen wusste.
Irgendwann
Anfang oder Mitte der Achtziger muss es gewesen sein, als mir die Weltraumvagabunden -Bücher
von Ronald Hahn und Hajo Alpers in die Hände fielen. Diese Jugendbuchreihe
löste eine Art Initialzündung in mir aus, und das
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