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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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rot an. „Was soll denn das
heißen?“
    „Das
bedeutet, dass sich die Föderation von uns lossagt, Bruder Federicus“, erklärte
der Abt mit einem bitteren Lächeln. „Und möglicherweise mehr als das …“
    „Was
denn noch?“ wollte Pater Theodorus wissen, der die Diskussion mit zunehmendem
Unbehagen verfolgt hatte.
    „Die
KIs könnten zu dem Schluss gekommen sein, dass wir ihren Plänen nur im Wege
stehen, deshalb der Hinweis auf die ‚notwendigen Schritte’. Maschinen kennen
keine Nachsicht und erst recht keine Barmherzigkeit, selbst wenn sie Gott
spielen.“
    „Das
ist nicht Euer Ernst, Vater.“ Pater Theodorus war blass geworden. „Ihr meint
tatsächlich …“ Er brach ab und starrte mit offenem Mund auf die Dielen zu
seinen Füßen. Der bläulich schimmernde Lichtkreis hatte einen Durchmesser von
einem knappen Meter, und schien in seinem Zentrum leicht zu pulsieren. „Wa …
was ist das?“
    „Wir
werden es erfahren“, sagte Abt Anselm di Torino mit brüchiger Stimme und
bekreuzigte sich. Sancta Maria, Mater Dei, ora pro nobis peccatoribus ...
    Dann
gab der Boden unter ihren Füßen nach.
     
     
    Es
war ausgerechnet Pater Benedict vorbehalten, die sterblichen Überreste der
Oberen zu entdecken. Nur wenige Funktionsträger der Societas
Custodum hatten Zutritt zu dem Sicherheitsbereich,
in dem Abt Anselm und seine Ratgeber die letzten Tage verbracht hatten. Nachdem
die im Vorraum bereitgestellten Speisen über 24 Stunden unberührt geblieben
waren, hatte Pater Lacertes, der Cellerar, Verdacht geschöpft und Benedict so
lange bedrängt, bis dieser nachgegeben und sich mit ihm auf den Weg zu
Bibliothek gemacht hatte.
    Das Sicherheitssystem ließ Benedict nach dem obligatorischen Irisscan passieren. Er
konnte hören, wie die Riegel zurückschnappten und die schwere Holztür
freigaben. Aus einem Impuls heraus bedeutete er Pater Lacertes zurückzubleiben.
Benedict glaubte, einen kalten Hauch zu spüren, als er nach der Türklinke
griff, aber das war vermutlich nur Einbildung, denn soweit er sich erinnern
konnte, war der Besprechungsraum stets angenehm temperiert gewesen. Dennoch
musste er sich zwingen, die Tür mit einem Ruck aufzustoßen, und prallte im
nächsten Augenblick entsetzt zurück.
    Es
war nicht die Gegenwart des Todes, die Benedict vor Schreck erstarren ließ,
dafür war er ihm schon zu oft begegnet. Was ihn jedoch bis in sein Innerstes
erschütterte, war der Ausdruck namenlosen Entsetzens auf den Gesichtern der
Toten – eines Grauens bar jeglicher Hoffnung auf Gnade oder gar Vergebung.
Benedict wusste natürlich nicht, was sie im Augenblick ihres Vergehens gesehen
hatten, aber er hatte eine Ahnung:
    Als
Mann des Glaubens sollte Euch allerdings klar sein, dass das Paradies ohne sein
Gegenteil nicht zu haben ist, hatte
der Abgesandte der Maschinen gesagt, aber das waren nur Worte gewesen – bis zu
diesem Augenblick.
    Was
er in den Gesichtern seiner dahingeschiedenen Brüder gelesen hatte, war und
blieb unaussprechlich, aber es genügte, um Benedict Leonardt fortan mit tiefer
Dankbarkeit für jeden Atemzug, jede traumverlorene Nacht und jeden Sonnenaufgang
in dieser Welt zu erfüllen und den Gedanken an ein Danach für immer zu
verbannen.
     
     
    Copyright © 2012 by Frank W.
Haubold
     

 

I ch
habe mich nicht darum gerissen. Als Werner mir den Brief vorlas, war ich echt
erschrocken. „Ich“, dachte ich, „wieso ich? Was hab ich verbrochen?“
    Werner
grinste. „Was ist los? Schon was Besseres vor?“
    „Nein“,
sagte ich, „bestimmt nicht.“ Ich versuchte auch zu grinsen, weil das von mir ab
jetzt erwartet wurde. Ich wollte mich schon einmal daran gewöhnen.
    „Also
dann“, sagte Werner und ließ mich an meinem Tisch sitzen. Immer wenn ich es
nicht vermeiden kann, an meinem Schreibtisch in der Redaktion zu arbeiten, bin
ich mit Becker konfrontiert. Becker feixte. Ich bedauerte wieder einmal, dass
meine berühmte Zeitung noch nicht den Weg der Konkurrenz gegangen war und die
Redaktion völlig mit Hilfe von Laptops und breitbandigen Internetanschlüssen
virtualisiert hatte.
    „Was?“,
fragte ich lauter als nötig.
    „Nix“,
sagte er, und feixte weiter.
     
     
    Ich
arbeite für eine berühmte Zeitung. Man kann sie überall kaufen, und das schon
seit fast zweihundert Jahren.
    Niemand
rechnet mehr ernsthaft damit, dass eine E-Mail, ein Fax oder ein Brief wirklich
irgendwo ankommen, wenn sie an die Adressen geschickt werden, die in einem
Zeitungsimpressum stehen. Haha, ein

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