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NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und Tag, wenn die Bewohner sich zu Bett begaben
und sogar die Tiere Schutz suchten, da herrschte für einen Sekundenbruchteil
absolute Stille. Albrecht liebte diesen Moment. Er war schon immer ein ruhiger
Mensch gewesen und konnte den Lärm und das Gewimmel der Nacht ebenso wenig
ertragen wie die mahlenden, gutturalen Schnarchgeräusche am Tag. Er wollte all
dem entkommen, sich  zu den Sternen flüchten, in die feurige Einsamkeit der
Sonne.
    Mit
Tagesanbruch trat er wieder ins Haus, indem er einen letzten, sehnsüchtigen
Blick auf das Tageslicht warf, bevor er die schwere Tür hinter sich fest
verschloss. Albrecht erkannte zum wiederholten Male, dass er seine Expedition
zur Sonne nur dann überleben konnte, wenn er seinen Messingkörper
perfektionierte.
    Und
so machte er sich mit neuer Energie an die Arbeit.
     
    In
der darauf folgenden Nacht erschien eine andere Taube. Er entschuldigte sich
ausgiebig für das Ausbleiben der Nachricht, aber die reguläre Taube habe sich
krank gemeldet, sie sei „gestresst“ (wohl eher wegen Glimpses Anwesenheit
verängstigt, wie Albrecht vermutete). Der neue Bote sah zwar fast genauso aus
wie der alte, aber er war wesentlich selbstsicherer und schien sich nicht
weiter um Glimpse zu kümmern. Seine Botschaft hingegen war identisch.
    „Aber
die letzte Übertragung war länger als die erste, richtig?“ drängte Albrecht.
    „Aye,
und viel erker“ bestätigte die Taube.
    „Erker?“
fragte Glimpse.
    „Ich
glaube, er meint stärker“ erklärte Albrecht.
    „Aye,
und überhaupt“ bestätigte die Taube.
    „Gibt
es Neuigkeiten von Professor Klepper?“
    „Noch
nicht“, sagte die Taube. „Ich habe nur gehört, dass er meint, es werde wohl
eine Weile dauern, um dieses Erdsel zu lösen.“
    „Rätsel.“
    „Aye.“
    „Also
gut. Sag Doktor Tidy, dass es mir sehr wichtig ist, weiterhin auf dem Laufenden
gehalten zu werden.“
    „Aye.
Ich bin dann mal weg.“
    Die
Taube flog davon und ließ Albrecht mit seinen Gedanken zurück. Er stand am
offenen Fenster, die Arme vor der Brust verschränkt und achtete weder auf den
Lärm noch den Trubel, der aus dem Dorf zu ihm hinauf drang. Er rieb sein
ehernes Kinn und ließ sein Babbage-Gehirn die Fakten analysieren. Er hoffte,
die richtigen Schlüsse gezogen haben, aber er traute sich nicht, auch
tatsächlich daran zu glauben.
    Hatte
er Kontakt zu einer fremden Rasse hergestellt? Hatten seine Übertragungen die
Grenzen der Realität überschritten und dahinter jemanden erreicht, so als hätte
er an eine Tür geklopft oder gegen eine Wand gehämmert? Stellten die
rätselhaften Signale den Versuch dar, einen Kontakt zu etablieren? Waren sie
die Antwort einer außerirdischen Rasse?
    Er
wandte sich Glimpse zu, um dessen Meinung einzuholen. Zwei Dinge überraschten
ihn. Erstens: Er stellte fest, dass ihn die Meinung der Mieze tatsächlich
interessierte. Zweitens: Die Mieze war nicht mehr da, sondern hatte sich still
und leise aus dem Zimmer geschlichen.
    Albrecht
zuckte mit den Schultern und verließ sein Zimmer, um sich wieder seiner Arbeit
zuzuwenden. Es dauerte nicht lange, da entdeckte er Glimpse. Der Kater saß im
Gang, den Körper auf den Boden und die Tatze fest auf eine Maus gepresst: Diese
wiederum war sichtlich bemüht, sich aus der für sie möglicherweise tödlichen
Situation zu befreien.
    „Glimpse,
sei nicht grausam und hör auf, mit dem Essen zu spielen.“
    „Ich
spiele nicht. Ich halte den hier nur als Geisel fest, bis seine Familie
auftaucht, um über die Freilassung zu verhandeln“, antwortete Glimpse.
    Albrecht
dachte einen Moment lang über den raffinierten Plan des Katers nach.
    „Ob
die das machen werden?“
    „Sieht
ganz danach aus.“
    Und
tatsächlich, aus einem Loch in der Teppichleiste krochen nacheinander fünf
Mäuse, von denen die erste schüchtern eine kleine weiße Fahne schwenkte.
Überrascht blickte Albrecht wieder zu Glimpse. Doch als er dessen grausames
Grinsen sah, beschloss er, das Weite zu suchen, bevor das Unausweichliche
passierte. Als er seine kalten, mit Nieten besetzten Schläfen berührte, spürte
er den ersten Anflug von Kopfschmerzen.
     
    So
sehr er sich auch bemühte, er konnte sich vor Schmerzen nicht konzentrieren.
Obwohl Schmerzen eigentlich nicht das richtige Wort war. Es war eher eine Art
Vibrieren, ein Summen, das unaufhörlich oszillierte, unterbrochen von schnellen
Stichen und intensivem Pochen. Er überlegte, dass es sich um einen Defekt in
der Mechanik seines Kopfes handeln

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