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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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bemerkt zu haben schien, in seinem Monolog fort. „Aber irgendwann
muss irgendwo im Zeitwerk irgendetwas gewaltig schief gegangen sein, woraufhin
alles ein wenig durcheinander geriet, und dann ... na ja. Gerüchte besagen, der
ganze Schlamassel hätte etwas mit der Bannmauer zu tun, aber so genau weiß das
niemand.“
    Vor
dem Haus begann das Ungetüm aus dem Hochland damit, Kaffeemaschinen und
Eintagsautomaten umher zu scheuchen.
    „Die
Ironie daran ist, dass ich nichts dagegen unternehmen kann“, sprach Cutter zu
der Wand, vor der er stehen geblieben war. „Das Problem existiert zwar, ist
aber nicht lebendig, weshalb ich auf die Lebenden angewiesen bin. Statt euch
das letzte Geleit zu geben, muss ich euch am Leben halten, ohne zu wissen, ob
ich nicht selbst nur ein Teil dieser Groteske bin. Das ist ein Witz! Ich würde
mich ja totlachen, wenn ich’s nicht selbst wäre.“
    Ninive
hievte den Eimer mit dem Kalkbrei aus der Wanne und stellte ihn mit einem
gequälten Lächeln vor Cutter ab. Statt ihn jedoch zu nehmen, um seinen Inhalt
auszulöffeln oder auszutrinken, hob ihr Besucher lediglich seine Kutte ein
Stück an und stieg in den Behälter. Es waren keine Füße, die Ninive dabei für
einen kurzen Augenblick erkennen konnte, aber auch keine formlose Finsternis.
Irgendwie war es von beidem etwas, wobei es unentwegt seine Form änderte und
wieder zerfloss. Ninive schloss die Augen, als ihr von dem Anblick schwindelig
wurde, und schüttelte überfordert den Kopf. Entweder aß Cutter mit den Füßen,
oder das, was Ninive an ihm bisher für unten gehalten hatte, war in
Wirklichkeit oben.
    „Ich
verstehe nicht, wozu das gut sein soll“, gestand sie, als er begann, mit den
Füßen im Kalk zu stampfen.
    „Kosmetik.“
    „Zeigst
du mir, wie du wirklich aussiehst?“
    „Das
darf ich nicht, Ivi. Einzig jene, deren letzte Stunde geschlagen hat, können in
mein wahres Angesicht blicken. Und glaub mir, den wenigsten gefällt, was sie
dabei sehen.“
    Für
eine Weile lauschte Ninive den Geräuschen aus dem Garten, dann fragte sie: „Sag
mal, hast du das Wort Genetrix schon einmal gehört?“
    Cutter
hielt für einen Moment inne. „Hmm ... ja, aber das ist sehr lange her.“
    „Ist
das ein Name, oder ein Ort?“
    „ Halichondria
genetrix war eine Art Tier“, erklärte Cutter. „Aus dem goldenen Zeitalter.
Es lebte im Meer und verbrachte nahezu sein gesamtes Leben damit, an ein und
derselben Stelle zu sitzen und Wasser zu strudeln.“
    „Ach,
ein Tier ...“ Ninive warf einen verstohlenen Blick aus dem Fenster. Ihr
monströser Besucher robbte vor dem Haus auf und ab und war auf dem besten Wege,
den Garten umzupflügen. „Wie sah so ein Genetrix-Tier denn aus?“
    „Na
ja, wie fast alle seiner Art: Mehr breit als hoch und ziemlich unförmig, im
Sommer rot oder gelb, im Winter grün, blau oder grau.“
    „Hatte
es Kufen?“
    „Kufen?
Nein, Poren und Röhren natürlich. Damit konnte es ...“ Cutter schwieg einen
Moment, dann fragte er verdutzt: „Wie kommst du denn auf Kufen?“
    Ninive
seufzte schwer. „Schau’s dir selbst an“, sagte sie und deutete aus dem Fenster.
    Cutter
stieg aus dem Eimer und trat lautlos heran. „Potztausend!“, staunte er, als er
den unförmigen Apparat im Garten erblickte. „Wo kommt das denn her?“
    „Hab’s
im Hochland gefunden“, erklärte Ninive. „Ist mir nachgelaufen.“
    „Das
muss ich mir unbedingt näher ansehen.“ Er machte einen Schritt vorwärts und war
durch die Wand verschwunden.
    „Oh,
Cutter!“, rief Ninive genervt und rannte aus der Küche. Es gab Augenblicke, in
denen sie nichts sehnlicher wünschte, als einige der Fähigkeiten ihres
Besuchers zu teilen. Dann müsste sie nicht durchs halbe Haus rennen, um ihm zu
folgen. Als sie im Garten ankam, war Cutter bereits dabei, das Metallungetüm
eingehend zu inspizieren. So ganz geheuer schien diesem die Neugierde der
Kuttengestalt jedoch nicht zu sein, denn es war bemüht, ihr beharrlich die Frontpartie
zuzuwenden.
    „Vielleicht
ist sein Besitzer gestorben“, sagte Ninive. „Oder hat es ausgesetzt.“
    „Gut
möglich“, murmelte Cutter. „Vielleicht ist es aber auch einfach nur
ausgebüchst.“ Er schwieg einen Moment, dann fügte er hinzu: „Was allerdings bedeuten
würde, dass wahrscheinlich jemand nach ihm sucht ...“
    „Möglicherweise
kann man ja darauf reiten.“
    „ Reiten ?!
Ivi, das ist ein Urwelt-Vehikel! Die wurden nicht zum Reiten gebaut.“
    „Du
lieber Himmel“, entfuhr es Clogger,

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