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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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der gemeinsam mit Luxa in der Haustür
aufgetaucht war. „Ist das der neue Landschaftsarchitekt?“
    Das
Ungetüm richtete sich plötzlich auf, als hätte es eine Witterung aufgenommen.
Sekundenlang stand es reglos auf der Stelle, dann wandte es sich um und robbte
davon, über Ninives Beete hinweg geradewegs in den Wald. Das Krachen im Gehölz
war noch zu hören, als es längst nicht mehr zu sehen war.
    „Scheint,
als habe es irgendeine Art von Signal empfangen“, staunte Cutter.
    „Es
hätte wenigstens außen herum kriechen können“, ärgerte sich Ninive beim Anblick
der Schneise, die es durchs Unterholz gewalzt hatte.
    Cutter
blickte hinauf in den Abendhimmel. „Das ist wahrlich erstaunlich. Sollte nach
so langer Zeit tatsächlich noch ...“ Er ließ den Rest des Satzes offen.
    „Nach
so langer Zeit tatsächlich noch was?“, hakte Ninive nach.
    „Ach,
nichts“, winkte Cutter ab. „Nur so ein Gedanke.“
    „Es
hätte zumindest den Waldweg benutzen können“, ärgerte sich Clogger.
„Andererseits produziert es gerade reichlich Brennholz für Guss ...“
    „Prächtig,
prächtig!“, rief der Ofen, den der Radau ebenfalls an die Tür gelockt hatte.
„Das lobe ich mir!“
    Ninive
lauschte dem leiser werdenden Bersten und Brechen. „Das sah fast so aus, als
wäre es von irgendwoher gerufen worden“, murmelte sie.
    „Funk“,
erklärte Guss. „Habe vor langer Zeit mal etwas darüber gelesen. Hat irgendwie
mit Frequenzen zu tun. Wurde in der alten Welt zum Reinigen von Schmelzöfen
verwendet, war aber auch eine Methode, um Signale mit etwas zu übertragen, dass
sie Radiowellen nannten. Der Richtung nach, in die das Metallungeheuer sich
bewegt, müsste diese Wellenmaschine irgendwo im Hochland stehen.“
    Ninive
sah auf die Bresche, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und eilte zurück ins
Haus. Als sie wieder vor die Tür trat, trug sie ihren Mantel und ihren Rucksack.
    „Was
hast du vor?“, fragte Cutter.
    „Ich
will wissen, warum dieses Ding es so eilig hat“, brummte sie im Vorübergehen.
„Und wohin es rennt.“
    „Na,
ob das eine kluge Idee ist, Ivi“, rief Clogger ihr nach.
    „Ich
habe das Recht zu erfahren, wem dieses Ungetüm gehört“, rief Ninive über ihre
Schulter, während sie auf die in den Wald gewälzte Bresche zulief. „Und warum
er sich hier herumtreibt! Niemand hat in meinem Land irgendwelche Signale zu
senden, die nicht für mich bestimmt sind, oder Urweltmaschinen durch meinen
Garten zu lenken, die nicht von mir beseelt wurden! Ich habe in den Hügeln
sowieso noch etwas zu erledigen.“
     
     
    Der
Wald war lichter geworden. Im Schatten der Virolen und ihrer riesigen,
rotbraunen Blätter tummelten sich Diodenfalter und Motordachse. Es würde nicht
schwer sein, das Metallungetüm aufzuspüren. Ninive brauchte nur den Furchen im
Boden zu folgen. Die Schneise, die der Metallkoloss geschlagen hatte, rief in
ihr eine unschöne Erinnerung daran wach, wie vor Jahren ein hundertblättriger
Elektrowälzer sein Unwesen in den Wäldern getrieben und dabei fast identische
Spuren der Zerstörung hinterlassen hatte.
    Innerhalb
weniger Minuten hatte Ninive den Ringwald durchquert und freien Blick auf die
Ebene, doch obwohl der Vorsprung des Ungetüms nicht groß gewesen sein konnte,
war jenseits der Baumgrenze nichts mehr von ihm zu sehen. Die Richtung, in die
seine Schleifspur führte, verhieß zudem nichts Gutes.
    Um
Ninive herum erstreckte sich Grassteppe, soweit das Auge reichte. Manchmal
trieb der Wind die Wolken so tief über das Marschland, dass man glaubte, nur
einen Arm in die Luft strecken zu müssen, um sie berühren zu können. Blickte
man nach Südwesten, schien die Ebene an kein Ende zu gelangen. Wie die Dünung
eines Meeres wogte das Gras bis zum Horizont und darüber hinaus, sporadisch
überragt von schmalen Baumstreifen, die längst versiegte Wasserläufe säumten.
Es gab so wenige Landmarken, dass man sich zu verirren drohte, sobald man nur
ein paar Kilometer weit geradeaus lief, und war genötigt, auf Baumstümpfe zu
klettern, um sich zu orientieren. Selbst die schwersten Schritte hinterließen
in diesem grünen Ozean keine Abdrücke, denn das Gras federte stets zurück und
stand wieder aufrecht wie zuvor.
    Sich
in den von Makula-Tieren abgeweideten Schneisen zu bewegen, war die sicherste
Methode, um die Ebenen zu durchstreifen. Die schwerfälligen Kolosse hatten ein
untrügliches Gespür dafür, wo der Untergrund sicher war und wo nicht. Hier und
da reckte ein

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